Der Körper der Säugetiere besteht zu rund 60 Prozent aus Wasser. Aber wenn sie sterben, verwandelt er sich in eine Schatztruhe! Ein hoch spannender Artikel in Spektrum fasst zusammen, was Naturforscher alles entdeckten, als sie die Verwesungsprozesse von Wildtieren in unseren Wäldern dokumentierten.
Die Liste der Arten, die sich zum Leichenmahl einfanden, war unglaublich lang und umfasste fast alle Artengruppen – von den Insekten (sogar Hautflügler, wie Bienen, und Schmetterlinge waren dabei!) über Vögel (nein, nicht nur Kolkraben, sondern sogar Meisen) bis zu Fuchs, Dachs und Wolf. Das Wildschwein als vermeintlich wichtiger Konsument von Aas wurde von diesem Stigma freigesprochen, denn die Allesfresser kamen meist erst dann zum Kadaver, wenn es leckere Knochen zu knacken gab. Wenn es Käfern gut genug gefiel, legten sie Eier in oder unter den Kadaver. Die Maden wiederum lockten erneut Beutegreifer an (die sich dann manchmal tatsächlich eher für ein Maden-Menü als für ein Fleischgericht vom Kadaver entschieden). Manche Tierarten kamen zu verschiedenen Verwesungsstadien für unterschiedliche Mahlzeiten zum Kadaver.
Die Kette der Verwerter erwies sich als unendlich und verlängerte sich selbständig. Und: Viele Binsenweisheiten zur Verwesung mussten über Bord geworfen werden. Zum Beispiel die Annahme, dass tote Körper im Sommer schneller verschwinden als im Winter. Das war keineswegs so – es brauchten einfach nur genug hungrige Resteverwerter in der Nähe zu sein, dann konnte auch mal ein komplettes Wildschwein über Nacht “recycled” werden.
Alles, was oberirdisch nicht schnell genug verzehrt wurde, sickerte als Nährstoffe in den Boden ein. Studien weisen nach, dass die daraus entstehende, reichhaltigere Vegetation noch über Jahre dazu führt, dass mehr Pflanzenfresser hier ihre Nahrung suchen, die wiederum mit ihren Ausscheidungen den Boden düngen.
Die Lektüre dieses Artikels zur Kadaverökologie ist wirklich zu empfehlen!
Bildquelle: Wildes Bayern privat
Ein wirklich sehr interessanter Artikel, den ich geradezu verschlungen habe. Zufall, dass ich in meinem Reveir erst kürzlich ein verendetes Stück Rehwild aufgefunden habe und aus Neugierde in Sichtweite eine Wildkamera aufgehängt habe. Fuchs, Marder, Bussard und Krähen taten sich daran gütlich und als nur noch das halbe Reh übrig war, kam ein Wildschwein und schleppte die Reste fort.