Jetzt sollte einem wirklich Angst und Bange werden! Eine geschützte und mittlerweile bedrohte Tierart wird von einem Staatsbetrieb „gemanaget“, der diese Art offensichtlich nicht erkennt.
Im aktuellen Instagram Post der Bayerischen Staatsforsten wird das „Krickelwild“ vorgestellt. „In Deutschland ist das Gamswild bei uns in den bayerischen Staatsforsten am weitesten verbreitet.“ Mit der Meldung machen die Staatsförster auf die Gamsbeobachtungs-Plattformen Werbung, die inzwischen in verschiedenen Forstbetrieben eingerichtet wurde, meist am Rande sogenannter „Schonzeit-Aufhebungszonen“, in denen sich das Gamswild im Winter konzentriert und dann eliminiert wird.
„Die Gams ist inzwischen auf die Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands gerückt! Wenn die verantwortlichen für über 80% der in Deutschland lebenden Gams jedoch nicht mal diese Tierart erkennen, gibt das schon Anlass zur Sorge“, sagt die Wildtier Biologin Dr. Christine Miller, die auch Vorsitzende des Vereins „Wildes Bayern e.V.“ ist, der sich für einen sachgerechten Umgang mit Wildtiere und natürlich auch mit der Gams einsetzt.
„Seit Jahren erzählen uns Staatsforsten und Fortministerium, dass es der Gams in Bayern gut gehe, trotz dramatischer Populationseinbrüche. Nach diesem Instagram Post wundert mich diese fatale Fehleinschätzung nicht mehr“, so Miller. „Vielleicht wurden ja die Lehrpläne in den Forstschulen in den letzten Jahren „entrümpelt“ und verkürzt? Alles was Hörner hat ist Gams, alles was Geweih hat ist Reh, alles was im Wald herumspringt gehört erschossen?“, mutmaßt Miller. Forststudenten erhalten mit ihrem Studium auch die Bescheinigung einen Jagdschein lösen zu dürfen. Vielleicht sind mangelnde Artenkenntnis nicht die beste Voraussetzung dafür in der Natur, freilebende Wildarten kompetent zu managen und bejagen.
Hilfe bietet in dieser Situation der Verein „Wildes Bayern“ an. „Wir führen gerne zum Selbstkostenpreis die nötigen Nachschulungen in den Forstbetrieben durch. Das sind uns die Gams, die Charakterwildart der bayerischen Alpen schon wert!“
Bildquelle: (c)Wildes Bayern - Screenshot Bayerische Staatsforst