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Montag, 28. November 2022

28. November 2022, 21:08    Webmaster

Rotwild aus der Sicht der Forstpraktiker


Das Forstportal “Forstpraxis.de” hat die Rotwild-Kampagne von Wildes Bayern und die Forderung des BJV zur Aufhebung der rotwildfreien Gebiete aufgegriffen und Gegenargumente der Waldbesitzer ins Feld geführt. So heißt es, dass ein Austausch der Populationen ja durchaus stattfinde, weil schließlich Karten belegten, dass es in Bayern auch über die Rotwildgebiete hinaus regelmäßige Rotwildsichtungen gebe. Aus unserer Sicht ist das kein Argument, denn diese Sichtungen, sind ja Sichtungen unmittelbar vor dem Abschuss der Tiere. Diese Karten dokumentieren, wo Rotwild erlegt wird. Und schließlich zeigt es, dass Rotwild die alten, traditionellen Wanderrouten immer noch versucht zu nutzen und sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzen hält. Das sind für uns ganz klar Argumente dafür, Gesetz und Grenzen zu ändern, und nicht, sie bestehen zu lassen.

Natürlich wird auch auf das Vegetationsgutachten und “steigende Schalenwildbestände” verwiesen. Dazu Folgendes: Die “steigenden Schalenwildbestände” sind in Wirklichkeit steigende Jagdstrecken, denn niemand zählt Rehe oder Wildschweine. Die Höhe einer Jagdstrecke hängt allerdings von vielen Faktoren ab, vor allem natürlich von der Frage, wie hoch der Jagddruck ist, mit dem man das Wild verfolgt. Zieht man hier in Betracht, dass zum Beispiel in den Bayerischen Staatsforsten Drückjagden mit mittlerweile 100 und mehr Schützen und über 50 Hunden an der Tagesordnung sind, dann ist der Verfolgungsdruck auf das Wild massiv. So lassen sich Jagdstrecken, sofern denn Wild da ist, natürlich deutlich nach oben treiben. Dass auch der Verbiss steigt, wenn Wild sich unter hohem Jagddruck tags und nachts in der Deckung drückt, sowie wenn es nur noch “gefüttert” wird, solange es an der Kirrung auch beschossen werden kann und dann abrupt nicht mehr, versteht sich von selbst.

Zugleich sollte man mal kurz wieder den Kopf aus der Verbissgutachten-Debatte heraus heben und sich bewusst machen, über was hier geredet wird: Verbissene Knospen an Bäumen in einem Prozentbereich von unter einem Drittel. Kann das einem Wald wirklich schaden, oder ist es vielerorts nicht eher nützlich? Erst recht, wenn dieser Wald nicht mehr dem Holzbau, sondern dem Klima nutzen soll, wenn es also egal ist, ob er ein wenig krummer oder gerader wächst, Hauptsache, er ist gut verwurzelt? Über die Methodik dieses “Gutachtens” wurde jahrelang genug gesagt, als dass jedes weitere Wort darüber hier verschwendet wäre.

Wir stimmen dem im Artikel zitierten Prof. Dr. Andreas König von der TU München zu, dass es in Bayern am ehesten im kleinsten Rotwildgebiet, den Isarauen bei Freising, die Gefahr genetischer Verarmung gibt. “Am ehesten” verstehen wir dabei als bedrohlich nahe bevorstehend, mindestens so bedrohlich wie im allerkleinsten Rotwildgebiet in den Haßbergen. Das sagt nichts dazu, wie bedrohlich die Situation auch in allen anderen Rotwildgebieten schon ist. Die Vernetzung von Populationen ist in jedem Fall notwedndig, wobei Korridore nur ein Teil davon sein können. Das Abschussgebot auf der Fläche muss fallen und durch eine wildbiologisch sinnvolle Abschussplanung ersetzt werden.

Last but not least benennt die “Forstpraxis” den Großen Amerikanischen Leberegel als Grund, Rotwild nicht frei ziehen zu lassen. Doch auch das sehen wir anders – Rotwild, das stressfrei, artgerecht und in angemessenen Lebensräumen leben kann, hat durchweg ein widerstandsfähigeres Immunsystem und ist weniger anfällig als solches, das auf engem Raum unter massivem Jagddruck und in ständiger Furcht existiert.

Rotwildgebiete aufheben? Besser nicht! – Forstpraxis 

Zu dem vollständigen Beitrag in der Forstpraxis kommt Ihr über diesen Link…

 




Waltraud Krönner-Berry schrieb:


Rechtschreibfehler:

jedem Fall notwedndig, (besser: notwendig)

Antworten
Daniel Brucker schrieb:


Aus Bauer und Waldbesitzer würde ich zu den Ersten gehören, die eine Aufhebung der Rotwildgebiete unterstützen würden. Wenn da nicht gleichzeitig die Unfähigkeit oder Unwilligkeit des bestimmenden Teils der Jägerlobby wäre, die eine Anpassung der Rehwildbestände an die Landeskultur seit Jahrzehnten erfolgreich verhindert, was in jährlich um 1-2 % steigender Jagdstrecke ihren Ausdruck findet.

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