Unsere vierte Frage* lautet: Wie stellt Ihre Partei sicher, dass das Rotwild in Bayern langfristig überleben kann und die isolierten Vorkommen miteinander in genetischem Austausch stehen können?
In Bayern steht im Oktober die Landtagswahl auf dem Terminkalender. Wir, der Verein Wildes Bayern e. V., setzen uns als anerkannter Naturschutzverein für den Schutz der Wildtiere sowie der Natur unserer Heimat ein. Für uns und unsere Mitglieder ist es deshalb hoch interessant, vor der Landtagswahl im Oktober zu wissen, wie die einzelnen Parteien sich zu den Anliegen von Wild und Natur stellen.
* Die Parteien, die aktuell im Bayerischen Landtag sitzen, hatten sich vorab auf gewisse Formalitäten zur Übermittlung von Wahlprüfsteinen geeinigt. Dazu zählte, nicht mehr als 8 Fragen einzureichen, und zwar über ein Formular auf der Internetseite. Da der ursprüngliche Fragebogen von Wildes Bayern insgesamt 14 Fragen umfasste, wurden einige für die Landtagsparteien gestrichen oder zusammengefasst. Hier kommt es also u. U. zu Abweichungen in den Antworten oder in der Reihenfolge.
Wir wollen die Rotwildgebiete auflösen und haben uns mit dem Thema Inzuchtdepression beim bayerischen Rotwild auch in der vergangenen Legislatur intensiv auseinandergesetzt. Diese Arbeit möchten wir in der kommenden Legislatur konsequent fortsetzen.
Das Rotwild in Bayern hat einen schweren Stand. Neben großflächigen Gebieten, wie z.B. den Truppenübungsplätzen Grafenwöhr und Hohenfels ist das Rotwild heute auf kleine Gebiete, z.B. Isarauen, zurückgedrängt. Durch die vereinzelten Flächen ist die genetische Verarmung eine große Gefahr. Dem kann nur durch eine Vernetzung der einzelnen Gebiete entgegengewirkt werden. Eine zusätzliche Belastung für das Rotwild in den bayerischen Alpen stellt die Abschneidung der früheren Wintereinstände in den Flussauen des Voralpenlandes dar. Durch die Verkehrswege ist dem Rotwild die Winterwanderung in die schneeärmeren Regionen versperrt. Deshalb ist dem Rotwild in der Notzeit im Alpenraum unbedingt durch die Einrichtung von Wintergattern und Fütterungen zu helfen.
Die Rotwildgebiete sind Teil der freien Natur. Sie sind nicht abgezäunt und für jeden frei zugänglich. Sie nehmen insgesamt etwa 800.000 Hektar ein. Um die Lebensräume zu verknüpfen, wurden bei der Festlegung der Rotwildgebiete auch deren Vorkommen in anderen Bundesländern und Staaten beachtet. Trotz menschlichen Einflusses, kann durch die ausgewiesenen Gebiete der Rothirsch als Teil des vielfältigen Tierreiches, konstant bestehen bleiben. Auch der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat die Rotwildgebiete positiv beurteilt. Durch sie wird der Erhalt des Rotwildbestands unterstützt und die unterschiedlichen Interessen von Landeskultur und Jagd gewahrt.
Wir fordern die Erarbeitung einer bayerischen Wald-/Wildstrategie 2050, die sowohl den Zielen eines Waldumbaus als auch der Schaffung ausreichender Lebensräume für heimisches Schalenwild gerecht wird. Die Erarbeitung einer gemeinsamen Wald-/Wildstrategie durch Forstwissenschaftlerinnen und Forstwissenschaftler sowie Wildbiologinnen und Wildbiologen soll die Grundlagen für eine Entideologisierung des Wald-Wild-Konflikts schaffen: Sie soll einen Waldumbau ermöglichen und gleichzeitig ausreichende und artgerechte Lebensräume für heimische Wildtiere (Rotwild, Gamswild) gewährleisten.
Die Problematik der Genetischen Verarmung bei Rotwild ist auch uns FREIEN WÄHLER leider durchaus bekannt. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf. Inwiefern der genetische Austausch zwischen den derzeit bestehenden Rotwildgebieten in Zukunft sichergestellt werden könnte, gilt es zeitnah zu klären. Wichtig ist dabei, dass Waldbesitzer, Jäger und Landwirte bei der Planung und Umsetzung einbezogen werden.
Die Gefahr einer genetischen Verarmung des Rotwildes sehen wir schon aufgrund des großen zusammenhängenden Lebensraumes in den Alpen nicht. Eine Ausnahme stellt allenfalls die isolierte Population in den Isarauen dar. Hier wird das integrierte Schalenwildmanagement der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ggf. zusätzliche Erkenntnisse bringen.
Die Beschränkung des Rotwildes auf Rotwildgebiete und der Totalabschuss außerhalb kann nach unserer Auffassung nicht bestehen bleiben. Sie steht in grassem Widerspruch zur tolerierten Ausbreitung z.B. des Wolfs in ganz Bayern und zu Forderungen des Naturschutzes bei Großtieren weltweit. Eine Aufhebung der Rotwildgebiete und eine jagdliche Hege in ganz Bayern würde einen Austausch ermöglichen, eine genetische Verarmung vorbeugen und zum Erhalt des Rotwilds langfristig beitragen.
Was für Wolf und Biber selbstverständlich ist, muss auch für wanderndes Rotwild gelten. Auflösung der Rotwildbezirke, damit die Art sich ihren Lebensraum selbst suchen kann
Bildquelle: (c)Wildes Bayern