Und sie tun es wieder: Diesmal im Bereich Silbereck, rund 100 Höhenmeter oberhalb der Schwarzentennalm, wird heute, zur Brut- und Aufzuchtzeit, massiv Holz gemacht. In einem Bereich, der zum Kernlebensraum des Auerwildes zählt, und zu einer Zeit, in der die Jungvögel noch nicht flügge sind. Was wurde getan, um den Auerwildnachwuchs vor diesen massiven Eingriffen zu schützen und zu retten? Diese unsere Frage liegt nach dem Wochenende beim Staatsforstbetriebsleiter Schliersee, ebenso wie in der Zentrale der BaySF in Regensburg.
Schließlich hat man sich – siehe unten – noch im Mai als große Auerhuhnschützer in die Brust geworfen. Aber auch ohne das handelt es sich beim Auerwild schlicht um eine streng geschützte und – siehe Monitoring – stark gefährdete Art. Die Rücksichtnahme der Forstwirtschaft wäre essentiell für ihr Überleben. Das müssten eigentlich auch die großen Naturschutzverbände LBV und BN sehen und einfordern. Statt dessen ließen sich ihre Vertreter im Mai in größtmöglichem Einvernehmen mit dem Forst ablichten. Uns stellt sich wieder mal die Frage: Worum geht es hier eigentlich wirklich? Wohl als letztes um das Wohl des Auerwilds…
Ein uns völlig verblüffender Presseartikel ist am 23. Mai in der Tegernseer Zeitung erschienen: “Dem Auerhuhn gutes Lebensumfeld bieten”. Er berichtet von der Vorstellung eines neuen Auerhuhnmonitorings, betrieben von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) zusammen mit den Naturschutzverbänden LBV und BN sowie der Staatsforstverwaltung.
Fast sämtliche Spitzenvertreter der beteiligten Institutionen und Verbände waren dabei. Sogar der BaySF-Finanzchef ist offenbar extra aus Regensburg angereist, um sich die – absolut deprimierenden – allerersten Zwischenergebnisse anzuhören, die im letzten Sommer und Herbst zusammengetragen wurden. Mal kurz zusammengefasst: Im Fichtelgebirge gab es genau 1 Auerhennen-Sichtung, obwohl dort sämtliche potentiell geeigneten Habitate abgesucht wurden, insgesamt 187 Aufnahmepunkte! In den Alpen und im Bayerischen Wald wurden auf gerade mal 10 Prozent der insgesamt untersuchten Flächen noch Auerwildspuren gefunden. Dabei waren bei diesem Projekt 66 eigens angelernte Kartierer auf über 2600 Flächen unterwegs! Wie der LWF-Chef Pröbstle aufgrund von solchen Zahlen zur Aussage “überwiegend ermutigende Ergebnisse” gekommen ist, ist uns völlig schleierhaft. Dem Auerwild geht es dreckig, und obwohl es auf dem Papier streng geschützt ist, steht es vielerorts kurz vor dem Aussterben – und es wundert uns auch überhaupt nicht, warum.
Wohin nochmal sind die Herren Funktionäre für ihren hochrangigen Pressetermin angereist? Na, auf die Schwarzentennalm bei Kreuth! Die Wahl dieses Veranstaltungsortes würde uns vom Wilden Bayern die Lachtränen in die Augen treiben, wäre die Angelegenheit nicht so tief traurig und zudem auch noch sehr suspekt.
Denn in unseren Aktenschränken finden sich so ziemlich aus jedem Jahr seit 2017 Anzeigen, mit denen wir bei der Unteren Naturschutzbehörde Miesbach jeweils im Frühjahr gegen Holzfäll- oder Pflanzungsarbeiten exakt in diesem Auerhuhngebiet vorgegangen sind. Allein im vergangenen Jahr wurde links und rechts der Straße zur Schwarzentenn genau im Mai vom Forstbetrieb Schliersee Holz eingeschlagen. In den Kerngebieten wurden und werden nach wie vor Steige gebaut oder erneuert und werden Bäume in lichte Auerwild-Wälder gepflanzt ohne Rücksicht auf Balz-, Brut oder Aufzuchtzeit, von April bis August. Die Steige wurden auch auf Outdoor-Plattformen beworben, lockten neue Freizeitsportler ins Gebiet. Jetzt werden sie vom Forstbetrieb – der sich gerade für sein Auerwild-“Management” feiern lässt – weiter ausgebaut. Die zuständige Untere Naturschutzbehörde schaut weiter mehr oder weniger hilf- und tatenlos zu und bemüht sich um eine gutes Gesprächsklima nicht mit Naturschützern sondern mit dem Forstbetrieb. Keine unserer Anzeigen hat sie zur Aktion veranlasst, weder wurden akute Störungen abgestellt, noch für die Zukunft verhindert.
Bildquelle: Tegernseer_Zeitung, (c)Dieter Streitmaier, (c)Wildes Bayern - privat