Von der Ostsee bis zur Zugspitze – im ganzen Land wird gerade wieder intensiv über die Bejagung von Rehen ab Anfang April diskutiert. Einige Bundesländer haben schon – aus Unkenntnis biologischer Zusammenhänge und / oder einer einseitigen Beratung durch Lobbyisten – die Schonzeitverkürzung gesetzlich erlaubt. AUch in Bayern mehren sich wieder regelmäßig derartige Anträge an die unteren Jagdbehörden. Diese sind durchweg nicht genehmigungsfähig! Bitte lasst Euch da nicht ins Bockshorn jagen.
Zudem steht auch die regelmäßig wieder erhobene Forderung der Forstindustrie im Raum, doch endlich Jagd zu einer flächendeckenden Schädlingsbekämpfung umzubauen. Nach den Forderungen diverser Lobbyisten soll zum Beispiel im Landesjagdgesetz Brandenburg jeder kleine Grundbesitzer alle Wildtiere auf seinem Grund und Boden vernichten dürfen.
Die Folgen derartigen Wütens wider die Natur hat auch der hochverdiente Wildmeister Dieter Bertram in einem offenen Brief beschrieben. Wir teilen ihn gerne!
Wildmeister Dieter Bertram 53894 Mechernich Bundesobmann der Berufsjäger a.D. Michael Schumacher Str. 16 Mai 2021 Offener Brief
An die Nachrichtlich:
Landwirtschaftsminister An die Präsidenten der Bundesländer der Landesjagdverbände
Betr.: Jagdgesetz gegen Tierschutzgesetz
Sehr geehrte Damen und Herren.
Mit den neuesten Jagd- und Schonzeiten für Schalenwild im Frühjahr (Schmalrehe, Schmaltiere, nicht führende Bachen) wird der Gesetzgeber sich selbst zum Feind durch Gesetzbruch, weil der massive Verstoß gegen den Tierschutz billigend in Kauf genommen wird.
Was ist aus der Jagd geworden, fragt nicht nur eine anspruchsvolle Jägerschaft, sondern auch die Öffentlichkeit, wenn die Kinderstube der Wildtiere nicht mehr geachtet wird.
Jagdbeiräte aus der Forstwirtschaft, auch sogenannte Fachpresse schildern seit Jahren, wie leicht Ricke und Schmalreh, Alttier und Schmaltier, Schwarzwild führend und nichtführend auf Fotos sich unterscheiden lassen.
Die Praxis, die zur Verschwiegenheit verpflichteten Schweißhundführer und die Wildhändler zeichnen ein anderes Bild. Aktueller Hinweis aus Rheinland Pfalz, zwei Schweißhundführer (ein Forstbeamter und ein Berufsjäger) haben ihre Nachsuchenarbeit eingestellt. Der viele Jahre mit hoher Verantwortung geleistete „Rote-Kreuz-Dienst“ am Wild sei unerträglich geworden, speziell bei der Frühjahrsjagd. (Verendete Bachen an denen die Frischlinge saugen, Ricken, Alttiere, vermutete Schmaltiere, bei denen die Kälber Totenwache halten).
Die Frühjahrsjagd auf weibliches Schalenwild ist vom Gesetzgeber nicht nur für professionelle, sehr erfahrene Jäger, sondern für jeden Jäger, auch für den Jungjäger nach vierzehntägigem Lehrgang erlaubt.
In der Natur spielen sich Tiertragödien ab, die auch unter dem Gesichtspunkt des Waldwiederaufbaus nicht tollerierbar und zurück zu nehmen sind, bevor das Jagdwesen zum Flächenbrand wird.
Tierschutzorganisationen, Peta, Vierpfoten und Jagdgegner stehen in Lauerposition. Ihnen fehlt nur noch ein Günter Wallraff, der sich in das Jagdwesen einschleicht, die Jagd in der Gesellschaft an den Pranger stellt.
Die Frühjahrsjagd, insbesondere ab 1. April, ist nicht nur aus tierschutzrelevanten Gründen bedenklich, sondern auch aus Gründen des Waldschutzes. So wird die Frühjahrsjagd als besonders wirkungsvoll betrachtet, wenn das Wild auf dem ersten Grün Nahrung sucht.
Dem Ruhebedürfnis des Wildes wird keine Rechnung getragen, man treibt es mit der Intensivbejagung zurück in den Wald, wo es schält und verbeißt. Die zusätzliche Nachtjagd erhöht den Waldschaden.
Wir haben in unserem Land kein Wild- sondern ein Jagdproblem, an dem der Gesetzgeber durch seine Verordnungen einen hohen Anteil hat.
Die Stimmen werden lauter, der Forstwirtschaft die Wildbewirtschaftung zu entziehen, neuen Konzepten zu zuordnen.
Bedeutende Förster- und Jägerpersönlichkeiten der Vergangenheit, die kenntnisreich Wald und Wild gestalteten, sind abgelöst durch Dilettantismus. Wir erteilen den Ländern Ratschläge rund um den Erdball, wie sie mit Natur und Wildtieren umzugehen haben. Mit Wildtieren und Wald im eigenen Land stehen wir im wörtlichen Sinne auf Kriegsfuß.
Ein Volk, auch ein Jägervolk, daß seine Werte und Normen aufgibt, schlägt sich die eigenen Wurzeln ab und wird vergehen.
Einer der bekanntesten Wildbiologen Prof. Dr. Dr. Sven Herzog schreibt in seinem Buch
„Wildtier- Management“ „Ich gebe der derzeitigen Jagd noch ein bis zwei Jahrzehnte.“ Die „Innere Mission“ der Jagd ist ein hohes Gut. Sie muß einen stärkeren Stellenwert bekommen, als gesetzliche Großzügigkeiten, in denen die Forstwirtschaft sich über den Tierschutz stellt.
Trotz Corona, trotz Borkenkäfer, trotz Klima- Weltuntergangsstimmung bitte ich Sie um Nachdenklichkeit für unser Wild. Es ist nicht Privateigentum der Forstwirtschaft, sondern allgemeines Kulturgut.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Bertram
Nachtrag: Der Unterzeichner hat 45 Jahre als Berufsjäger in großen Pachtrevieren, sowie im Öffentlichen Wald als Jagdleiter eines Forstamtes mit fünf Revierförstereien gearbeitet. Das Wild war kein Problem, sondern ein Gewinn.
Über diesen Link kommt Ihr zu einem Entwurf des Jagdgesetzes Stand 01/2022 vom LandBRB…
Bildquelle: Monika Baudrexl, Wildes Bayern - Monika Baudrexl
Es beschämt mich zutiefst, macht mich unsagbar traurig und wütend zugleich. Ich sehe mich als Hüterin und Schützerin unseres Wildes an und muss doch machtlos zusehen, wie es systematisch vernichtet werden soll.
Die staatliche Forstwirtschaft soll, muß sich finanziell selbst tragen. Zudem soll möglichst jährlich ein erheblicher Betrag dem jeweiligen Finanzministerium überwiesen werden. Nur durch eine rigorose Ausschaltung von Kosten, also auch von verbeißenden und schälenden Schalenwild, kann die eigene Existenz mit den gut dotierten Gehältern und Privilegien gesichert werden. Das von den Forstbehörden gefertigte dreijährige Vegetationsgutachten, das seit 30 Jahren eine zu hohe Verbissbelastung aufweist, dient den gleichen Zweck. So macht man sich unentbehrlich. Gleichzeitig werden zur Gewinnmaximierung große Waldflächen für Windräder geopfert. Natürlich dürfen dabei die Gewinne aus der Holzwirtschaft nicht geschmälert werden. Bei so “hehren” Zielen, kann auf den Tierschutz natürlich nicht immer so geachtet werden .”Jagd ist eben ein blutiges Handwerk” , wie vor längerer Zeit einemal ein Forstdirektor eingewandt hat.
Ein bayer, Forstpräsident hat sich bei einer Amtseinführung mal wie folgt geäußert. “Mein Herren sie wissen, der Wald braucht keine Förster, aber wir Förster brauchen den Wald” Wie recht er doch hat.
Wir Jäger, Natur- und Tierfreunde dürfen nicht länger tatenlos zusehen, wie die frei lebenden Wildtiere zum Sündenbock gemacht werden.
Jedes einzelne Gespräch, jeder Leserbrief, jeder Kontakt mit Kommunal- oder Landespolitikern muss genutzt werden, dies zu zeigen.
Rückgrat beweisen und mit dem Wind im Gesicht Paroli bieten!
Das Motto der Zukunft sollte lauten: “Wald, Wild und Mensch in einem vernünftigen Miteinander!”
Das wahre Problem ist doch nur der Mensch, der keine Zeit hat und schnell Geld verdienen möchte.
Danke Dieter Bertram und danke allen aktiven Mitstreitern!
Habe den offenen Brief bereits in weite Kreise verbreitet. Bitte macht es alle ebenso!
Grüße aus dem Berchtesgadener Land
Ludwig Fegg
Mit welchem Recht darf der Forst dem Wild die Schuld geben, welche doch durch die Fehler der immer größeren Gewinnoptimierung des Forstes entstanden sind.
Wenn der Borkenkäfer die Fichten auffrisst, welche an Orte gepflanzt wurden, wo von Natur aus sie nie gewachsen wären, dann ist da kein Reh schuld. Die Fichten wurden gepflanzt, da sie schneller als die heimischen Arten wachsen und somit schneller eingeschlagen werden können.
Früher wurde der Käfer intensiv bekämpft (auch mit Gift), damit er sich nicht ausbreiten kann.
Heute ist Gott sei Dank das Gift verboten, doch das Holz kann nicht mehr schnell genug abgefahren werden, bevor der Käfer ausfliegt. Dazu kommt, dass durch eine längere Wärmeperiode mehr Borkenkäfer – Generationen im Jahr schlüpfen können. Doch das hat nichts mit dem Schalenwild zu tun, sondern mit falscher Forstpolitik.
Die Buchenwälder werden immer stärker aufgelichtet (Gewinnmaximierung / Übernutzung). Somit kommt zu viel Sonneneinstrahlung direkt auf die dünne Rinde der Buche. Es entsteht der sogenannte „Sonnenbrand der Buche” (da die Wasserzufuhr unter der dünnen Rinde abbricht) und sie stiebt langsam von oben nach unten ab und die Rinde platzt auf. Zudem dringt immer mehr Wärme durch das offene Kronendach ein. Die logische Folge, der Boden trocknet schneller aus und der Wald kühlt auch unser Klima nicht mehr ab! (Forst behauptet dann es sind Trockenschäden? Tatsächlich ist es eine falsche Forstpolitik.)
Schuld daran sind nicht unsere heimischen Schalenwildtiere, sondern ein Übernutzen des Waldes.
Alles wird auf das Klima dann geschoben und um einen neuen Wald anzubauen braucht man Wildtier freie Wälder. In diesem Wald werden wieder nicht heimische Bäume gepflanzt. Man braucht ja schnellen Ertrag, wofür z. B. Duglasien geeignet sind.
So rennt man von einer Katastrophe in die nächste, Hauptsache man verdient Geld damit.
Wenn es schiefläuft, findet man schon einen „Sündenbock“, der beim Forst gerne das Schalenwild ist.
Vielleicht sollte man mehr zur Natur zurückkehren, denn diese benötigt weder Förster, die pflanzen noch irgendwelche Schädlingsbekämpfer.
“Am schönsten hat es die Forstpartie, der Wald wächst auch (oder gar am besten?) ohne sie.“
Schalenwild benötigt dringend mehr Ruhe, nicht längere Jagdzeiten und das noch während der Setzt und Aufzucht Zeit.
Zu viel Verbiss-zu Teure Zäunung ? ODER zu viel Personal im oberen Segment- aber keine Arbeiter- und das doppelt – Forstverw. und Amt für Landw. Ein Ausländischer Forstarbeiter “Zitat” Ein Mann mit Hacke–Fünf Mann mit Mappe .