Hier kommt der zweite Beitrag unserer Serie über die Eulen, von denen jetzt im späten Februar die großen Arten schon mit der Brut beginnen. Was Uhu, Waldkauz, Wald- und Sumpfohreule sowie der Habichtskauz sonst noch an Eigenheiten haben, erfahrt Ihr hier.
Die Eigentlichen Eulen lassen sich je nach Spannweite in „große Eulen“ und eher „kleine Eulen“ unterscheiden. Groß sind jene mit über 95 Zentimetern Spannweite, allen voran natürlich der Uhu (bis zu 1,75 m), der Habichtskauz (bis zu 1,25 m), der Waldkauz, die Sumpfohr- und die Waldohreule (ca. 95 cm bis 1,05 m). Grundsätzlich, so beschreibt der Eulenfachmann Theodor Mebs, gibt es bei unseren Eulenarten „Grundbesitzer“ und „Landstreicher“. Dabei ist die Entscheidung für das eine oder andere Verhalten keine Frage der Moral, sondern eher des Wohlstandes. Große Eulen und solche, die im Wald leben, haben Vorteile, wenn sie ihre Jagdgebiete sehr genau kennen. Ortskenntnis schlägt sich in höherem Jagderfolg nieder; sie wissen, wo sich günstige Brutplätze befinden, und wo sie Ruhe vor Nachstellungen haben. Unter diesen Umständen lohnt es sich, ein Revier das ganze Jahr über zu besetzen. Und weil zwei stärker sind als einer allein, leben die meisten „Grundbesitzer“ auch jahrelang treu mit ihrem Partner zusammen.
Große Eulen entscheiden darüber hinaus genau, welche Beute sie mit geringsten Aufwand und höchstem Gewinn schlagen können. Auf diese Weise entwickeln sich zum Beispiel bei den Uhus richtige Spezialisten: In einem Fall spezialisierte sich ein findiger Uhu sogar auf Katzen, die er am Ansitz an den Katzenklappen abpasste. Aber auch verletztes Wild und Jungtiere aller Art kann der Uhu schlagen, bis hin zu den eigenen Verwandten, also kleineren Eulen.
Für die Mehrheit aller mittelgroßen Eulen sind allerdings Wühlmäuse die Standardbeute. An Gelegegröße und Bruterfolg von Waldkauz und Waldohreule lässt sich ablesen, wie es um die Mäusepopulationen steht. Während der anstrengenden Brutzeit fangen die Eulen mehr, als sie fressen können. Vor allem die Männchen schleppen Maus um Maus in die Bruthöhle, wo schließlich ein kleiner Vorrat angelegt wird. Auch in Astgabeln, auf Felssimsen oder zwischen Zweige gesteckt, entstehen solche Schlechtwetter-Depots.
Während der Uhu und der Waldkauz die Nähe von Menschen nicht unbedingt scheuen, ist zum Beispiel der Habichtskauz ein zurückgezogener Waldbewohner, der in unserer Landschaft eigentlich ausgestorben war und vielerorts noch ist. Er ähnelt einem überdimensioniertem Waldkauz (Das Weib bringt manchmal mehr als ein Kilogramm Gewicht auf die Waage und ist damit doppelt so schwer wie ein Waldkauz). In seinem Lebensraum braucht er genügend Altholz, was in unseren heutigen Forsten kaum zu finden ist, und daneben offene Flächen, die ausreichend Mäuse beherbergen. Im Bayerischen Wald wurde vor knapp 30 Jahren ein kleiner Brutbestand etabliert, ebenso in Niederösterreich.
Uhu, Wald- und Habichtskauz sitzen oft schon ab Februar auf den Eiern in der Bruthöhle. Dieser frühe Brutbeginn ist genau geplant: Wenn die Jungen groß genug sind, um erste Versuche beim Mäusefang zu machen, dann sollte es an Kleinsäugern nicht mangeln. Im Spätsommer ist das Beuteangebot am höchsten, und in diesen Zeitraum fallen auch die ersten „Gehversuche“ der Jungen.
Bildquelle: Wildes Bayern - Tier des Monats Die großen Eulen, (c)Wikicommons Sumpfohreule - Rodolphe, (c)Naturfotografie Hofmann - Waldkauz, (c)Naturfotografie Hofmann - Uhu