Blogpost
Mittwoch, 09. November 2022

09. November 2022, 12:02    Webmaster

„Geheimpapier“ mit Bart


Die Süddeutsche Zeitung ist bekannt für ihre Investigativrecherchen. In die großen Fußstapfen wollte nun auch ein Fachredakteur im Bayernteil treten und veröffentlichte einen Artikel über ein angebliches Geheimpapier mit Sprengkraft. Da würde, so schrieb er am 9. November, ein Bericht der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) unter Verschluss gehalten, um keine Unruhe zwischen Jägern, Förstern und Waldbesitzern zu säen. Denn die Förster in Freising hätten zweifelsfrei festgestellt, dass es den Gams in Bayern prächtig gehe.

Eigentlich steht das nicht so in dem Bericht; da wird eher davon gesprochen, dass man erst mal dabei sei, Daten zu erheben, aber alles, was die Förster bisher so sehen, würde auf stabile, anwachsende Gamsbestände in bester Kondition hindeuten. Belastbare Zahlen werden von der LWF leider nicht geliefert. Für jetzt sechs Jahre „Schalenwildforschung“ ist das nicht gerade üppig. Eher klingt es wie das berühmte Pfeifen im Walde.

Unerwähnt bleibt im investigativen SZ-Beitrag auch, dass genau jene Personen den LWF-Bericht verfasst haben, die auch die alle paar Jahre geforderte Meldung zum Zustand der Gams an die Europäische Union im Zuge der FFH-Richtlinie erstellt haben. (Zur Erinnerung: Die Gams darf laut FFH-Anhang V bejagt werden, muss aber einem regelmäßigen Monitoring unterstehen, und das ist nach Brüssel zu melden.) Im vermeintlichen LWF-„Geheimpapier“ verweisen die Autoren nun als eine der wenigen Quellen auf ihre eigene FFH-Meldung – als Beweis für ihre Annahme, dass es der Gams gut geht. Drollig, nicht wahr?

Angeblich würde nicht mal der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, der zusammen mit der CSU die Stellungnahme des Forstministeriums im März angefordert hatte, von diesem Bericht wissen, heißt es in der SZ.

Wir vermuten eher, dass die Politiker das schmale Papierchen von LWF und Forstministerin inzwischen wieder vergessen haben. In der Jagdpresse wurde darüber schon Anfang August berichtet – weil der Bericht wohl auch ohne „hartnäckiges Nachbohren“ zu bekommen war.

Aber ein wahrer Investigativ-Journalist findet auch nach Monaten noch eine Neuigkeit von Gestern.

Hier zum Nachlesen: der Landtagsbeschluss, der Bericht, die Meldung in Wild und Hund 16/22 und der aktuelle Artikel in der SZ




Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.









Aktuelle Informationen



Deutsche Wildtier Stiftung zum Weltwassertag am 22. März "Bayerischer Gigant vom Aussterben bedroht" Der 22. März wird auch "Weltwassertag" genannt. Die Deutsche Wildtier Stiftung hat zu diesem Tag die nachfolgende Pressemeldung veröffentlicht.  …

Donnerstag, 23. März 2023
Jetzt lesen
Bring seltene Flechten in den Wald zurück! Artenhilfsprojekt startet im Sommer Unser Partnerverein, der VLAB, startet ein Artenhilfsprojekt für die seltene Lungenflechte (Lobaria pulmonaria), das wir gerne unterstützen. Die schöne, große…

Donnerstag, 23. März 2023
Jetzt lesen
Insekten profitieren nicht grundsätzlich von Schutzgebieten! Mit Käseglocke hilft man vielen Insekten nicht wirklich über die Runden. Eine weltweite Studie kam zu dem Ergebnis, dass man…

Dienstag, 21. März 2023
Jetzt lesen

Mitglied werden