Das Gute Gewissen ist uns viel wert – auch als Verbraucher. Drum achtet Ottilie Normalverbraucherin gerne auf Label und Produktkennzeichnungen, die zeigen, wo sanft und schonend, nachhaltig und umweltfreundlich gehandelt wurde. Das gilt besonders für den Wald. Bilder vom brennenden Urwald, zerstörten Lebensräumen und riesigen Kahlschlägen sind nicht schön. Und der Verbraucher möchte mit seinem Möbel- und Papierkonsum nicht zu derartigem Umweltfrevel beitragen. Seit mehr als 20 Jahren gibt es daher zwei „Umweltlabel“, FSC und PEFC, die versprechen, dass hier nur schonend ein paar Baumstämme aus einem gesunden, atmenden und vielfältigen Wald entnommen wurden.
Die Realität sieht leider anders aus, wie der Beitrag der ARD (https://www.ardmediathek.de/swr/video/planet-wissen/das-fsc-siegel-bedeutet-nicht-kahlschlagfrei/swr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWFlM2E2YWFjLWNiMjYtNDNiNi1hMjZjLTJiOTRmNTE4NDllNA/ ) zeigt. Das FSC Label, getragen von internationaler Forstindustrie, Umweltverbänden und Gewerkschaften ist kein Garant gegen die Zerstörung von Urwäldern oder eine nachhaltigere Forstwirtschaft.
Das Label PEFC, das vor allem in Europa verliehen wird, ist in erster Linie eine Vertretung der Waldeigentümer. Immerhin zwei Drittel der Waldfläche Deutschlands haben dieses Zertifikat erworben. Die Prüfungsstandards werden übrigens gerade überarbeitet. Darin wird nich mehr Wer gelegt, dass forstliche Wunschvorstellungen (ob für den Wald oder den Waldbesitzer sinnvoll) umgesetzt werden. So sollen Verbiss- und Fegeschutzklammern in Zukunft möglichst vermieden werden. Der Waldbesitzer muss dem Prüfer auch belegen können, dass er „angepasste Wildbestände“ (vom Förster definiert) und auf empfindliche Vertragsstrafen bei eventuell nicht erfülltem Abschuss besteht. Wer hier einen Ausgleich zwischen Wildtieren und Wald versucht, muss sich dann vielleicht von seinem Zertifizierungswunsch verabschieden. Die Macht der „Zertifizierer“ ist groß. Denn auch im Holzhandel wird vermehrt auf dieses vermeintlich grüne Siegel geachtet.
Für den Verbraucher gilt, auch „grüne“ Qualitätssiegel immer mal wieder kritisch zu hinterfragen. Und für die Interessensvertreter von Wildtieren: Augen auf, wie über rein wirtschaftliche Waldstandards plötzlich Sachzwänge entstehen, die dem Wild, dem Ökosystem und der Jagd schaden.
Übrigens wohin die Geldströme der weltweiten Zertifizierungsgebühren fließen oder versickern, wäre eine eigene, spannende Geschichte.
Den vollständigen Brief lest Ihr unter diesem Link…
Bildquelle: (c)be-outdoor.de - Holzstapel