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Donnerstag, 06. März 2025

06. März 2025, 15:51    Christine Miller

Shabby chic-Vogelnester als Daten-Fundgrube


Forscher in Amsterdam haben ein außergewöhnliches Projekt gestartet: Sie datieren die Vogelnester von Blässhühnern anhand von Plastik, das darin verbaut ist. Denn unser Wohlstandsmüll – Käseverpackungen, Süßigkeitentüten, Butterpapier und ähnliches – ist ja nicht selten mit Verfallsdaten oder datierbarer Werbung versehen. Nutzt ein Vogel diese Kunststoffe beim Nestbau, lassen sich daraus Schlüsse auf das ungefähre Entstehungsdatum ziehen.

Die Wissenschaftler griffen auf die Nester von Blässhühnern zurück, von denen viele im städtischen Umfeld zu finden sind, und die häufig Plastikteile als Baumaterial nutzen. Dabei machten sie erstaunliche Entdeckungen: Während die meisten Nester nur Plastik aus ungefähr den vorangegangenen 3 Jahren enthielten, fanden sie in einem sogar Teile, die sich bis zu 30 Jahre zurück datieren ließen.

Dieses Nest, genannt „Rokin Nest“, nach dem Kanal, in dem es gefunden wurde, enthielt insgesamt 635 Plastikteile. Für die Forscher war es wie eine Zeitkapsel: Seine verschiedenen Schichten enthielten unter anderem 15 Gesichtsmasken aus der Phase der COVID-Pandemie, und am Boden fand sich die Verpackung eines Süßigkeitenriegels mit Werbung für den FIFA World Cup 1994.

In der Wildbahn legen Blässhühner fast jedes Jahr ein neues Nest an, das meist aus schnell verrottendem Pflanzenmaterial besteht. Dieses ersetzen sie in der Stadt offenbar zum Teil durch die reichlich vorhandenen Plastikreste und Müll. Einerseits werden die Nester so länger haltbar, was den Vögeln vor der Brut viel Zeit und Arbeit erspart, weil sie nicht neu suchen und aufbauen müssen. Andererseits weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass die Plastikteile eine Gefahr insbesondere für die ausgebrüteten Jungtiere darstellen, weil sie sie verschlucken oder sich darin verheddern und ersticken können.

Als Datenbasis für weitere Forschungen sind die Shabby-chic-Nester aber vermutlich eine unergründliche Fundgrube.

Den original Artikel aus „Science“ findet Ihr hier

 

 

Bildquelle: Elsemargriet/Pixabay.de




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