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Freitag, 15. September 2023

15. September 2023, 11:26    office@wildes-bayern.de

Anzeigenkampagne gegen „Wald vor Wild“


Der Verein Wildtierschutz Deutschland hat eine Anzeigenkampagne gestartet, in der er auch den Leitsatz „Wald vor Wild“ massiv kritisiert. Wir vom Wilden Bayern teilen manche Ansichten und treten gegen eine ideologiegesteuerte Verfolgung unserer jagdbaren Schalenwildarten ein. Wir kämpfen zum Beispiel für den Erhalt ihrer Schonzeiten und insgesamt für eine tierschutzgerechte Jagd.

 

Anzeige mit zwei Rehen, eins davon im Visier, Text: Wald vor Wild heißt: Forstpolitik ohne Wildtiere

(c) Wildtierschutz Deutschland e. V.

 

Wir geben Euch hier die Pressemeldung von Wildtierschutz Deutschland mit geringfügigen Kürzungen zur Kenntnis:

„Wald vor Wild ist eine Ideologie, die auch mit „Krieg gegen Wildtiere“ übersetzt werden kann. Bayern ist der Protagonist der von sogenannten ökologischen Jägern und leider auch von Teilen der grünen Partei geförderten Jagdstrategie, die bereits völlig unethische Dimensionen annimmt. So werden Dozenten der Bayerischen Forsthochschule Weihenstephan im Norden der Landeshauptstadt mit tierverachtenden Parolen wie „Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh“ oder „Beim Reh brauchst du nicht hinschauen, was es ist. Hauptsache du machst den Finger krumm“ zitiert.

In Bayern, auch in Sachsen und weiteren Bundesländern verfolgt man teilweise bereits seit Jahrzehnten die Doktrin „Wald vor Wild“ – ohne bisher wirklich greifbare Ergebnisse präsentieren zu können. Dabei werden einseitig und mit Tunnelblick die Lebenseinwirkungen von Pflanzenfressern als Waldschäden interpretiert, mit der pauschalen Aussage es gäbe „zu hohe“ Wildbestände. Wald vor Wild bedeutet, dass man entgegen unserer Verfassung der Umwelt (Vegetation, Wald) und dem Eigentum (Nutzung des Waldes zur Holzverarbeitung) einen höheren Stellenwert einräumt als dem Tierschutz. Denn anstatt ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen diesen Staatszielen zu schaffen, besteht ein gravierendes Vollzugsdefizit hinsichtlich des Tierschutzes.

In Brandenburg, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit die Jagdgesetze geändert. Dabei lassen sich die Landesregierungen vor allen Dingen von zwei Lobbygruppierungen beeinflussen: Den Waldbesitzern, zu denen ganz vorne die Bundesländer mit dem von ihnen verwalteten Forsten selbst gehören, und von der Landwirtschaft. Beide Gruppierungen und auch die Jägerschaft sind in den Parlamenten vertreten. Gesamtgesellschaftlich geforderte Tierschutzstandards sollten sachlich und wissensbasiert diskutiert anstatt wechselseitig im Interesse der genannten Gruppierungen verzerrt zu werden.

Die politisch Verantwortlichen führen die Öffentlichkeit vielmehr hinters Licht, indem sie ihnen vorgaukeln, nur durch noch mehr Jagd auf Rehe und Hirsche den deutschen Wald vor Trockenheit und dem Borkenkäfer retten zu können. Das geht soweit, dass Mecklenburg-Vorpommern zunächst sogar beabsichtigte, das Nachtjagdverbot auf Rehwild und damit die Nachtruhe für die Wildtiere gänzlich abzuschaffen. Welch‘ eine Katastrophe nicht nur für die jagdbaren Tierarten! Dabei haben wir in Deutschland schon heute die längsten Jagdzeiten in Europa und die kürzesten Schonzeiten für die Huftiere des Waldes (in der Jagdsprache: Schalenwild).

Der „klimaresiliente Wald“ als Begründung für die weitere Intensivierung der bereits intensiven Jagd auf die großen Pflanzenfresser ist nicht mehr als ein Vorwand für diese nicht tierschutzkonformen Eingriffe. Ein klimastabiler Wald entwickelt sich auch mit weniger Jagd, besserem Management und vor allen Dingen einer Wende hin von der intensiven waldschädigenden Forstwirtschaft zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung. Dabei darf eine naturnahe Waldbewirtschaftung kein Synonym werden für umgestaltete Laubwälder, die nahezu frei von Pflanzenfressern sind.

Die ausschließlich am Zustand der Vegetation ausgerichtete Jagd ist sehr kritisch zu betrachten. Werden Abschusshöhen nur anhand von „Verbissgutachten“ und ohne weitere Pflanzenschutzmaßnahmen festgelegt und erhöht, fehlt die oben erwähnte Güterabwägung. Die Ergebnisse einer aktuellen Langzeitstudie aus Österreich (Reimoser, Stock et al. 2022: Does Ungulate Herbivory Translate into Diversity of woody Plants?) belegen erneut, dass sich über einen Zeitraum von 30 Jahren ein Wald nach dem anfänglichen sogenanntem „Wildschaden“ im Jungwuchs trotzdem gut entwickeln kann und dass kein eklatanter Zusammenhang zwischen Verbiss und Prognose auf den im Lauf der Jahre entstandenen Wald besteht.

Es geht den Landesforsten, die die Jagdgesetzgebung entscheidend beeinflussen, bei den Forderungen nach noch mehr Abschüssen wohl einzig um die kurzfristige Rentabilität in der Forstwirtschaft. Langfristig wird der deutsche Wald durch Monokulturen, Pestizideinsatz, Kahlschlag und intensive Bewirtschaftung mit tonnenschweren Geräten, selbst in Natura 2000-Gebieten, nachhaltig geschädigt. Läge den Waldbesitzern und insbesondere den Landesforsten ernsthaft an der Förderung klimastabiler Wälder, würden sie nicht Jahr für Jahr riesige Mengen an Buchen und Eichen einschlagen, auch für Gewerbegebiete, und davon auch noch mehr als die Hälfte als „Energieholz“ in Kraftwerken verbrennen oder zu Pellets verarbeiten.

Zur vollständigen Pressemeldung von Wildtierschutz Deutschland kommt Ihr hier

Bildquelle: Anzeige Wildtierschutz Deutschland, Anzeige Wildtierschutz




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