(c)Archiv Wildes Bayern e.V.
Am 28. März 2020 wird ein neuer Präsident für den Bayerischen Jagdverband gewählt. Wir haben einen Fragenkatalog an die Präsidentschaftskandidaten erstellt, der die zukünftigen Schnittpunkte von Wildes Bayern und dem Bayerischen Jagdverband anspricht. Wir würden uns sehr freuen, wenn das neue Präsidium des Jagdverbandes konstruktiv zum Wohle des Wildes und seiner Lebensräume auch mit anderen Vereinen zusammenarbeiten möchte.
1. Anwalt der Wildtiere, von Flora und Fauna
1.1. Was kann der Bayerische Jagdverband und sein Präsidium tun, um Wildtiere und ihre Lebensräume zu hegen, zu pflegen und zu fördern?
1.2. Wie wird sich der Bayerische Jagdverband und sein Präsidium in Zukunft engagieren, um das Bild von Wildtieren und unseren Naturgütern in der Öffentlichkeit positiv und zeitgemäß darzustellen?
1.3. Wie wird sich der Bayerische Jagdverband und sein Präsidium in Zukunft für praxisorientierte Forschung und faktenbasierte Verwaltungsabläufe einsetzen?
2.1. Moderne Jagd muss dem Tierschutz dienen. Wo sehen Sie dabei in Zukunft die Handlungsfelder des Bayerischen Jagdverbandes?
2.2. Wie wird sich der Bayerische Jagdverband zu den Fragen von Jagdmethoden, Technikeinsatz und Jagdzeiten positionieren?
2.3. Welche Standpunkte wird der Bayerische Jagdverband unter Ihrer Führung zu den Themen Fütterung, Notzeiten und Reduktionsgatter einnehmen?
3.1. Nachhaltige Nutzung von Wildtieren setzt Wissen und Spielregeln voraus. Welche Ansätze wird der Jagdverband in Zukunft bei der Zielsetzung im Wildtiermanagement und bei der Jagdplanung verfolgen?
3.2. Sehen Sie in Zukunft Handlungsbedarf bei der Umsetzung und Kontrolle von Abschussvorgaben und welche Rolle soll der Bayerische Jagdverband dabei einnehmen?
3.3. Gibt es Ihrer Ansicht nach ein Defizit in der Einbindung anderer gesellschaftlicher Gruppen in das Wildtiermanagement und wie soll der Bayerische Jagdverband in Zukunft dabei vorgehen?
4.1. Erfolgreiche Naturschutzarbeit nutzt Synergie-Effekte. Wie sehen Sie in Zukunft die Zusammenarbeit des Bayerischen Jagdverbandes mit anderen Naturschutzgruppierungen in Bayern?
5. Konkrete Hotspots (Schonzeitaufhebungen, Wildkrankheiten, Neue Wildarten, Selbstverständnis der Jagd)
1.1. Sehen Sie den Bayerischen Jagdverband in Zukunft als Vertreter der Belange von Wildtieren, egal ob jagdbar oder nicht, von Flora und Fauna allgemein?
1.2. Wie möchten Sie in Zukunft sicherstellen, dass der BJV als kompetenter Ansprechpartner zu Fragen rund um Wildtiere wahrgenommen wird, sowohl von der Öffentlichkeit, wie auch verschiedenen Nutzer- und Naturschutzverbänden?
1.3. Sind Sie der Meinung, dass Jagdausübungsberechtigte in Bayern ausreichend für dieverantwortungsvolle Arbeit bei Jagd und Hege von Wildtieren und ihren Lebensräumen ausgebildet sind? Sehen Sie in dieser Frage Handlungsbedarf, zum Beispiel bei der Ausbildung, der Jägerprüfung und der Fortbildung Ihrer Mitglieder?
1.4. Die jagdgesetzlichen Regeln in Bayern verpflichten Jagdrechtsinhaber dazu für artgerechte Lebensräume und Lebensbedingungen von Wildtieren zu sorgen. Wie können Sie die Verantwortlichen in Bayern bei der Erfüllung dieser Hegeverpflichtung (Einstände schaffen, Wildeinfluss vermindern) unterstützen?
1.5. Wie kann der BJV in Zukunft sicherstellen, dass die Belange von Wildtieren in den Beratungs- und Entscheidungsgremien (Jagdbeiräte, etc.) berücksichtigt werden? Sehen Sie in dieser Frage aktuell Handlungs- und Verbesserungsbedarf? Und wenn ja welchen, und wenn nein, warum?
1.6. Das „Image“ von Wildtieren in der Öffentlichkeit oder in einzelnen gesellschaftlichen Gruppen ist oft negativ geprägt. Sehen Sie einen Spielraum des BJV in Zukunft dieses Image, vor allem das von großen Pflanzenfressern, zu verbessern und welche Mittel möchten Sie dafür einsetzen?
1.7. Welchen Stellenwert messen Sie unabhängiger Forschung zu Fragen von Wildtieren und ihren Lebensräumen zu? Sollte sich Ihrer Ansicht nach der BJV in Zukunft aktiver an derartigen Forschungsfragen und als Partner der Wissenschaft und mit anderen Vereinigungen daran beteiligen?
2.1. Gibt es Ihrer Ansicht nach konkrete Handlungsfelder zur Stärkung des Tierschutzes bei der Jagdausübung und im Hundeeinsatz?
2.2. Wie stehen Sie zur Praxis des Einsatzes von Saufängen in der Jagdpraxis? Halten Sie diese für jagdlich sinnvoll und erforderlich? Halten Sie die die Praxis der Genehmigung und Kontrolle von Saufängen in Bayern Ihrer Ansicht nach für juristisch und ethisch einwandfrei?
2.3. In einigen Nachbarländern, aber auch in Bayern (im Zusammenhang mit Rinder Tuberkulose oder Parasitosen) wird vermehrt über den Einsatz von Rotwild Abschüssen in Tötungsgattern / Wintergattern diskutiert, wenn vorgegebene Abschusszahlen im laufenden Jagdbetrieb nicht erreicht werden. Wie stehen Sie zu dieser Praxis?
2.4. Seit mehr als 30 Jahren ist in Bayern die Bewegungsjagd mit Hunden auf alle jagdbaren Schalenwildarten erlaubt. Hat sich dieses Instrument Ihrer Ansicht nach in der zurückliegenden Zeit bewährt oder sehen Sie Handlungsbedarf, zum Beispiel im Falle überjagender Hunde oder Beschränkungen der eingesetzten Zahl von Hunden, Treibern?
2.5. In wie weit wären Sie bereit, die Kontrolle bei Bewegungsjagden von unabhängiger Seite zu fordern und zu unterstützen?
2.6. Halten Sie die Festsetzung von Jagdzeiten (auch zu Nachtzeiten) für einzelne Wildarten und für einzelne Sozialklassen bezüglich Einschränkungen oder Ausweitungen für gerechtfertigt? Sehen Sie Handlungsbedarf bei der aktuellen Praxis dieser Regelung?
2.7. Kirrjagd, vor allem auf Reh- und Rotwild, sind gängige Praxis im aktuellen Jagdbetrieb. Sehen Sie dabei Konfliktpunkte zu Tierschutz und möglichen Regelungsbedarf?
2.8. Nach dem Bayerischen Jagdgesetz verbiete sich die Jagd auf Wild, das durch Naturkatastrophen in Not geraten ist. In der Vergangenheit herrschte große Unsicherheit darüber, unter welchen Umständen extreme Schneelagen, Überschwemmungen, anhaltende Trockenzeiten etc.) die Jagd einzustellen ist. Sehen Sie hier für den BJV in Zukunft Aufklärungs- und Handlungsbedarf?
2.9. Die Verpflichtung zur Bewahrung von Wildtieren vor Futternot ist immer wieder in der öffentlichen Kritik. Wie stehen Sie zu dieser Forderung Fütterungen aufzulassen, nur „Notzeit-Fütterungen“ zu erlauben und welche Handlungsfelder haben Ihrer Ansicht nach der BJV und einzelne Jäger „Futternot“ zu verhindern?
3.1. Der Umgang mit Wildtieren kann auf tatsachenbasierten Entscheidungen beruhen. Sehen Sie diese Voraussetzungen in Bayern bereits als erfüllt? Oder würden Sie für ein verpflichtendes Monitoring für einzelne Wildartenplädieren und wer sollte dies dann planen, koordinieren und durchführen?
3.2. Welche Haltung nehmen Sie zu großräumigen Jagdplanungen ein, die für viele Wildarten sinnvoll ist auch im Hinblick auf das Vorkommen von großen Beutegreifern?
3.3. Wie kann Ihrer Ansicht der BJV dazu beitragen, dass Wildruhegebiete in ausreichender Zahl und an geeigneten Standorten eingerichtet und unabhängig kontrolliert werden?
3.4. Die Jagdliche Planung beim wiederkäuenden Schalenwild orientiert sich heute in Bayern fast ausschließlich an dem sogenannten „Forstlichen Gutachten“. Dieses Instrument kann weder Vorhersagen über die Waldentwicklung treffen, noch Aussagen zu einem bestimmten Wildbestand. Trotz dieser festgestellten Mängel wird es weiter von den Planungsbehörden als Grundlage zur Bestimmung von revierweisen Abschusshöhen herangezogen. Wie soll sich der BJV unter Ihrer Führung dazu in Zukunft positionieren?
3.5. Welche Möglichkeiten sehen Sie, die Kreisgruppen und Jäger vor Ort bei den Diskussionen in den Revieren und bei den Behörden im Rahmen der Abschussplanung zu stärken? Und welche Unterstützung kann der BJV seinen Mitgliedern geben, wenn Sie Opfer von Schikanen durch Beamte der Land- und Forstverwaltung werden, z.B. in Bezug auf Fütterungskontrollen?
3.6. Die Erlegung von Schalenwild ist durch die Richtlinie zur Hege und Bejagung von Schalenwild des BayJG konkretisiert. In der Praxis findet die RL jedoch wenig Beachtung. Welche Handlungsfelder für den BJV sehen Sie darin in der Zukunft?
3.7. Die gesetzlich vorgeschriebenen Hegeschauen, stehen aktuell in der Kritik. Wie ist Ihre Position zur Verpflichtung der Vorlage von Trophäen beim Schalenwild? Ist aus Ihrer Sicht eine Veränderung der bisherigen Praxis bei diesen Hegeschauen notwendig? Wenn ja, in welcher Weise und wie kann der BJV in Zukunft den Kreisgruppen bei der Gestaltung und Durchführung der Gesetzlichen Hegeschauen unterstützen?
4.1. Der BJV ist ein anerkannter Naturschutzverein und damit bei allen naturschutzrelevanten Eingriffen zu Stellungnahmen aufgefordert. Wie können Strukturen im Verband geschaffen werden, damit dies auch kontinuierlich und auf allen Ebenen geschieht?
4.2. Zahlreiche Naturschutzvereinigungen, sind in Bayern tätig. Sehen Sie in der Zusammenarbeit mit diesen Vereinen noch nicht ausgeschöpfte synergistischen Effekte?
4.3. Wie kann der Informationsfluss in Naturschutzbelangen und -anliegen zwischen allen Ebenen des BJV, von Landesverband bis zum einzelnen Mitglied gestärkt und gefördert werden?
Detailfragen zu 5. Hotspot Themen
5.1. Aufhebungen von Schonzeiten werden vor allem in Oberbayern und Schwaben durch Bezirks- oder Landkreis-Verordnungen geregelt. Welchen Handlungsbedarf sehen Sie in dieser Frage für den BJV?
5.2 Verschiedene Wildkrankheiten und Zoonosen werden immer wieder als Anlass genommen, um drastische „Regulierungseingriffe“ und Wildbestandsabsenkungen zu fordern. Wie möchten Sie den BJV in Zukunft in solchen Fragen positionieren?
5.3 Die Einwanderung und Ausbreitung von neuen Arten (Waschbär, Biber, Luchs, Wolf) stellt den Umgang mit bereits lange in Bayern lebenden Wildarten vor neue Herausforderungen. Wie möchten Sie dafür Sorge tragen, dass der BJV und die Jäger in den Kreisgruppen bei dieser Entwicklung als kompetente Ansprechpartner und Handelnde im Spiel bleiben?
5.4 Die Jäger verlieren in der gesellschaftlichen Diskussion um Wildtiere und ihre Lebensräume zunehmend an Gewicht. Von einigen Gruppierungen wird eine Verschiebung der Stellung der Jäger hin zu weisungsgebundenen Dienstleistern bis hin zu „Wildtier-Bekämpfern“ vorangetrieben. Wie möchten Sie derartigen Entwicklungen entgegensteuern?
Bildquelle: Wildes_Bayern_Gamsbock_2-Kopie.jpg