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Lieber Leser, liebe Leserin,
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vor fast vier Wochen haben wir uns von Ihnen in die Sommerpause verabschiedet auch mit dem Ziel, in Ruhe und Abgeschiedenheit arbeiten zu können, und was ist draus geworden? Gute 1.000 Kilometer hat unsere Vorsitzende in der Zwischenzeit zurückgelegt, ist nach West und nach Ost geeilt, wo es in Sachen Wildtiere gerade brannte.
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Einer dieser Brandherde war die Kürnach. Dort sollte es um das Überleben der akut von Inzucht gefährdeten Rotwildpopulation gehen und darum, wie der genetische Austausch zu anderen Rotwild-Vorkommen gesichert werden kann. Doch ein Gesprächstermin mit Betroffenen, Fachleuten und dem zuständigen Minister wurde zu einer –unfreiwilligen, aber vorhersehbaren – Satireveranstaltung inklusive Waldkönigin mit Holzkrone im bäuerlichen Fichtenforst. Um endlich zu einem konstruktiven und zielgerichteten fachlichen Austausch mit dem durchaus gut informierten und interessierten Minister zu kommen, haben wir einen Forderungskatalog an das Ministerium geschickt.
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Ein weiterer Brandherd, von dem wir hier noch berichten werden, ist natürlich Gerlos in Tirol, wo im Juli ein Trupp Förster rund ein Dutzend Stück Rotwild aus einer steilen Felswand rausgeknallt hat - und dann bei der Bergung des Wildes total versagte. Wir recherchieren.
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Auf unseren Schreibtischen fanden wir nach der "Pause" jedenfalls ein Potpourri an schönen wie auch äußerst unschönen Meldungen vor. Beginnen wir mit dem Positiven: Zwei Projekte kümmern sich um das Wohlergehen unserer Bäche und Flüsse, davon eins - das mit den "Gewässern dritter Ordnung" - in besonders angewandter Weise:
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Der Landesfischereiverband bietet Organisationen und Gemeinden Unterstützung dabei an, wenn sie kleinere Gräben oder Bäche renaturieren wollen. Das finden wir absolut großartig, denn solche Gräben und Bäche durchziehen in zahlloser Zahl unsere Landschaft und sind am unmittelbarsten von Gifteinträgen, Bodenerosion oder vom Trockenfallen betroffen. Vielleicht gibt es auch in Ihrem Umfeld ein solches Gewässer, dessen Wiederbelebung Sie mithilfe des LFV anstoßen könnten? Dann Ärmel hochkrempeln und los!
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Erfreulich war für uns auch, dass das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) auf unsere Kritik in Sachen Seuchenprophylaxe reagiert hat. Man hat uns versichert, dass alle Mitarbeiter ihr Bestes gäben, und hat uns eine Führung durch die Labore vor Ort angeboten. Wir werden sie natürlich annehmen und uns gründlich informieren! Außerdem hat man uns den Weg zu weiteren Kontaktinfos gewiesen, so dass es für Sie draußen künftig leichter werden sollte, Tierkadaver zur Untersuchung zu bringen oder zumindest den passenden Ansprechpartner zu finden.
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Geschmunzelt haben wir über die Meldung aus der Wissenschaft, dass die Schwammerl-Forschung jetzt pfiffigerweise auf Luftpost umgestiegen ist.
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Eher geschockt hat uns dagegen, was wir in Sachen PFAS herausgefunden haben. Sie erinnern sich, das ist diese schädliche "Ewigkeitschemikalie", die sich in der Umwelt, in Tier- und Menschenkörpern anreichert und nie wieder weggeht. Die EU hatte ein Verbot dieses Gifts geplant - und hat damit indirekt ans Licht gebracht, dass PFAS keineswegs ein Relikt überkommener Produktionsweisen ist, wie man meinen möchte. Es ist vielmehr laut der maßgeblichen Industriezweige ein elementarer Baustein wichtiger "Zukunftstechnologien" im Zuge des Klimawandels! Unsere vermeintlich grüne Zukunft hängt zu einem guten Teil von der Nutzung dieses Giftes ab!
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Ähnliche Auswirkungen, nämlich die Zerstörung hoher Naturgüter für immer, könnten die aktuellen Ausbaupläne der TIWAG im Platzertal in Tirol haben. Zum Glück sind verschiedene Umweltorganisationen vor Ort und kämpfen für den Erhalt des einmaligen Hochtales. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
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Wir vom Wilden Bayern wühlen uns weiter durch die Vorkommnisse dieser Zeit. Auf unserer Agenda steht nach wie vor auch die neue Schonzeitaufhebungs-Verordnung in Bayern. Die Einspruchsfrist für Verbände ist abgelaufen, etwas kurz, etwas unbemerkt von vielen Naturschutzvereinigungen, aber vermutlich auch nicht schlimm. Denn die von der Regierung von Oberbayern ausgelegten Informationen waren sowieso unvollständig und fehlerhaft. Wir bereiten uns daher auf eine Klage vor, wenn die höhere Jagdbehörde (die sich neuerdings auch ohne jegliche Zuständigkeit "Forstbehörde" nennt) dieses Gemurkse tatsächlich in eine Verordnung gießen will.
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Vorher jedoch findet unsere Wildes Bayern-Führung im Franz Marc-Museum zum Thema "Das Reh fühlt" statt. Die Teilnehmerliste ist voll, und wir freuen uns, Sie dort begrüßen zu können. Für die nächsten Monate haben wir aber auch noch zwei sehr interessante Fachveranstaltungen aufgetan, die im Oktober und im Januar anstehen. Schauen Sie mal auf unsere "Save the dates"!
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Herzliche Spätsommergrüße,
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Ihr Team vom Wilden Bayern
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Save the date: Weideprojekt-Tagung
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Die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) veranstaltet am 16. und 17. Oktober in Cham einen Jahrestag der Beweidung mit hoch interessanten Referenten. Das Kernthema lautet: Beweidungsprojekte richtig planen. Der „Jahrestag der Beweidung“ der ANL richtet sich vor allem an Praktikerinnen und Praktiker aus Naturschutz, Landschaftspflege, Land- und Forstwirtschaft, die naturschutzorientierte Beweidungsprojekte umsetzen und betreuen sowie an Behördenvertreterinnen und -vertreter, …
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Zum Tag der Fische: Tolles Projekt des Fischereiverbands
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Der 22. August ist der Tag der Fische, was wir ziemlich gut finden, denn an die Fische denkt man viel zu selten, obwohl es ihnen sehr schlecht geht. Der Landesfischereiverband Bayern (LFV) teilt mit, dass bundesweit mehr als die Hälfte aller heimischen Süßwasserfische laut neuer Roter Liste gefährdet oder bereits ausgestorben sind. Dagegen will der Verein etwas tun. Er hat …
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Erneut Sorge ums Platzertal in Tirol
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Der Tiroler Energieerzeuger Tiwag will im Platzertal einen Stausee mit 120 Meter hohem Damm errichten, um mittels Wasserkraft Energie zu erzeugen. Das Wasser fließt dort allerdings nicht mal von alleine hin: Im Pumpbetrieb würde Wasser vom Gepatschspeicher ins Platzertal gepumpt werden, um dann im neuen Kraftwerk Versetz am Fuß des Gepatschspeichers abgearbeitet zu werden. Für diese ineffiziente Stromerzeugung soll ein …
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Seuchenprophylaxe à la Freistaat UPDATE
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Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat auf unseren Blog reagiert und freundlicherweise mit uns Kontakt aufgenommen. Uns wurde eine Führung durch die Institute angeboten, die wir selbstverständlich annehmen werden. Unter anderem haben wir auch erfahren, wie man auf der Homepage die richtigen Ansprechpartner und Hinweise findet, wenn man mit einem toten Wildtier in der Landschaft steht und nicht weiß, …
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"Klimafreundliche" Energie dank Giftschleudern?!
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Das Land Rheinland-Pfalz hat kürzlich bekannt gegeben, dass offenbar alle Wildschweine so hohe chemische Belastungen in der Leber tragen, dass man diese gar nicht mehr verzehren sollte. Konkret geht es um die so genannte "Ewigkeitschemikalie" PFAS, also die perfluorierten und polyfluorierten Alkylsubstanzen. Sie sind zum teil toxisch und umweltschädlich, nur schwer abbaubar und reichern sich sowohl im Wasser und im …
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Ferientipp: Die Schwarzwaldgams besuchen!
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Also wir selbst haben leider grad keine Zeit, um den Schreibtisch mit einem wunderbaren Bergpfad zu tauschen, aber falls einige von Ihnen noch im Urlaubsmodus sind, wäre der Gams-Lehrpfad bei Todtnau im Schwarzwald sicher ein schönes Reiseziel! Dass es überhaupt Gämsen in diesem Mittelgebirge gibt, ist ja noch längst nicht allen bekannt, und sie werden wunderbarerweise auch als touristisches Highlight …
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Schwammerl-Forschung via AirMail
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Wissenschaftler aus Finnland und Deutschland sind auf eine irre Idee gekommen, wie sie einen besseren Überblick über die Artenvielfalt der Schwammerl gewinnen können: Sie suchen sie nicht mehr mühselig am Boden, sondern sie filtern die Luft nach ihren Sporen. Ein erster Testlauf fand auch im Nationalpark Schwarzwald statt. Dort und am Wilden See hat im Zeitraum von Frühjahr 2018 bis …
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SAVE THE DATE: Tagung der Igel- und Wildtierstationen
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Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) veranstaltet am 18. und 19. Januar 2025 in Berlin eine Austausch- und Weiterbildungsveranstaltung für Igel- und Wildtierpflegestationen. Die Präsenz-Veranstaltung richtet sich an alle Personen, die beruflich oder ehrenamtlich in der Igel- oder Wildtierpflege tätig sind. Es sollen generelle und aktuelle praxisbezogene Probleme in der Pflege von Igeln und anderen Wildtieren miteinander diskutiert und …
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Projekt will Flüsse frei fließen machen
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Auch auf unsere Gewässer, auf Fische und Muscheln wirkt sich der Klimawandel aus. Wer zum Beispiel sieht, wie die Amper bei Thurnsberg und andere Gewässer von Sturmwürfen der letzten Jahre komplett "entkleidet" wurden und sich jetzt mit minimalem Wasserstand unter sengender Sonne dahin schlängeln, dem wird schmerzlich bewusst, dass sich für die darin lebenden Arten ihr Lebensraum gravierend verändert und …
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UPDATE Rotwild in der Kürnach - Staatsministertermin
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Ein Vor-Ort-Termin mit Staatsminister Hubert Aiwanger, Waldbesitzern und Jägern in der Kürnach am 8. August hat leider nur die tiefen, sinnlosen Gräben aufgezeigt, die hier rund um Wald und Wild bestehen. An zwei Besichtigungspunkten wurde diskutiert, dass die Fetzen flogen, ein dritter geplanter Besichtigungspunkt in der Kürnach selbst, wo es hätte um Gams- und Rotwild gehen sollen, wurde aus Zeitgründen …
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