Am letzten Oktoberwochenende hat es in der Kürnach mal wieder so richtig gekracht: Der Forstbetrieb Sonthofen hat nach den Berichten des lokalen Jagdverbands zu Drückjagden geladen und dabei im rotwildfreien Gebiet 24 Stück Rotwild erlegt.
Was für ein Signal, wo doch gerade die internationale Artenschutz-Konvention zu Ende ging. Bayern scheint besonders stolz darauf zu sein, akute Aussterbeprozesse auch noch zu beschleunigen.
Das Rotwild im Lebensraum Adelegg/Kürnach hat laut einer Studie aus dem vergangenen Jahr die gefährlich geringsten Werte an genetischer Variabilität. Ein Abschlachten unter diesen Bedingungen, wie es aktuell offenbar unter der Leitung des Staatsforstbetriebs Sonthofen und mit dem Segen des Wirtschaftsministeriums passiert, ist aus unserer Sicht ein abscheuliches Verbrechen an der Natur!
Hier die PM des KJV Kempten dazu:
Am letzten Oktoberwochenende fanden im Staatsforsten-Betrieb Sonthofen Drückjagden statt, bei denen 24 Stück Rotwild in einem so genannten rotwildfreien Gebiet erlegt wurden. Der Kreisjagdverband Kempten übt harsche Kritik am Vorgehen.
Am letzten Wochenende im Oktober kamen bei Drückjagden in der Kürnach 24 Stück Rotwild zur Strecke. Eingeladen hatte der Betrieb Sonthofen des Unternehmens Bayerische Staatsforsten (BaySF), und der Einladung gefolgt sind Jäger aus dem ganzen Bundesgebiet sowie darüber hinaus, zum Beispiel aus der Schweiz.
Für den Kreisjagdverband Kempten (KJV) hat die Veranstaltung ein weiteres Mal gezeigt, dass die Bewirtschaftung insbesondere des Rotwildes in der Region dringend auf neue Füße gestellt werden muss. „Die hohe Strecke von 24 Stück war nur deshalb möglich, weil in den 1980er-Jahren mit der Kürnach ein alter Rotwildlebensraum zu rotwildfreiem Gebiet erklärt wurde“, führt Erster Vorsitzender Dr. Manfred Ziegler ins Feld. „In rotwildfreien Gebieten gilt kein Abschussplan, und so konnten die Jäger auf dieser BaySF-Jagd ungefähr alles an Rotwild erlegen, das in Anblick kam.“ In der angrenzenden baden-württembergischen Adelegg ist die Wildart hingegen nicht „vogelfrei“, sondern geduldet und wird nach Plan bejagt. Dr. Ziegler kritisiert, dass mit dem Vorgehen des BaySf-Betriebs Sonthofen jegliche Bestrebungen, das Rotwild wieder wandern zu lassen, unterbunden werden.
Wandern ist heute von höchster Bedeutung für das Rotwild, denn die Art zeigt erste Anzeichen von Inzucht und braucht dringend genetischen Austausch. „Das hat auch das bayerische Wirtschaftsministerium unter Staatsminister Hubert Aiwanger erkannt und berät aktuell gerade darüber, die alten Wanderwege für Hirsche wieder freizugeben. Umso unverständlicher ist uns das brutale Draufhalten des Staatsforstbetriebs“, kritisiert Dr. Ziegler. „Auch das Einladen von ausländischen Jägern, die bekanntermaßen bei uns schon mal übers Ziel hinaus schießen, weil die Jagd daheim nicht erschwinglich und stark reglementiert ist, halte ich für einen Staatsforstbetrieb für nicht angemessen.“
Der KJV Kempten setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Kürnach wieder offiziell zum Rotwildgebiet erklärt wird. Der Verband unterstützt zudem Initiativen zur Abschaffung der rotwildfreien Gebiete in Bayern. „Angesichts der aktuellen Situation halten wir es für dringend geboten, dass der BaySF-Betrieb Sonthofen für die kommenden Drückjagden den Rotwildabschuss auf null heruntersetzt“, fordert Dr. Ziegler.”
Sehr geehrter Herr Dr. Ziegler,
Warum ist das Kürnach-Gebiet in Bayern “rotwildfreies” Gebiet und in Baden-Württemberg nicht?
Liegt die Kürnach an einer traditionellen Rotwild-Wanderstrecke?
Sind die Zustände der Wälder und ihre geohydrologischen Gegebenheiten so unterschiedlich ?
Ist der Wald dort jenseits von Bayern im Besitz der Landesforsten, oder eines Landesfürsten?