Ein nächtliches Video und Fotos strafen den Forstbetrieb Ruhpolding Lügen. Die dortige Wintergatter-Auflösung aus dem Jahr 2015 ging voll nach hinten los, Rotwild sucht hungernd nach Futter.
Vor sieben Jahren hat der Forstbetrieb Ruhpolding gegen die Bedenken von Experten ein Wintergatter aufgelöst. Das konnte nicht gutgehen, denn das Wild kann seine alten Wintereinstände am Chiemsee-Südufer nicht mehr erreichen, und Ersatz wurde nicht geboten. Die Maßnahme wurde mit viel Schönrederei durchgedrückt, aber jetzt fliegt das Konstrukt aus Lügen und Täuschungen den Verantwortlichen um die Ohren: Fotos und ein Video, die Wildes Bayern e. V. vorliegen, dokumentieren, dass heimlich – auf privatem Grund – gefüttert wird, und dass weit mehr Rotwild in der Umgebung des alten Gatters nach Futter sucht als immer behauptet.
Die Debatte um die Auflösung des Gatters kam 2016 bis vor den Landtag. Wortreich versicherten die Spitzen der Bayerischen Staatsforsten, dass niemand eine Absicht habe, das Rotwild auszurotten. Man werde vorübergehend weiter füttern, damit kein Wild verhungere, und verbleibende Individuen dann in eine fünf Kilometer entfernte Ruhezone umlenken. Das Ganze würde per Telemetriestudie begleitet.
Was folgte, war ein Exempel an Dilettantismus, jagdlichem Versagen und peinlichem Vertuschen. Das bei jeder Gatterauflösung notwendige Absenken des Rotwildbestands zum Beispiel fand statt, indem man das Wild bis Ende Januar bei Drückjagden durch Wald und Schnee jagte. Wie sich jetzt zeigt, auch noch ohne den nötigen Erfolg.
Auch das Telemetrieprojekt erweist sich offenbar als Makulatur. Im Winter 2017/18 wurde Wild narkotisiert und zwölf Stück besendert, aber was wurde aus ihnen? Ein so genannter “vorläufiger Endbericht” umfasste nur zweieinhalb Textseiten. Der Abschlussbericht lässt weiter auf sich warten.
Nur in einem war das Unternehmen Bayerische Staatsforsten schnell und effektiv: In den beiden vergangenen Jahren sind die Futtereinrichtungen am ehemaligen Gatterstandort abgebaut worden. Die Folge: Das verbliebene Wild suchte sich seine Nahrung im Wald und verursachte Schälschäden an Bäumen. Konfrontiert mit diesen Fakten, versicherte Betriebsleiter Paul Höglmüller, dass es sich nur noch um drei bis vier vereinzelte Stück Wild handeln könne. Nun entdeckten Spaziergänger in unmittelbarer Nähe des alten Fütterungsstandortes weitere blank geschälte Baumbestände. Das hungernde Wild versucht verzweifelt, über den Winter zu kommen. Die Maßnahmen der Förster zu Lenkung oder Ersatz haben ihre Wirkung verfehlt.
Jetzt wurde eine Heuraufe aus BaySF-Besitz auf die Wiese des benachbarten Landwirtes gestellt. Auf der Talwiese stellen sich nachts tatsächlich drei bis vier Hirsche ein – allerdings in Begleitung von weiteren zwei Dutzend Tieren, wie ein Video beweist.
Sieht so “eine handwerklich tadellose, tierschutz- und damit waidgerechte Jagd” aus, wie sie sich die BaySF auf ihrer Internetseite zuschreibt? Wir fordern Respekt für unser Rotwild, einen art- und tierschutzgerechten Umgang und eine ökologisch sinnrichtige Bewirtschaftung des Wildes und seiner Lebensräume!
Bildquelle: (c)Wildes Bayern privat - Baynocchio, (c)Wildes Bayern privat
In einem Land, in dem Wildtiermanagement gelehrt und erforscht wird, wird die Winterfütterung für Rot- und Rehwild eingestellt bzw. verboten, obgleich man doch genau weiß, wie notwendig sie ist, weil die Wintereinstände nicht mehr aufgesucht werden können und weil durch Winterfütterung Schäl- und Verbissschäden verhindert werden. Selbst minimierte Restbestände produzieren dann natürlich Schäl- und Verbissschäden, die propagandamäßig von den Forstbetrieben angeprangert werden um weitere Drückjagden zu „rechtfertigen“. Geschäftsmäßig fehlende Ethik und fehlende Achtung vor demTier als Mitgeschöpf, Missachtung des Tierschutzes, veränderte Jagdzeiten, Schonzeitaufhebungen, fehlende Ahndung tierschutzrechtlicher Verstöße und dazu Beteuerungen, das Wild, ob Rot- Rehwild oder Gams, nicht ausrotten zu wollen. Nicht Schälschäden und Verbiss, sondern die Charakterlosigkeit der maßgeblichen Leute muß angeprangert werden. Vielen Dank für ihre ständige Arbeit Christine Miller