Jetzt ist es schon wieder passiert: Nachdem erst vor wenigen Monaten eine Gams sich in den barocken Mirabellgarten der Stadt Salzburg verirrt hatte, hat nun ein Jungtier die örtliche Polizeiinspektion inspiziert. Die Ordnungshüter reagierten laut Tageszeitung “Krone” gelassen und öffneten dem Wild einfach nur ein Tor zur Freiheit – ist doch schön, wenn so zentrale Institutionen noch so nah an der Natur dran sind.
Der Jährling entstammte der kleinen Population auf dem Kapuzinerberg, der mitten in Salzburg empor ragt, über die wir hier schon berichteten. Er dürfte jetzt ziemlich genau ein Jahr alt sein und damit voller Forscherdrang stecken, auch wenn er wohl noch bei seinem “Mutterrudel” lebt. Aber die sehr eigene Sozialstruktur dieser Bergwildart gesteht eine Fortpflanzung ausschließlich den älteren und reifen Böcken zu – wenn die Sozialstruktur der Population artgerecht ist. Das heißt, dass die Halbwüchsigen und jüngeren Böcke das “Herumstrawanzen” anfangen. Sie erkunden neue Lebensräume und können oft über mehr als Hundert Kilometer weit, in ferne Lebensräume abwandern. Vielleicht stoßen sie ja dort auf andere Gams und vielleicht kommen sie ja dort schon in jüngerem Altern bei der Brunft zum Zuge.
Vielleicht ist unser Ausflügler aber auch bloß von Spaziergängern oder einem Hund auf diese Abwege gescheucht worden. Gut, dass er nach nur kurzem “Polizeigewahrsam” wieder auf freien Fuß gesetzt werden konnte. Wildtiere in der Stadt Salzburg – sogar Gämsen – sind übrigens kein Einzelfall: Die Stadt St. Gallen in der Schweiz widmet ihrer Stadtfauna derzeit eine ganze Ausstellung.
Hier findet Ihr den Beitrag in der Krone mit Video des Ausflüglers in Salzburg
und hier einen Beitrag über die Stadtnatur in St. Gallen in der Schweiz
Bildquelle: (c)Wildes Bayern - Monika Baudrexl, (c)Hubert Biliani, Gamsbuch - Christl Miller/Luca Corlatti, Wildes_Bayern_Gamsbuch