Das Thema der deutlichen genetischen Verarmung von Rotwild in Deutschland und vor allem im Süden der Republik ist brandaktuell und wird in den Medien rauf und runter gespielt. Neu ist es hingegen überhaupt nicht: Schon vor 25 Jahren – und seither immer wieder – haben Studien aufgezeigt, dass die Verinselung der Rotwildpopulationen in Bayern und auch anderswo auf Dauer nicht gutgehen kann. Der Verlust genetischer Vielfalt, die immer größeren Unterschiede zwischen den isolierten Gebieten und die zunehmende Inzucht sind mehrfach erforscht und nachgewiesen worden. Zuletzt in einer Studie der Universität Göttingen aus dem Jahr 2021, in der neben dem Spessart-Rotwild auch die Populationen in Grafenwöhr, dem Bayerischen Wald und in der kleinen Kürnach untersucht wurden.
Aber: Wer nicht wissen will, wird die genetische Verarmung auch nicht erkennen, auch wenn sie auf dem Tisch tanzt. Nicht anders erklärt sich für uns, dass die bayerische Forstministerin Michaela Kaniber erst Ende März 2023 darauf gekommen ist, dass für sie erst einmal Nachschauens-Bedarf besteht. In einem Brief an den bayerischen Jagdverband hat sie angekündigt, dass die Technische Universität München eine genetische Untersuchung der bayerischen Rotwildvorkommen durchführen wird. Für uns bedeutet das: Das Thema wird auf die lange Bank geschoben. Und der Brief ist durch die Blume die Ansage, dass die Jäger nicht weiter über das leidige Thema der Rotwildgebiete reden brauchen oder sollen, bevor nicht aus Weihenstephan “Daten” vorgelegt werden – was wahrscheinlich erst in ein paar Jahren der Fall ist. Dann will die Ministerin eine “sachgerechte Diskussion” beginnen.
Bis dahin wird unser Rotwild in den rotwildfreien Gebieten weiterhin mit allen Mitteln – Schonzeitaufhebungen, Nachtabschüsse – verfolgt werden, und sein Austausch mit anderen bayerischen Populationen bleibt unterbunden. In Ostbayern schmarotzt unser Freistaat von den noch vitalen Populationen in Tschechien.
Uns vom Wilden Bayern dauert das zu lange, deshalb hier nochmal die dringende Bitte:
Unterschreibt unsere Petition “Hirschkuh Hanna lernt fliegen” für eine Auflösung der rotwildfreien Gebiete! Wir müssen JETZT handeln, bevor es zu spät ist!
…der Erhalt des einzigartigen Rotwildes in Deutschland als Kulturerbe
und dessen Lebensraumschutzes mit der Möglichkeit natürlicher Wanderbewegungen gehört erhalten und ausgeweitet bzw. wieder lückenlos hergestellt. Die nachhaltige Bewirtschaftung unter strenger Berücksichtigung wildbiologischer Gegenenheiten muss in erfahrene wildliebende Hände gelegt und darf nicht forstwirtschaftlichen und politischen Interessen untergeordnet werden. Wild und Wald sind untrennbar miteinander verbunden. Wer anderes versucht, hat nichts von Naturverständnis mitbekommen.
Ein weiterer Beweis, dass Kaniber, genauso wie Söder, Aiwanger und Klöckner, unter dem Einfluss der Bauernlobby stehen. Sie alle eint, dass sie wohl sogar ihre eigene Grossmutter verkaufen würden, um weiterhin an der Macht zu bleiben. Tier- und Naturschutz interessiert keinen von denen. Da hilft nur eins: Bei den nächsten Wahlen abstrafen. Andernfalls wird nicht nur das Leid des Rotwilds, sondern aller jagdbaren Wildtiere und -vögel einschließlich Nutztiere weitergehen. Mich wundert immer, wie sich solche Menschen überhaupt morgens noch im Spiegel anschauen können.
Wenn denn Frau Dr. Christine Miller künftig Wildtierschutzbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung sein sollte, dürften sich die geäußerten Befürchtungen erledigt haben. Hoffentlich ein Gewinn für das Rotwild in Bayern – und nicht nur für das Rotwild.
… sofern es sich bei der Meldung im Newsletter vom 01. (!) April nicht um einen Aprilscherz gehandelt haben sollte.?