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Sonntag, 12. Januar 2025

12. Januar 2025, 09:54    Christine Miller

UPDATE: „Neues Konzept“: Rotwild muss hungern


Update zum Rottacher Rotwild-Skandal:
Der langjährig verantwortliche Jäger hatte sich mit einem Leserbrief bei der Regionalzeitung zu Wort gemeldet. Leider wurde dieser nicht abgedruckt, weshalb wir das hier tun. Die Vorgänge zeigen das erschreckende Ausmaß von Naturverachtung, Brutalität und Dummheit der verantwortlichen Jagdvorstände und ihrer Kumpane (das Bild ist von einer privaten Notfütterung):

Die Wildfütterung in der Bodendraht besteht seit 90 Jahren. Grundbesitzer ist Lenz Kandlinger.
Seit den letzten 26 Jahren betreibe ich alleine diese Wildfütterung täglich von ca. 15. Nov. bis ca. 20. April.
Leider wurde diese immer wieder durch Störungen während der Fütterungsperiode boykottiert bzw. das Wild gezielt vertrieben. Es wurden z.B. von ihm mehrere Container, Bretter und Balken hochgefahren. An Weihnachten wurde mit einigen Jägern direkt neben dem Futterplatz bei vollem Futterbetrieb rücksichtslos eine Weihnachtsfeier abgehalten. An Sylvestertagen wurde dann laut gefeiert, das Holz 10 m neben den Futtertrögen verbrannt und in die Futtertröge von seinen sogenannten Freunden hinein uriniert – und das über Jahre hinweg. Danach ist das Wild ca. 4 Tage nicht mehr gekommen. Die Tröge musste ich dann reinigen, da das Wild das Futter sonst nicht mehr annahm.
Des weiteren wurde des öfteren auch während der Fütterungsperiode bei Dunkelheit gearbeitet sowie Holz in der Nacht verbrannt. Durch solche Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Wild entstehen in unmittelbarer Nähe große Schäden.
Für diese Schikanen hat er über Jahre hinaus auch noch jährlich 800,00 Euro für 1500 qm Pachtgebühr bekommen.
Seit bekannt wurde, dass das Füttern ausgesetzt werde, hat er die neuen Futtertröge mit dem Bagger mutwillig zerstört und verbrannt.
Bei einer Ausschusssitzung erklärte Kandlinger mal, früher hat das Wild das bekommen, was die Kühe im Futtertrog übergelassen haben. Das war dann gut genug als Fütterung.
Das Resultat davon war dann, dass ungefähr 14 -18 Stück Rotwild zwischen Rottach-Egern Gutenreuth und Enterrottach Quellensteig vor Hunger elendig eingegangen ist. Des weiteren sind ca. 10 – 15 Rehe verhungert in der Rottach aufgefunden worden. Geht man so mit dem Wild um?
Ich hoffe auch nicht, dass der neu positionierte doppelt große Bauwagen welcher in Richtung Fütterung ausgerichtet ist, als Jagdeinrichtung zum Abschießen des Wildes benutzt wird, sobald wieder gefüttert wird, was eigentlich verboten ist. Es ist eh schon eine Frechheit, dass die Fütterung sowie ringsherum – auch neben den Spazierwegen – alles mit Eisensitzen und Funkkameras von einem sogenannten „ Eisensitzjäger“ umzingelt ist. Von diesem Hochwildberater beim BJV sowie Vorstandsmitglied bei der Kreisgruppe Miesbach hätte man sich mehr Verstand in Bezug auf Jagd und Fütterung erwartet!

Nun wurde ich nach 43 Jahren Jagd sowie das 25-jährige Betreiben der Fütterung vom Jagdvorstand Quirin Berghammer mit fadenscheinigen Gründen einfach abgesetzt, es sei kein Begehungsschein für mich mehr ausgestellt, was mir vollkommen unverständlich ist, ich habe meine Revierarbeiten stets gewissenhaft und mit Freude ausgeführt.

Meine Fütterung wurde immer von ca. 45 – 50 Stück Rotwild gut angenommen. Durch die idiotische Maßnahme zur Unterlassung aller 3 Fütterungen sucht sich nun das Wild anderswo seine Nahrung, nämlich auf den umliegenden Wiesen und Gärten. Die nächsten Wildschäden wären dann die Tannen im Wald vom Schälen.
Meines Erachtens ist nun schon seit einer Weile Notzeit, das Wild findet im Wald keine Ruhe, da Wanderer Tag und Nacht unterwegs sind.

Es ist eine rießen Sauerei was hier abläuft, die guten verantwortungsbewussten einheimischen Jäger werden rausgeschmissen, dann kommen 3 forstlich angehauchte auswärtige Jungjäger, (welche sich den Abschuss in einem Bezirk aufgeteilt haben), die an der Wallbergsüdseite den ganzen Gamsbestand komplett ausgelöscht haben, nämlich 22 Stück innerhalb von 2 Monaten!
Ich war 22 Jahre lang als Revierleiter am Wallberg tätig und hab die ganzen Abschüsse an die einzelnen Jäger je nach Pirschbezirk vergeben und gerecht aufgeteilt.
Wie ist es dann möglich, dass diesen 3 Jungjägern so etwas vom Jagdvorstand Quirin Berghammer genehmigt wurde. Leider wird diesen Jägern bei der Ausbildung beim Forst beigebracht, dass alles Wild Schädlinge sind und daher entnommen werden müssen. Hoffentlich bekommen diese 3 Typen keinen Begehungsschein mehr.
Es wäre doch erforderlich dem Wild eine ordentliche Fütterung wie bisher zu ermöglichen, um einen gesunden artenreichen Wildbestand zu erhalten.
Ich hoffe doch sehr dass sich in diesem ganzen Zusammenhang nun endlich alles zum Guten wendet – im Sinne des Wildes.
Edi Mayerhofer, Kreuth-Scharling

Seit einigen Wochen beschäftigen die Rotwildfütterungen bei Rottach-Egern die Bürger südlich von München. Denn: Die Fütterung ist keine mehr, statt Heu und Silo lagern hier Baumaterialien. Die Raufen sind leer. Insgesamt drei Fütterungen wurden im Revier Rottach-Egern bisher betrieben. Schließlich kommt das Wild aus einem riesigen Einzugsgebiet von Tegernsee bis nach Kreuth an diese seit Jahrzehnten bekannten Futterstellen. Nun haben die beiden Jagdvorstände der EIgenbewirtschaftung beschlossen, einfach mal das Wild hungern zu lassen, „damit es sich gleichmäßig verteilt“. Bilder von den Fütterungen in Enterrottach und an der Bodentratt gehen durch die Medien.

Ein Siloballen, der hinter einem Bauzaun gesichert ist, weist deutliche Spuren von Kratzern auf – er gibt ein schockierendes Bild davon ab, wie das hungrige Wild verzweifelt versucht, an Futter zu gelangen. Der Grund, warum es nichts mehr bekommt ist ein „geändertes Konzept“ der Jagdgenossenschaft.

Wildes Bayern ist empört über diesen Umgang mit unseren wildlebenden Kreaturen und hat sich bereits über einen Rechtsanwalt an die Behörden gewandt, die diesem Treiben im Landkreis bisher tatenlos zugesehen haben. Deren Aufgabe ist es, bei Notzeit – und die liegt hier mit Schnee und nächtlichen Minustemperaturen im zweistelligen Bereich definitiv vor – eine Fütterung anzuordnen oder Ersatzmaßnahmen zu organisieren.

Inzwischen könnte es zwar eine Anordnung der Fütterung durch das Landratsamt geben, aber die scheint nicht bei den Leuten vor Ort anzukommen. Auch heute am 11. Januar gibt es keine ordnungsgemäße Fütterung des Wildes. Die Hirsche haben aber inzwischen die Siloballen gestürmt! Wir bleiben weiter dran!

Mehr Hintergründe findet Ihr in den unten verlinkten Zeitungsbeiträgen und dem Leserbrief unserer Vorsitzenden.

Angekratzter Siloballen

 

Die Fährten verraten die Anwesenheit von Wild

Einen Beitrag zum Thema aus dem Merkur findet Ihr hier

und einen weiteren hier

Hier findet Ihr den informativen Leserbrief

Dass der besagte Landwirt kein unbeschriebenes Blatt in Sachen Tierschutz ist, davon berichtet dieser Artikel aus dem Jahr 2012

Bildquelle: Wildes Bayern, 2025-01-12_03-42-09




Ludwig Fegg schrieb:


Wie tief Gräben hier ausgehoben wurden, ist aus den Berichten zu ersehen. Es ist dringend, dass hier Einhalt geboten wird. Ein Einlenken der direkt Betroffenen scheint nicht mehr möglich.
Das was hier derzeit abläuft, schadet dem Wald und dem Wild! Und es schadet dem Ansehen der Waldbauern, der Jäger- und auch der Försterschaft.
Soll das wirklich so weiter gehen?
Es braucht Vermittler mit Sachverstand und Gefühl für die Zusammenhänge der Natur.
Aber genau solche Vermittler sollten die Vorgenannten sein. Sonst wird ihnen das Heft aus der Hand genommen! Es braucht nun besonnene, bodenständige Bauern, Jäger und Förster!
Packt das an! Bitte!

Antworten
Wendt schrieb:


Gesetzt den Fall, dass es sich hier um ein Blatt der Ippen-Gruppe handelt, wundert es mich nicht, dass der Leserbrief nicht veröffentlicht wurde. Schon seit längerer Zeit habe nicht nur ich den Eindruck gewonnen, dass der Merkur Meinungsmanipulation betreibt, indem er ausschließlich bauerngefällig berichtet. So werden dem Leser selbst schlimmste Tierquälereien in der Nutztierhaltung, bei den Transporten und der Schlachtung, aber auch wilderne Hunde und Bauern, die Kitze vermähen, verheimlicht. Man schreckt nicht mal vor der Verbreitung von unwahren Behauptungen zurück, nur um den Bauern gefällig zu sein. Dafür hat der Presserat dem Merkur gegenüber zwar bereits eine Missbilligung ausgesprochen, aber man gewinnt den Eindruck, dass dies an der einseitigen Art der Berichterstattung nichts geändert hat. Selbst bei Leserbriefen wird streng darauf geachtet, dass vorrangig nur bauernfreundliche Aussagen veröffentlicht werden. Bauernkritische Leserbriefe werden meistern erst gar nicht veröffentlicht oder online versenkt. Denn dort liest sie so gut wie keiner. Stattdessen wir weiterhin munter das Wild bevorzugt als Schädling dargestellt und Panik vor den von den Bauern verhassten Wolf und Bär geschürt. Anstatt über Tierdramen in Bayern, denn davon gibt es reichlich, wird über jeden Vorfall, der sich irgendwo auf der Welt mit einem Wolf oder Bären ereignet hat, berichtet. Der geneigte Leser kann diese ständige Hetze gegen Wildtiere schon nicht mehr ertragen, aber wurscht, Hauptsache die Bauern freut’s. Ausgewogener und seriöser Journalismus sieht anders aus.

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Claudia Kisics schrieb:


Wenn das war ist, dass sich diese Jäger fern von Tradition, Anstand und Sitte benehmen, dann sind sie nicht würdig die Jagd auszuüben. Welch inakzeptables Benehmen und mit keinem Verstand rational erklärbarer Handlungen, sowie bewusstes Setzen von Handlungen zur Tierquälerei. Denn das Futter von Wildtieren mit ev. medikamentenausscheideten Urin zu kontaminieren, in der Notzeit, ist inakzeptabel und unentschuldbar und gehört meiner Ansicht bestraft.
Claudia Kisics

Antworten
Christine Miller schrieb:


Es sind hier zwei Jagdvorstände, das sind zwei Grundbesitzer in dem Revier Rottach-Egern, die die Fütterung des Rotwildes blockieren. Sie haben den zuständigen Jägern explizit verboten, das Wild zu füttern.

Antworten
Dr. Peter Gleißner schrieb:


Ich glaube es gibt kein Bundesland in dem so viele tierschutzwidrige,jagdliche Vergehen ungeahndet bleiben wie in Bayern. Gesetze, ob Tierschutz oder Jagd, werden durch Forst, Grundbesitzer und Bauernverband – angefeuert durch einen mitgliederschwachen ÖJV, ignoriert. Unser neu installierter Jagdminister Aiwanger erschöpft sich, aus Angst vor weiterem Wählerverlust bei vorgenanntem Klientel in ergebnisloser „Dampfplauderei“. Haben unsere Politiker nicht verstanden, dass es den Jägern schon lange nicht mehr um die viel gescholtene,traditionelle Jagd mit starken Trophäen und hohen Wildbeständen geht? Es geht uns um Tierschutz, es geht darum, dass jedes Tier den gleichen Anspruch auf einen artgerechten Lebensraum- und dies ohne Abstriche- wie der Mensch hat. Unsere Verantwortung ist, trotz unserer maßlosen und zerstörerischen Gier, dafür Sorge zu tragen. Dafür müssen wir gemeinsam mit „Wildes Bayern „ kämpfen.

Antworten
Oda Bergmeier schrieb:


Wildfuetterung soll und bleibt erlaubt sein.
Hinter den Jaegern steht eine Lobby. Ihr lässt euch nichts sagen und euch auch nicht belehren.

And Tierschutzgruenden allein sollte er weiter fuettern dürfen.

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