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Dienstag, 04. Juli 2023

04. Juli 2023, 14:30    Webmaster

Farce “vorbildliche Waldbewirtschaftung”


Dass manche Menschen in einer ganz eigenen Realität leben und bisweilen bizarre Geisteshaltungen offenbaren, daran haben wir uns ja beinahe schon gewöhnt.  Aber was soll man davon halten, wenn ausgerechnet deren Vertreter von unserem Staatsministerium für Forsten als vorbildlich und beispielhaft mit Staatspreisen geehrt werden?

In einer landwirtschaftlichen Wochenzeitung hat sich vor kurzem Alexander R. aus Niederbayern mal so richtig zum Thema Kitzrettung “gelöst”. Das “Tohuwabohu” um die Kitzrettung nehme “unerträgliche Ausmaße” an, schreibt er da und regt sich darüber auf, dass Landwirte verpflichtet werden, bei ihrer ökonomisch motivierten Tätigkeit der Wiesenmahd alle Maßnahmen zu ergreifen, die den Tod von Kitzen verhindern können. Ist am Verfasser des Leserbriefs vorüber gegangen, dass Tierschutz mittlerweile im Grundgesetz steht? Dass unnötiges Leiden und Töten von Tieren nach allen Möglichkeiten zu vermeiden sind? Und selbst falls ja: Wie hat er es geschafft, sich so vollständig von jeglicher Empathie mit seinen Mitgeschöpfen zu befreien?

Immer wieder hören und lesen wir von Funktionären, Grundbesitzer-Lobbyisten und anderen Menschen, wie Herrn R., der anscheinend Teil einer Waldbesitzer GbR ist, derartige Ausführungen. Da wird munter drauflos schwadroniert, dass Rehe viel lieber im dichten Unterholz Kitze setzen (vermutlich große Würfe von vier und mehr Jungtieren) und Geiß und Bock nur dann den Wald verlassen, wenn es darinnen so von Schalenwild wimmelt, dass sie keinen Platz mehr finden und auf Wiesen “hinausgedrückt” werden. Der Mähtod von Kitzen sei einzig und allein die Folge einer rechtswidrigen Jagdausübung, so seine Ansicht.

Nun, es wird immer wieder Menschen geben, die meinen, die Erde sei eine Scheibe. Jeder darf in unserem Land seinen Ideen und Hirngespinsten nachhängen. Ganz etwas anderes ist es jedoch, wenn Ewig-Gestrige und Bewohner des eigenen Traumreiches von Staatsministerien als Vorbilder ausgezeichnet werden. Sie geschehen im Juni 2023 bei der Verleihung des bayerischen “Staatspreises für vorbildliche Waldbewirtschaftung” durch Staatsministerin Kaniber.

In der Presseaussendung ihres Ministeriums lobt sie unter anderem die Geehrten, unter denen sich auch die GbR des Alexander R. befindet: “ihre beispielhaften Leistungen sollen den insgesamt rund 700.000 bayerischen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ein Ansporn sein, ihre Wälder ebenfalls schon heute mit dem Blick auf zukünftige Generationen zu bewirtschaften”. Jemand, der keine Ahnung von den in seinem Wald lebenden Wildtiere hat, wie es bei dem Leserbriefschreiber der Fall zu sein scheint, und der für diese Glieder des Ökosystems weder Verständnis noch Empathie besitzt, stellt ein Vorbild dar? Wenn diese Art der “Vorbildlichkeit” bedeutet, dass ohne Herz und Hirn gewirtschaftet wird, was können wir dann erwarten, wenn die Bayerischen Staatsforsten gesetzlich zu einer – derart? – “vorbildlichen” Wirtschaftsweise verpflichtet sind?

Leserbrief Wochenblatt

Ein Leserbrief, sein Schreiber und die Preise einer Ministerin hinterlassen viele Fragen! Wir denken,  die passende Antwort, vor allem in einem Wahljahr, ist klar…

Pressemitteilung des Ministeriums zur Verleihung des Staatspreises für vorbildliche Waldbewirtschaftung…

Bildquelle: (c)Wochenblatt - Leserbrief Kitzrettung, Leserbrief Wochenblatt




Sigmund Stadler schrieb:


Einfach nur widerlich das ganze Getue der Ministerin und ihren Forstgesellen
CSU bewegt sich immer mehr weg von der Realität der Menschen
Es gibt Alternativen
Z.B. Aiwanger und die Freien Wähler

Antworten
Lutz Herz schrieb:


Die Ministerin blabbert halt die Vorgaben des Forsts nach. Einer Behörde, die jahrzehntelang die wissenschaftlichen Kenntnisse über den notwendigen Waldumbau, weg von Monokulturen hin zum Mischwald, verschlafen hat (Behörde halt). Jetzt versuchen sie verzweifelt von ihren Fehlern abzulenken , „haltet den Dieb, rottet das Reh- Rot- Gsmswild aus.“
Schon eine seltsame Naturschutzidee.
Und die Waldbauern , aufgehetzt vom Forst, machen mit. Leider wider besseres Wissen ???

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Hans-Josef Klein schrieb:


Ich befinde mich zur Zeit in der Ausbildung zum Jungjäger.Vor kurzer Zeit informierte uns unser Dozent, dass ein Feld gemäht wird und ehrenamtliche Helfer des ASB das Feld vorher mit einer Wärmebildkamera nebst Drohne nach Kitzen und etwaigen Gelegen von Vögeln durchsuchen werden! (5,00 Uhr)
Es wurden 2 Kitze und ein Gelege gerettet!
Alle hatten irgendwie das Gefühl etwas Gutes getan zu haben!
Einige Wochen vorher auf einer Hegeschau informierte die Anwesenden Jäger und Landwirte zum Thema: Kitzrettung! Er vertrat eine Gruppe von Ehrenamtlichen, die ihre Freizeit und ihr Geld (eine gescheite Drohne kostet ca. 10000€) zur Verfügung stellen, um Kitze zu retten. Bilder von zersägten Kitzen wurden gezeigt und eine Zahl von getöteten Kitzen wurde genannt: ca. 90000 im Jahr!!
Keiner im Saal sagte etwas. Herr Alexandrr R aus Niederbayern war auch nicht da!!!!
Ich kann die Zahl von ca. 90000 geröteten Kitzen nicht quantitativ bewerten,
Ich kann das Töten von Kitzen aber qualitativ werten. Was ist ein komplexes Lebewesen in unserer leistungsorientierten Gesellschaft wert?
Was sind 100te Festmeter Holz wert?
Darf man das gegeneinander bewerten?
Ob oder was Frau Staatsministerin Kaniber dazu sagt, ist mir ziemlich egal, ich erwarte ja kaum noch etwas Gescheites!!
Ich glaube, was uns heute fehlt, und vielleicht auch Frau Kaniber fehlt, wenn das stimmt , was von ihr gesagt wurde,
dann ist das ETHIK!
Der Duden definiert Ethik als :“philosophische Disziplin oder einzelne Lehre, die das sittliche Verhalten des Menschen zum Gegenstand hat!“
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Diakon Hans-Josef Klein

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