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Montag, 03. April 2023

03. April 2023, 13:09    Webmaster

Deutsche Wildtier Stiftung: Feldhasen brauchen Brachen, Blühstreifen und Hecken


Das Osterfest naht. Zeit an den Feldhasen zu erinnern. Dieses tut die Deutsche Wildtier Stiftung in der nachfolgenden Pressemeldung:

Rosige Zeiten für den Osterhasen – Deutsche Wildtier Stiftung: Feldhasen brauchen Brachen, Blühstreifen und Hecken

Ostern steht vor der Tür und zumindest die Kinder hoffen, dass der Osterhase viele Schokoladeneier bringt. Als Eierlieferant tauchte der Feldhase (Lepus europaeus)bereits im 17. Jahrhundert auf. Aber da teilte er sich den Job noch mit dem Kranich und dem Fuchs. Erst später setzte sich der Osterhase im deutschsprachigen Raum vollständig durch. Und auch in Großbritannien ist es der „Easter hare“, der Feldhase, der für Ostern steht. In Australien, damals britische Kolonie, richteten Hasen und Kaninchen auf den Feldern allerdings so große Schäden an, dass man dort auf den Kaninchennasenbeutler als Osterfigur auswich.

Dass der Hase überhaupt als Symbolfigur für Ostern taugt, hat er seiner außergewöhnlichen Fruchtbarkeit zu verdanken. „Eine Häsin hat bis zu vier Würfe im Jahr mit jeweils bis zu fünf Junghasen. Die Kleinen sind nach vier Wochen schon selbstständig“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. Durch diese Fortpflanzungsfreude gibt es derzeit noch immer über zwei Millionen Feldhasen in Deutschland. „Das klingt viel, aber es sind viel weniger Tiere als noch vor 40 oder 50 Jahren“, sagt Kinser. „Die Feldhasenpopulation ist zwar stabil, aber auf niedrigem Niveau.“ Zudem gibt es ein klares West-Ost-Gefälle. In Nordrhein-Westfalen leben laut den Zählungen der Jägerschaft etwa 18 Tiere pro 100 Hektar offener Landschaft, in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern nur vier bis fünf. „Das hat viel mit der Art der Landwirtschaft zu tun. Sie ist im Westen kleinteiliger. Auf den riesigen Ackerschlägen des Ostens findet der Hase kaum Verstecke vor seinen vielen Feinden “, erklärt Wildbiologe Kinser. Hasen-Hochburgen gibt es in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, im Münsterland und in Nordbayern.

Der Feldhasen-Bestand ist ein guter Indikator dafür, wie es um andere Bewohner von Feldern und Wiesen steht. „Denn wenn es dem Hasen nicht gut geht, stehen andere Arten bereits kurz vor dem Aussterben“, sagt Andreas Kinser. Das gilt zum Beispiel für Rebhuhn, Feldhamster und Kiebitz. Sie teilen sich ihren Lebensraum mit dem Feldhasen und ihre Bestände gehen weiterhin massiv zurück. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert seit langem, dass in der Feldflur wieder mehr naturnahe Lebensräume entstehen und die Landwirte dafür honoriert werden. „Wenn sieben Prozent der offenen Landschaft aus unbewirtschafteten Brachen, Blühflächen oder Hecken bestehen würden, könnte die Artenvielfalt wieder zunehmen – das ist wissenschaftlich belegt“, so Kinser. Einen Hoffnungsschimmer dafür bietet das riesige Agrarbudget der Europäischen Union. Es wird zunehmend für die gesellschaftlichen Leistungen der Landwirte wie etwa den Natur- und Artenschutz eingesetzt. Die Regelungen sehen zum Beispiel vor, dass ab dem kommenden Jahr vier Prozent der Ackerfläche in Deutschland brach fallen müssen, wenn die Landwirte ihren Anspruch auf Agrarzahlungen geltend machen wollen. Das wären rosige Zeiten für den Osterhasen. Und vielleicht liegen Ostern 2024 dann ja noch ein paar bunte Eier mehr in den Osternestern.

 

Die Deutsche Wildtier Stiftung wünscht Ihnen Frohe Ostern und den Anblick vieler Feldhasen“!

 

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung




Alfons Zischl schrieb:


Die Hobbyjagd auf Feldhasen bleibt weiterhin erlaubt:

https://www.jagdverband.de/sites/default/files/2023-02/2023-02_Infografik_Jahresjagdstrecke_Feldhasen_2021_2022.jpg

Die Jagdstrecke allein für das letzte Jagdjahr 21/22 weist 217459 (!) getötete Feldhasen aus.

Cui bono?

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Christine Miller schrieb:


Die Jagd auf Feldhasen trägt nicht zum Niedergang dieser Wildart bei. Da praktisch alle Hilfsmaßnahmen FÜR den Hasen durch Jäger durchgeführt werden, ist das ein starkes Argument, dass eine nachhaltige und schonende Nutzung von Feldhasen bei gleichzeitigen Hege- und Verbesserungsmaßnahmen bestehen bleiben kann. Eine sorgfältige Analyse der Hasenstrecke nach Jung- und Alttieren ist aber unerlässlich und müsste auch verpflichtend gefordert werden.

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Agathe schrieb:


Die Zählung der Hasenbestände erfolgt teils nachts im Scheinwerferlicht durch Jagdberechtigte eines Reviers und wird dann hochgerechnet. Was Fragen aufwirft.
Und zur Zählmethode:
Wenn ich einem Kind vorher die Ostereier zählen lasse, um von diesen einige zum Naschen “freigzugeben”: Erhalte ich damit wirklich belastbare Zahlen?

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Wendt schrieb:


Wenn wir das dramatische Artensterben stoppen wollen, dann brauchen wir nicht nur 10 % Bracheflächen deutschlandweit, sondern generell eine andere Form der Landwirtschaft. Da die profitgierigen Bauern einzig dadurch belehrbar sind, wenn es an ihren Geldbeute geht, sollte künftig nur noch die kleinteilige und die ökologische Landwirtschaft mit unseren Steuergeldern unterstützt werden. Die industrielle Landwirtschaft mit Megaschlägen und ausgeräumten Landschaften hingegen nicht mehr. Aber es ist auch dringend an der Zeit, dass endlich der Feldhase, aber auch das Rebhuhn, von der Liste der jagdbaren Arten genommen wird. Das diese Tierarten trotz massiver Bestandseinbrüche immer noch bejagt werden, macht fassunglos.

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Alfons Zischl schrieb:


Dazu die offizielle Jagdstatistik:
https://www.jagdverband.de/sites/default/files/2023-02/2023-02_Infografik_Jahresjagdstrecke_Feldhasen_2021_2022.jpg
Allein im Jagdjahr 2021/2022 wurden 217459 Feldhasen getötet.
Die Hobbyjagd auf Feldhasen bleibt weiterhin erlaubt.

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Agathe schrieb:


“Die Jagdverbände werden nicht müde zu betonen, dass Feldhasen eher schonend bejagt werden, weil die auf der Roten Liste bereits als gefährdet eingestuft sind. Die Streckenquote dürfte demnach bei 10 bis 20 Prozent des Gesamtbestands pro Jahr liegen. Bezogen auf die im Jagdjahr 2020/21 erlegten Tiere wären wir in Deutschland damit bei einer realistischen Anzahl von 725.000 (145.000 = 20 %) bis 1,45 Millionen (145.000 = 10 %) Feldhasen. Das entspricht einer durchschnittlichen Dichte von vier bis acht Feldhasen pro Quadratkilometer Feld und Wiese, nicht aber von 16, wie der Jagdverband der Öffentlichkeit weismacht.”
(vgl. Wildtierschutz Deutschland 08.04.2022)

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Christine Miller schrieb:


Es gibt zum Monitoring und zur Populationsentwicklung viele gute wissenschaftliche Untersuchungen. Ohne die Hilfe der Jäger wäre der Hase und andere Feldarten schon lange komplett verschwunden. Hier wird am falschen Baum gebellt!

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Wendt schrieb:


Gleich, ob die Jäger Wildäcker anlegen oder nicht. Fakt ist, dass am Rückgang des Niederwilds sowohl die industrielle Landwirtschaft, als auch die Bejagung schuld ist. Die im Jagdjahr 2021/2022 217.459 getöteten Hasen sind im Hinblick auf die Bestandserhaltung zu viel, deshalb muss er von der Liste der jagdbaren Arten genommen werden. Zumindest für ein paar Jahre. Dadurch würden sich die Bestände am schnellsten erholen. Generell werden durch die Jagd nicht schwache und kranke Tiere abgeschöpft, sondern überwiegend starke, reproduktionsfähige Tiere, die bei der inzwischen mehr als kritischen Bestandssituation für das Überleben der Art „systemrelevant“ sind. Nachdem der Hase weder Krankheitsüberträger ist, noch Flurschäden anrichtet, ist anzunehmen, dass viele Jäger ihn nur zum Vergnügen töten, was die Jagd auf ihn moralisch noch verwerflicher macht. Für den Feldhasen gibt es im Gegensatz zum Reh keine verpflichtende Abschussquote. Damit können sich die Hobbyjäger also auch nicht rausreden. Wer einmal eine Hasenjagd erlebt hat und hört wie die Hasen wie Kinder schreien, würde nicht der Jägerschaft das Wort reden.

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Mayer schrieb:


Ich lebe im Chiemgau mit überwiegend Grünflächen. Seit einigen Jahren sehe ich keine Hasen mehr, weder Spuren im Schnee oder sonst irgendwo! Die Wiesen bestehen aus Einheitsgras, es wird geodelt was das Zeug hält. Geht man durch solche Wiesen, fliegen kaum Insekten hoch, Wiesenblumen kann man lange suchen. Früher ließen die Bauern zumindest am Waldrand die Blumen stehen, jetzt wird teilweise in den Wald der Dreck rein gespritzt. Abstand von Bächen – Fehlanzeige. Die Bäche sind nach der Odelarbeit gelbe Rinnsale voller Schaum. Wenn der Boden noch gefroren ist -nur drauf damit mit dem Dreck. Hasen sind Feinschmecker mögen Kräuter und haben so keine Überlebenschance, ich verabscheue jede Art von Jagd, das brauchts auch gar nicht, wie kriegen die Tiere so auch tot! Man redet viel vom Waldsterben und Ackerdüngung. Um die Wiesen kümmert sich niemand, weil es ja so schön grün ausschaut. Was für ein Frevel. Vielen geben den weidenden Kühen die Schuld, aber auf den Bergalmen blühen die Wiesen, alles immer voller Blumen und Insekten. Nein, die Kühe sind es nicht, es sind die Bauern, die immer größere Ställe bauen, weil sie gezwungen werden die Produktion zu erhöhen und immer schwerere Maschinen haben und bis zu 10x odeln (ich habe letztes Jahr auf einigen Wiesen mitgezählt, das ist keine Schätzung) und genauso oft das Gras mähen. Und wenn sie zu viele Mäuse in den Wiesen haben, werden Abgase mit dem Schlauch in Mauslöcher gedrückt. Und da brauchen wir uns nicht wundern, wenn es keine Wildtiere mehr gibt und keine Insekten. Ich weiß, dass es vielen Bauern nicht gut geht und aufgeben, andererseits macht mich auch vieles sprachlos, was da vor unseren Augen passiert. Verzeihen Sie mir den Ausdruck, aber das ist Mord an beseelten Mitlebewesen und mittlerweile unerträglich für mich geworden. Wenn ich es dann wage, ein Verhalten, von dem ich annehme, dass es nicht Rechtens ist direkt anzusprechen, höre ich was von Grünlagenverordnung und Gesetzeslage, die all das erlaubt??? Das weiß ich alles nicht, aber ich habe Mitgefühl mit allem was lebt und bin nur noch fassungslos. Frage an das Forum: wer ist zuständig, um diese Misstände zu ändern? An wen kann man sich wenden? Wird das überhaupt gesehen? Es wird nur über den Wald geredet (das ist selbstverständlich auch wichtig!) und unsere Wiesen vergessen, obwohl das wundersame Ökosysteme wären, wenn man ihnen eine Chance geben würde. Dann würden auch die Hasen wieder gut leben können.

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