Blogpost
Mittwoch, 15. Dezember 2021

15. Dezember 2021, 11:36    Webmaster

Keine Schonzeit für die Gams


Pressemeldung: Deutsche Wildtier Stiftung fordert Jagdschongebiete in den bayerischen Alpen

Die Vorweihnachtszeit wird im Bayerischen auch die „stade Zeit“ genannt, die stille, besinnliche Zeit. Da passt es eigentlich ganz gut, dass am 15. Dezember die Jagdzeit auf Gämsen in den Bergen endet und die Tiere die notwendige Ruhe bekommen, um die kommenden Wochen in schneereichen Lebensräumen zu überstehen. Eigentlich. Denn fast in den gesamten bayerischen Alpen gibt es Gebiete, in denen Gämsen auf großer Fläche keine Schonzeit haben. „Mit dem Argument der Schutzwaldsanierung werden auf  26.000 Hektar Gämsen auch nach dem 15. Dezember noch bis in den Frühling geschossen,“ kritisiert Dr. Andreas Kinser, stellvertretender Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. In den Chiemgauer Alpen gibt es zum Beispiel auf nahezu allen gut geeigneten Winterlebensräumen des Gamswildes keine Schonzeit – die Flächen werden damit zur Todesfalle für die Gämsen. Paradox: „Es gibt sogar sogenannte Wald-Wild-Schongebiete, die von Skifahrern oder Wanderern aus Rücksicht auf die Wildtiere gemieden werden sollen – in denen aber ganzjährig gejagt werden darf“, so Kinser.

 

Durch den anhaltend hohen Jagddruck und den allgegenwärtigen Tourismus gibt es in den bayerischen Alpen nur noch sehr wenige für das Gamswild ganzjährig gut geeignete und nutzbare Rückzugsgebiete. Gleichzeitig zeigen Analysen der Deutschen Wildtier Stiftung, dass das Durchschnittsalter der erlegten Gämsen zum Beispiel im Landkreis Traunstein gerade einmal 2,5 Jahre beträgt – wildbiologisch richtig wäre etwa das Dreifache. Fast 40 Prozent der Tiere wurden in der gesetzlichen Schonzeit erlegt. „Die starke Nutzung junger und jüngster Altersklassen deutet klar darauf hin, dass die Gämsenpopulationen regional bereits stark übernutzt und destabilisiert sind“, so Andreas Kinser.

 

Mittlerweile stehen Gämsen auf der Vorwarnliste der Roten Liste der Tiere Deutschlands. Dies ist ein Alarmsignal, das Konsequenzen im Umgang mit der Charakterart der Bayerischen Alpen erfordert. Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert, Jagdschongebiete nach Vorbild der europäischen Nachbarländer auszuweisen, um die notwendigen Alters- und Sozialstrukturen der Gämsen wenigstens in kleinen Gebieten wieder zu stabilisieren. Gegen die Aufhebung der Schonzeit unterstützt die Stiftung gleichzeitig einen Normenkontrollantrag beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof.

 

Eine Studie zu den Lebensräumen der Gämsen in den Bayerischen Alpen findet Ihr unter diesem Link…

 

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

Bildquelle: (c)Wildes Bayern - MonikaBaudrexl, (c)Dieter Streitmaier




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.









Aktuelle Informationen



Titelthema: Regenerative Landwirtschaft Die Zeitschrift "Ökologie & Landbau", herausgegeben von der Stiftung Ökologischer Landbau, hat ihre neueste Ausgabe der Regenerativen Landwirtschaft gewidmet. Regenerative…

Donnerstag, 25. April 2024
Jetzt lesen
Richtig mähen mal rockig! Das wechselhafte Wetter beruhigt sich - und die nächsten Wiesenmahden sind schon angekündigt. Jetzt müssen frühe Rehkitze und anderes Niederwild…

Donnerstag, 25. April 2024
Jetzt lesen
Vorbildlich: Bezirk und Kreis Gießen gehen gegen ungenutzte Zäune vor Nachdem im hessischen Regierungsbezirk Gießen mehrere Wildtiere verheddert in ungenutzten Zäunen aufgefunden wurden, machen sowohl das Regierungspräsidium als auch der…

Mittwoch, 24. April 2024
Jetzt lesen

Mitglied werden