Header_NL_WB
Lieber Leser, liebe Leserin,

mal unter uns: Sind wir vielleicht froh, wenn die "Stade Zeit" vorbei ist. Angeblich soll es dann ja ruhiger werden. Aber wissen Sie zufällig, wann das sein und wie das gehen sollte? Da wären wir schon echt froh drum.

2024 war ein Jahr mit heftigen Auf und Abs für Bayerns Wildtiere, und somit auch für uns. Schon im Frühjahr hatten wir alle Hände voll zu tun, weil wir einerseits die praktische Kitzrettung aufgenommen haben, andererseits in einigen Fällen Anzeigen erstatten mussten, wo Landwirte bei der Mahd allzu fahrlässig vorgegangen waren und Wildtiere grausame Tode starben. Wir kämpften gegen Schonzeitverkürzungen, Nachtabschüsse und natürlich die ganzjährigen Schonzeitaufhebungen. Als sintflutartige Regenfälle Menschen und Tiere in Not brachten, forderten wir die Landratsämter zur Einstellung der Jagd auf. Im Herbst schließlich erreichten uns mehrere Gerichtsentscheide, die unserer Position, dass es nicht egal ist, wie man mit Wild und Natur umgeht, absolut Recht geben.

Aber auch das, so scheint es, müssen wir noch einmal vor die höchsten Gerichte Deutschlands bringen.

Viele von Ihnen haben uns ja eng begleitet in den letzten zwei Wochen, und Sie haben mitbekommen: Wir kamen nicht mal dazu, unseren vor Gericht erstrittenen Erfolg - die Schonzeit für die Gams - am 15.12. mit ein paar wenigen Unterstützern zu feiern, bevor schon der nächste Schuss losging: Die Regierung von Oberbayern hatte zu Mitternacht desselben Tages eine Nachfolgeverordnung in Kraft gesetzt, und das Drama begann von vorne.

Naja, nicht ganz. Natürlich haben wir vom Wilden Bayern sofort geklagt, und auch ein plötzlich zu Leben erwachter Jagdverband ist der Regierung in den Arm gefallen.

An dieser Stelle eine Entschuldigung an all jene, die am 16.12. unsere Nachricht über die anstehende BR-Sendung zu Jagd- und Schonzeiten zu spät erhalten haben. Aber wir wurden selbst erst am selben Vormittag darauf aufmerksam gemacht - anders als andere Verbände, die offenbar ausreichend Vorlaufzeit hatten, ihre Funktionäre an vorderster Front zu platzieren, bevor es losging. Dass sich hier sogar einer telefonisch äußerte, der das Thema beruflich bei einer Behörde bearbeitet, ist überraschend und wird Nachfragen nach sich ziehen.

Das Thema Jagdzeiten wird uns also ins neue Jahr begleiten, und unser Ziel wird es sein, der Gams überall ihre Schonzeit zurück zu erobern. Bitte begleiten und unterstützen Sie uns auf diesem Weg - gerne mit einer Spende, denn uns stehen sicher noch einige kostspielige gerichtliche Kämpfe bevor.

Kämpfen muss derzeit auch das Landratsamt Oberallgäu, denn es hat mit einer Allgemeinverfügung zur Entnahme von Bibern wohl übers Ziel hinaus geschossen. Der Bund Naturschutz hat mit einer Klage erstmal Erfolg gehabt, und Wildes Bayern hat sich in einer Stellungnahme ebenfalls gegen die aus unserer Sicht tierschutzwidrige Regelung gewandt. Wir informieren Sie, wie es weitergeht.

Passend dazu wurde übrigens fast zeitgleich über die Medien bekannt, dass in Kalifornien ein Gesetz für den Schutz und die weitere Ausbreitung von Bibern beschlossen wurde. Dort gelten sie nämlich weniger als Schädlinge als vielmehr als Unterstützer im Kampf gegen Hitze, Trockenheit, Klimawandel und Artenschutz. Ein sehr schöner Ansatz im Umgang mit heimischen Tieren, den wir uns für viele Arten in Bayern ebenfalls wünschen würden!

Noch nicht das letzte Wort gesprochen ist auch in Unterammergau, wo sich Wildes Bayern gegen einen reusenartigen Zaun einsetzt, in dem sich immer wieder Wildtiere fangen und dann auch umkommen oder schwerverletzt erlöst werden müssen. Das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen findet zwar bis jetzt nichts an dem Machwerk zu beanstanden, aber wir bleiben dran und kämpfen weiter darum, dass diese Wildtierfalle beseitigt wird.

Ebenfalls noch nicht vorbei ist das Ringen um den Schutz des Bergs Hoher Ifen. Eine erste Entscheidung besagt, dass die Ausdehnung des Sommerbetriebs der dortigen Seilbahn dem FFH-Schutz keinen Abbruch tue... das sehen nicht nur wir als Naturschützer anders. Es bleibt spannend.

Froh sind wir über die Entscheidung eines Staatsanwalts, der einem Landwirt 1.000 Euro "Buße" auferlegt hat, weil dieser Rehkitze zermäht hat. Der Mann und seine Frau gaben an, die Wiese abgesucht zu haben, ihnen sei aber "nichts aufgefallen". Tja, genau das ist leider das Prinzip der Kitze: Auffallen bringt den Tod! Deshalb sind sie so gut getarnt und drücken sich so eng unter Grasbüschel, dass selbst erfahrene Helfer oft beinahe drauf treten, wenn sie sie suchen. Eine Suche mit der Drohne hatte der Landwirt aber entgegen dem Rat eines Jägers nicht für nötig befunden.

Liebe Leserinnen, Leser und Freunde, Sie merken schon, nach dem Kampf ist vor dem Kampf für Wildes Bayern. Aber es ist auch wenige Tage vor Weihnachten, und wir pausieren jetzt mit diesem Newsletter erstmal bis in die zweite Januarwoche.

Natürlich lassen wir Sie in dieser Zeit aber nicht allein: Neben den oben angesprochenen Themen finden Sie in diesem Blog reichlich Material aus der Wissenschaft, das zu lesen sich absolut lohnt. Besonders bereichernd sind die Beiträge über Kadaverökologie und Raben, über Eichhörnchen, Insektenschutzgebiete, wandernde Kröten und den Taxiservice weidender Tiere für Pflanzen und Kleintiere.

Sollte Ihnen dennoch fad werden, laden wir Sie herzlich ein, auf unserer Internetseite weiter zu stöbern: Im Blog, unter den verschiedenen Fachthemendossiers oder im Shop.

Wir wünschen Ihnen und unseren Wildtieren, dass wir alle an Weihnachten zur Ruhe kommen, dass sich mit den Schneeflocken auch die Aggression und die aufgeheizte Stimmung legen, und dass der eine oder andere Verantwortungsträger unseres schönen Bayern doch nochmal in sich geht.

Bleiben Sie gesund, damit wir uns erholt und tatkräftig im neuen Jahr wieder begegnen können.

Herzliche Weihnachtsgrüße,
Ihr Team vom Wilden Bayern

Die "Ubers" von der wilden Weide

Die Klette ist ein echtes Erfolgsmodell der Evolution. Als Pflanze ist sie hart im Nehmen und wächst auch an festgetrampelten Wegrändern. Am ausgeklügeltsten ist jedoch ihre Verbreitungsstrategie: Die Samen haben kleine Widerhaken und halten sich an allem fest, was nicht gerade glatt wie Plastik ist. Zack, hat man die Klette am Hosenbein, im Hundefell oder im Haar, und oft reist …

Mehr erfahren
Braunes Kuhfell, in dem sich zahlreiche Kletten festgesetzt haben

Kitze zermähen kostete Landwirt 1.000 Euro

Ein Landwirt aus dem Landkreis Traunstein hat im Sommer seine Wiesen gemäht, ohne sie vorher mit einer Drohne auf Wildtiere abzusuchen, was ein Jäger ihm dringend empfohlen hatte. Davon berichtet innsalzach24.de. Nachdem dabei zwei Kitze getötet und eins verletzt wurden, fanden sich Jäger und Landwirt vor dem Amtsgericht Traunstein wieder. Der Staatsanwaltschaft zeigte viel Verständnis für die Situation der Bauern, …

Mehr erfahren
In einem gemähten Kleefeld liegen Teile eines Wildtiers

Staatsjagden - wird weiter gehetzt?

Am 18.12. hat uns eine anonyme Anzeige erreicht, deren Inhalt uns leider nur wenig überrascht hat. Am 14.12. hatte laut dem Schreiben in einem nordbayerischen Revier der Staatsforsten "eine mehrstündige Treib- und Hetzjagd mit circa 20 hochläufigen Hunden und einer überhöhten Zahl an Treibern" stattgefunden.  Es wurde laut dem Anzeigenden über 100 Rehe und über 50 Wildschweine getötet, Frischlinge im …

Mehr erfahren
Szene nach einer Drückjagd: Ein Mann in einer orangenen Jacke mit dem Logo des Ökologischen Jagdvereins entfernt sich nach rechts. Links im Hintergrund bearbeiten andere Leute Wildkörper von Reh und Wildschwein. Ein Rehwildkörper ist seitlich aufgerissen, Innereien hängen heraus.

UPDATE Tierleid an Zaun bei Unterammergau

Am 12. Dezember hat der Merkur das Thema "Zaun in Unterammergau" nochmal aufgegriffen. Dem Beitrag zufolge haben vier von fünf Abteilungen im Landratsamt die Vorwürfe von Wildes Bayern als "haltlos" abgetan. Bei dem einfach so in die Landschaft gestellten, offenen Zaun handele es sich schließlich nicht um Schlingen, die darauf zielen, Wild zu fangen. Der Zaun sei auch kein Abfall, …

Mehr erfahren
Ein Hirsch mit liegt tot vor einem Zaun

Das spannende Beziehungsgeflecht am Kadaver

Die so genannte Aas- oder Kadaverökologie ist für uns vom Wilden Bayern ein unerschöpfliches, spannendes Thema. Es ist ein bisschen so wie bei den Kadavern selbst: Da ist nicht nur interessant, zu beobachten, wer sie nutzt, sondern noch viel mehr, was sich zwischen den einzelnen Nutzern entspinnt und welche Folgen das hat (zum Beispiel Verhaltensänderungen). Dieter Haas stellt uns dankenswerterweise …

Mehr erfahren
In einem Gehege frisst ein Wolf, drei Krähen stehen in der Nähe

Biberabschuss im Oberallgäu: Nur auf rechtlicher Basis!

Das Landratsamt Oberallgäu hatte am 11. September 2024 erneut eine generelle Abschussgenehmigung für geschützte Biber in einem großen Einzugsbereich des Landkreises erlassen. Nach dieser Allgemeinverfügung wäre nicht mal erforderlich gewesen, überhaupt zu prüfen, ob Schäden oder Gefährdungen durch die Biberaktivität auftreten. Gegen eine gleichlautende Allgemeinverfügung hatte der Bund Naturschutz in Bayern (BN) bereits geklagt und mit seiner Klage auch Recht …

Mehr erfahren
Ein Biber sitzt am Ufer eines Gewässers und beißt Äste

UPDATE Schonzeitaufhebung - neue Verordnung wider das Recht?

Freitag, der 13. Dezember, war ein symbolisch schwarzer Tag fürs Bergwild - aber auch für unseren Rechtsstaat. Denn die Regierung von Oberbayern hat an diesem Tag tatsächlich eine Nachfolgeversion der so genannten Schonzeit-Aufhebungs-Verordnung veröffentlicht - und dabei die geltende Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts einfach ausgeblendet. In ihrer Äußerung an die Presse stützt die Regierung ihr Vorgehen vielmehr auf ein ehemaliges Urteil …

Mehr erfahren
Fünf junge Gemsen springen einen leicht mit Schnee bedeckten Berghang hinauf

UPDATE - Sommertourismus am Ifen rückt näher

Der Protest war gut begründet, gut aufgestellt - doch er wurde nicht gehört, und jetzt prüfen die Naturschützer bereits eine Beschwerde. Der Sommertourismus am Ifen mit Betrieb der Ifen-Bahn in Abschnitt II ist ein Stück näher gerückt, da eine Umweltprüfung ergab, dass er das Natura2000-Gebiet nicht erheblich beeinträchtigen würde. Den entsprechenden Bescheid findet Ihr hier und mehr Infos hier …

Mehr erfahren
Schroffer, felsiger Gipfelbereich eines Berges

Sind Kröten Schönwetterwanderer?

Gerade dieser Tage geht es mir ganz genauso wie den Kröten im schweizerischen Grindelwald: Bei allzu garstigem Wetter gehe ich nicht aus - und sei die Fete noch so verlockend. Das Beispiel ist nicht an den Haaren herbeigezogen sondern Ergebnis tatsächlicher Forschung: ein Doktorand hat anhand von Daten, die seit den 1980er-Jahren von Erdkröten auf der Passhöhe "Scheidegg" bei Grindelwald …

Mehr erfahren
Erdkröten auf Asphalt

Wo Biber ins Gesetz einfließen

Der amerikanische Bundesstaat Kalifornien hat angesichts von zunehmender Dürre im Klimawandel ein Gesetz verabschiedet, das bei uns wohl undenkbar wäre: Es geht um "Beaver restoration", also um die Wiederherstellung einer gesunden Biberpopulation. Die markanteste Botschaft daraus lautet, dass der Staat anerkennt, dass Biber "eine der kosteneffizientesten, nachhaltigsten Lösungen zur ökologischen Wiederherstellung und Resilienz gegen den Klimawandel" seien. Der Gesetzestext hält …

Mehr erfahren
Wo Biber ins Gesetz einfließen

Forscher fordern Insektenschutzgebiete

Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseums Frankfurt haben eine ungewöhnliche Forderung aufgestellt: Es sollten mehr unbewaldete Gebiete mit hoher Lebensraumvielfalt in tieferen Lagen als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Der Hintergrund: In einer Studie haben sie anhand von fast 32.000 Insektenarten herausgefunden, dass nicht etwa Wetter und Klima bestimmen, wo es eine hohe Insektenmenge und -vielfalt gibt, sondern vielmehr die Landnutzung. Je …

Mehr erfahren
Forscher fordern Insektenschutzgebiete

Eichhörnchen - kluge Akrobaten zwischen Gefahr und Futter

Vielleicht liegt es daran, dass Eichhörnchen in den Bäumen über uns leben und so immer einen guten Überblick haben. Jedenfalls sind sie kluge Strategen und geschickte Manager ihres Tagesablaufs und ihrer Bedürfnisse. Das zeigte jetzt auch wieder eine Studie des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW), die Daten aus der Zeit der COVID-Pandemie auswertete. Die ergab: Eichhörnchen passen ihre …

Mehr erfahren
Ein Eichhörnchen schaut frech um einen Baumstamm herum
Email Marketing Powered by MailPoet