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Montag, 09. Oktober 2023

09. Oktober 2023, 15:43    office@wildes-bayern.de

Borkenkäfer-Lounge im Forstenrieder Park


Im Forstenrieder Park in München liegen schon seit einigen Wochen Fichtenholz- Polter mit Käferholz, also Holz, das gefällt wurde, um einen Borkenkäferbefall einzudämmen und nicht auf umliegende Bestände ausufern zu lassen. Solche Maßnahmen sieht man derzeit leider überall. Denn sonnige, trockene Sommer in einem fichtendominierten Wirtschaftswald sind schlicht ein Paradies für die kleinen Schad-Insekten. Deshalb verpflichtet Art. 18 des Bayerischen Waldgesetzes die verantwortlichen Betriebsleiter und Förster der Staatswälder insbesondere dazu, “den Wald vor Schäden zu bewahren”. Das machen pflichtbewusste Försterinnen und Förster, indem sie entweder das geschlagene Holz sofort entrinden lassen und die Rinde dann verbrennen, oder indem sie das Holz sofort aus dem Wald rausbringen, damit später geschlüpfte Käfer  auf ihren Suchflügen keine Nadelbäume mehr erreichen können. Letzte Alternative ist, nicht entrindetete Bäume mit Gift zu besprühen.
Im Forstenrieder Park jedoch wurde das Holz schlicht und einfach liegen gelassen. Und jeder, der hier südlich der Römerstraße vorbeiging, konnte sehen, wie sich eine fertig entwickelte Käferbrut bereit machte zum Ausschwärmen in die umliegenden Baumbestände. Ein aufmerksamer Beobachter hat das mit einem Video dokumentiert und auf Facebook veröffentlicht.
Wie kann das bitte sein? Jedes Unternehmen, das wirtschaftlich arbeitet, wird Käferholz schnellstmöglich aus dem Bestand entfernen. Selbst wenn jemand den betroffenen Waldbestand auf Naturschutz hin optimieren wollte, müsste er mit etablierten Rindenschlitzverfahren dem Borkenkäfer die Brutmöglichkeiten entziehen. Erst im Juli hatte die bayerische Forstministerin über eine Pressemitteilung betont, es sei “entscheidend, durch rasche Bekämpfung die Käferpopulation einzudämmen”. am besten durch Fällen und “zügig vor dem Ausfliegen der Käfer” abfahren. Sind die Förster zu beschäftigt damit, den “Waldschädlingen” Reh, Rotwild und Gams hinterher zu pirschen, um sich noch um so ein profanes Massenphänomen zu kümmern?
Wir haben eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz an den Forstbetrieb München gestellt und um Auskunft gebeten, wie im Betrieb die Borkenkäfervorsorge gesehen wird. Die Antwort war eher amüsant als informativ, zum Beispiel konnte keine Auskunft darüber gegeben werden, wieviel Borkenkäferholz im Forstenrieder Park anfällt, da dies nur ein “geographischer Begriff” sei und keine Daten dafür vorlägen. Weiter heißt es, das Holz würde “nach Möglichkeit” zeitnah abtransportiert und ansonsten chemisch gegen Borkenkäfer behandelt. Eine solche Behandlung sei aber in den vergangenen fünf Jahren nicht durchgeführt worden. Gilt das Bayerische Waldgesetz nur auszugsweise für unsere staatlichen Förster? Wir bleiben an der Sache dran!

Zum Video von den fröhlich marodierenden Borkenkäferlarven und frisch geschlüpften Jung-Käfern in den Holzpoltern im Forstenrieder Park kommt Ihr hier

Bildquelle: Foto Forstenrieder Park_PEM_kl




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