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3 junge Käuze sitzt auf einem Ast im Wald
Lieber Leser, liebe Leserin,

viele von Ihnen beobachten sicher dieser Tage Vogeleltern beim Brüten und Füttern und vielleicht auch die eine oder andere Rehgeiß, die mit ihrem Kitz erste Ausflüge unternimmt. Draußen ist jetzt Kinderstube angesagt, nicht nur in den hohen, dichten Wiesen, sondern auch im Wald - und das fordert unser aller Achtsamkeit.

Dass es leider große, staatliche Unternehmen und auch Verbände gibt, denen die Schutzwürdigkeit unserer Natur herzlich egal zu sein scheint, hat uns diese Woche unsere Finger "wund" tippen lassen. Wir haben mehrere Anzeigen und eine Stellungnahme auf den Weg gebracht, um unseren Wildtieren zu ihrem Recht auf Lebensraum und Rücksichtnahme zu verhelfen.

Im Bergwald rund um Miesbach, wo bekanntermaßen die seltenen Raufußhühner noch zuhause sind, fanden in den vergangenen Wochen wieder Holzarbeiten statt. Es ist nicht das erst Mal, dass wir mit Anzeigen für den Schutz der Wildtiere vorgehen müssen. Wir tun es Jahr für Jahr. Längst haftet uns in der Region der Ruf des Nörglers und Querulanten an.

Aber warum sind wir denn so lästig? Weil die Naturschutzbehörde das nicht tut, wofür sie da wäre, nämlich den Schutz der Natur nach geltendem Recht zu gewährleisten und Eingriffe in die Natur auf ihre Rechtmäßigkeit zu überprüfen bzw. diese herzustellen. Wann wird hier endlich durchgegriffen und eine Forstwirtschaft auf den staatlichen und kommunalen Flächen eingefordert, die den Lebensraum und die Fortpflanzung der EU-rechtlich geschützten Raufußhühner und anderer seltener Arten wahrt?

Der Konflikt treibt nicht nur uns um. Die Diskrepanz von staatlicher Forstwirtschaft und europäischem Schutzgebiet im Mangfallgebirge hat einen engagierter Naturbeobachter aus der Region sogar dazu gebracht, eine Petition an den Bayerischen Landtag zu stellen. Ihr Inhalt: Es soll überprüft werden, inwieweit die übliche Forstwirtschaft der BaySF AöR überhaupt mit den Schutzzielen der FFH-Richtlinie vereinbar ist. Und: Im Management des FFH-Gebiets sind Angaben zu machen, “wann und wo Tätigkeiten der kommerziellen Waldbewirtschaftung und der Schutzwaldpflege zu unterlassen sind, um Schutzziele nicht zu gefährden”. Dann bräuchten wir Anzeigen wie die oben genannte womöglich gar nicht mehr zu stellen.

Doch auch an einer anderen Stelle des Bergwalds hat ein Eingriff stattgefunden, der der Natur nicht gefallen kann. Im SPA-Gebiet Mangfallgebirge wurde eine traditionelle Hütte abgerissen und neu aufgebaut - und dabei eine riesige Glasfront eingezogen sowie außen herum ordentlich Wald gerodet. Dass der Bauherr ausgerechnet ein anerkannter Naturschutzverband ist, hat uns verblüfft. Umso mehr, als es so aussieht, als hätten die Verantwortlichen sich beim Bau über naturschutzfachliche Vorschriften hinweggesetzt. Wir haben detaillierter nachgefragt und werden, wenn sich die Vorwürfe bestätigen, auch hier Anzeige erstatten. Dann informieren wir Sie natürlich sofort.

Zu verhindern versuchen wir mit einer Stellungnahme, dass am Hohen Ifen bei Oberstdorf bald auch im Sommer Tourismus herrscht. Die Seilbahn von der Vorarlberger Seite aus möchte ihren Betrieb auch im Sommer bis zum Gipfel führen, was momentan nicht genehmigt ist - aus guten Gründen! Dank bestens informierter Unterstützer vor Ort konnten wir uns fachlich an der Seite örtlicher Naturschützer gegen den Sommerbetrieb der Sektion II einbringen - zum Schutz von Gams und Raufußhühnern in den (noch halbwegs ruhigen) Hochlagen.

Aber glauben Sie nicht, wir hätten die ganze Woche nur der Bürokratie gefrönt. Wir haben auch Videos geschaut und uns über diesen grünen Wurm gewundert. Kennen Sie ihn schon? Den Edelstein der Alpen, den Smaragdwurm aus der Familie der Regenwürmer? Ein wirklich eindrucksvolles Tier, das mir noch nie unter die Augen gekommen ist. In unserem Blog lesen Sie, wo Sie ihn antreffen können.

Ebenso eindrucksvoll ist der Stierkäfer, der so heißt, weil er über unfassbare Kräfte verfügt. Als Angehöriger der Mistkäfer räumt er in sandigen Wäldern auf und belüftet mit seinen unterirdischen Gängen den Boden. Ein astreiner Nützling also, der aber bedroht ist, weil wir Menschen unseren Tieren Entwurmungstabletten geben. Wussten Sie, dass deren Wirkstoffe nicht nur in den Tieren alle Parasiten vernichten, sondern leider wohl auch hinterher im Kot wirksam bleiben? Da sind Mistkäfer natürlich die ersten Opfer - nicht mal der kraftstrotzende Stierkäfer bleibt davon verschont.

Der Tod ist uns diese Woche noch bei einem zweiten Thema begegnet. Momentan regnet es ja in großen Landesteilen, aber wenn das vorbei ist, werden die Mähmaschinen wieder auf Wiesen und Grünroggen ausschwärmen. Dass es dabei auch trotz Kitzrettungs-Maßnahmen zu verletzten Tieren kommen kann, lässt sich leider nicht zu 100 Prozent ausschließen. Wer ist dann dafür verantwortlich, ein nicht mehr überlebensfähiges Kitz aus Tierschutzgründen zu töten, und wie hat das vonstatten zu gehen? Diese unangenehme Frage klärte jetzt die bayerische Oberste Jagdbehörde auf Anfrage des Bauernverbands.

Eine schöne Nachricht war, dass die ersten Habichtskäuze im Steinwald brüten. Damit scheint die einst ausgestorbene Art den Sprung raus aus dem Bayerischen Wald geschafft zu haben. Wir freuen uns mit den engagierten Artenschützern.

Und zum Schluss noch was fürs Herz an diesem kalten, nassen Wochenende: Ein Video gewährt Einblick in die Kinderstube einer Buntfalken-Mutti. Ihr Partner kommt und bringt eine Maus, und wir dürfen dabei zusehen, wie sie sie in kleinsten Häppchen an ihre Jungen verfüttert. Und - natürlich - am Schluss selbst den unliebsamen Überbleibsel, den Schwanz, hinunterwürgt. Ein Video, bei dem einem das Herz aufgeht.

Mit den allerherzlichsten Grüßen für ein schönes Wochenende,
Ihr Team vom Wilden Bayern



Kein Sommertourismus am Ifen!

Vom Kleinen Walsertal in Vorarlberg aus fährt eine Seilbahn den Ifen hinauf, einen Grenzberg zum Allgäu. Insbesondere Skifahrer gelangen damit im Winter bis auf den Gipfel. Im Sommer hingegen herrscht hier oben weitgehend Ruhe vor den Touristen, denn da verkehrt die Bahn nur bis zur Mittelstation (Sektion 1). Zum Ifengipfel und Gottesacker hinauf führen steinige, im oberen Bereich auch anspruchsvolle …

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Schroffer, felsiger Gipfelbereich eines Berges

Nottötung von Kitzen: Das ist zu tun

Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es leider nie: Auch wenn Landwirte und Jäger vor der Mahd Vergrämungs- und Suchmethoden anwenden, kann es ganz vereinzelt vorkommen, dass doch ein Wildtier zermäht wird. Was ist dann zu tun? Der Bauernverband hat beim Ministerium angefragt, wie ein rechtssicherer Umgang mit Nottötungen von angemähten Rehkitzen aussehen muss. Die Oberste Jagdbehörde hält in ihrer Antwort fest, …

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In einem gemähten Kleefeld liegen Teile eines Wildtiers

UPDATE FFH-Gebiet Mangfallgebirge: Petition zu Naturschutz und Forstwirtschaft

UPDATE 29.5.2024: Petition an den Bayerischen Landtag Aus seinen umfassenden Recherchen zum FFH-Schutz des Mangfallgebirges (s. u.) hat Gunther Mair jetzt eine 6-seitige Petition an den Bayerischen Landtag verfasst und eingereicht. Seine Forderungen für das FFH-Schutzgebiet Mangfallgebirge lauten: a) Die Frage, ob Schutzwaldpflanzungen die Habitatstrukturen laut FFH-Managementplan verschlechtern, sind per Verträglichkeitsprüfungen zu klären b) Im Management sind Angaben zu machen, …

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Ein steiniges Bachtal im Gebirge durchschneidet einen Wald

Was bedroht einen Kraftprotz wie den Stierkäfer?

Der Stierkäfer gehört zu jenen Tieren, die man vielleicht eher mit Respekt als mit echtem Wohlwollen betrachtet, die aber unersetzliche Dienste für uns und unsere Natur leisten. Insofern hat er sich den Titel "Insekt des Jahres 2024" redlich verdient! Der zu den Mistkäfern gehörende Stierkäfer verwertet den Kot von Pflanzenfressern und lockert durch seine Tunnelbauten den Boden auf. Ganz nebenbei …

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Ein schwarzer Mistkäfer krabbelt über den Waldboden

Der Edel-Wurm aus den bayerischen Alpen

Hier kommt ein wunderbarer Fund: In den Alpen lebt ein Wurm, der grün schimmert wie ein Smaragd. Hat man, haben Sie sowas schonmal gesehen? Ich leider nicht, aber ich werde bei zukünftigen Wanderungen die Augen nach ihm offen halten. Lesen Sie mal, was Ulfert Graefe vom Rote-Liste-Zentrum über den Smaragdwurm schreibt! Dieser Wurm ist dort zur Art des Monats gekürt …

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Ein grüner Wurm liegt lang auf der Straße

VIDEO ♥ Buntfalken-Mutti umsorgt ihre Jungen

Ich glaube, wenn wir alle mehr solche Videos anschauen würden, brächten wir manches an Naturzerstörung nicht mehr übers Herz. In dieser kleinen Filmaufnahme des Cornell Lab könnt Ihr sehen, wie eine wunderbare Buntfalken-Mutti ihre Jungen wärmt und ihnen zu Mittag ein feines Mäuseschnitzel zubereitet, das der Papa vorbeibringt... glücklich, wer so viel Fürsorge erfährt! Zum Video geht´s hier entlang

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Ein Buntfalke in einem Nistkasten kümmert sich um seine Jungen

UPDATE Trophäeneinfuhr verbieten?? Das sagen Experten!

Man muss weder Jäger noch Trophäenjäger noch ein superreicher weißer alter Mann sein, um die Trophäenjagd in einigen Ländern nicht zu verdammen. Im Gegenteil: Man kann auch eine attraktive, blonde, gut gebildete, tierliebende Vegetarier sein. Das ist zum Beispiel Prof. Amy Dickmann, die sagt: "Vernünftig ausgeübt, kann die Trophäenjagd ein vitaler Profit für artenreiche Lebensräume und Tausende von Arten sein." …

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Ein Elefant steht in steiniger Landschaft der Etosha-Pfanne in Namibia

Habichtskäuze brüten im Steinwald!

Nach über hundert Jahren brüten wieder Habichtskäuze in Deutschland außerhalb des Nationalparks Bayerischer Wald und seines Umfeldes. Bei einem Monitoring im Naturpark Steinwald entdeckte der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität (VLAB) im Frühjahr zwei Brutpaare mit insgesamt fünf Jungtieren. Ein toller Erfolg als Ergebnis des vor acht Jahren gestarteten Wiederansiedlungsprojektes. „Die beiden Freilandbruten sind ein wichtiger Meilenstein und eine …

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Ein junger Kauz sitzt auf einem Ast im Wald
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