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Donnerstag, 23. Dezember 2021

23. Dezember 2021, 13:44    Webmaster

Klare Worte – Etikettenschwindel bei der Jagd


Alle Jahre wieder erscheinen die religiösen Schriften der bekennender Wildhasser in verschiedenen Blättern. Wer gute Beziehungen zu einzelnen Redaktionen hat, wie der Journalist und stellvertretende Vorsitzende des ÖJV Brandenburg, kann dann versuchen seine völlig fakten- und sinnfreien Predigten in die Öffentlichkeit zu stellen. Über den Artikel des Herrn Eckhard Fuhr im Blatt seines ehemaligen Arbeitgebers muss man nicht viel reden. Da wird von rasant sich ausbreitenden und zunehmenden Rotwildbeständen geschwurbelt, die niemand in Deutschland sieht – außer dem Autor (bewusstseinserweiternde Substanzen sollen ja jetzt auch legal konsumiert werden dürfen). Der studierte Soziologe führt als Experten dazu auch einen gelernten Landschaftsgärtner an, der zugegebenermaßen eigentlich keine Ahnung von Rotwild hat – aber deshalb seine glaubensstarken Überzeugungen im Kreis der Gleichgesinnten gerne verkündet. Die Forderungen der Anhänger dieser religiösen Glaubensrichtung sind alle klar: Alle Macht dem Grundbesitzer – Allgemeingut und Sozialpflichtigkeit waren gestern.

 

Wir wünschen allen diesen verirrten Schafen ein bisschen Weihnachtsfriede – auch im verwirrten Geiste und jedem ein Stück Hirnwurst unterm Weihnachtsbaum. Vielleicht hilft es ja!

 

Der Leserbrief von Dr. Brauneis aus Hessen ist jedenfalls deutlich lesens- und beachtenswerter als der Artikel auf den Bezug genommen wird. Mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers dürfen wir ihn hier veröffentlichen.

Leserbrief zum Beitrag von Eckhard Fuhr „Der falsche Kult“ über die Rothirsche in Deutschlands Wäldern in WELT AM SONNTAG Nr. 51 vom 19. Dezember 2021

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

„Damit scheint sich ja nun auch Eckhard Fuhr in die Reihen der Wildtierhasser eingegliedert zu haben.  

 

Dabei hat er mit vielen Aussagen unbedingt recht: Hirsche und Rehe fressen die Blätter, Zweige und auch die Rinde von Bäumen und damit auch die der holzproduzierenden Forstpflanzen. Und sie werden es auch weiterhin tun, solange noch Hirsche und Rehe in Mitteleuropas Wäldern leben, denn es entspricht seit Jahrmillionen ihrer Natur. Mit diesem Verhalten sind die Tiere zweifellos ein Problem, gleichsam ein negativer Standortfaktor für die an der maximalen Holzproduktion orientierte Forstwirtschaft. Daher kann man verstehen, dass zumindest ein Teil der holzproduzierenden und holzverarbeitenden Industrie in Deutschland, und damit auch der Forstwirtschaft, die Teil dieser Industrie ist, Hirsche und Rehe lieber heute als morgen los wären.

 

Als Begründung für eine auf diesem Wunsch basierende gnadenlose Verfolgungs- und Tötungsstrategie immer wieder ökologische Scheinargumente zu bemühen, scheint aber geradezu perfide.

 

Fakt ist, in den Wäldern Mitteleuropas leben nicht zu viele, sondern viel zu wenige große, pflanzenfressende Wildtiere. Von der einst großen und vielfältigen Gilde der großen Pflanzenfresser sind Hirsche und Rehe doch eher die traurigen Überreste. Wisent, Elch, Auerochse und das Europäische Wildpferd, der Tarpan wurden schon vor Jahrhunderten ausgerottet. Richtig ist aber auch, dass die Anwesenheit möglichst vieler, großer Pflanzenfresser ein Beitrag, ja geradezu eine Voraussetzung für Artenvielfalt (Biodiversität) im Wald ist. Unzählige Beispiele und wildbiologische Forschungen aus natürlichen Waldökosystemen beweisen dies längst. Die Artenvielfalt natürlicher, alpiner Wiesen kann sich nur entwickeln und erhalten unter dem Einfluss einer ständigen Beweidung durch wilde Steinböcke und Gämsen. In zahlreichen Naturschutzprojekten muss der in Mitteleuropa großflächig fehlende, positive Einfluss der Pflanzenfresser auf die (Wald-) Vegetation künstlich durch Haustiere (Rinder, Schafe, Ziegen) oder durch halbwilde Tiere (Wasserbüffel, Heckrinder, Wildpferdrückzüchtungen) wiederhergestellt werden.

 

Es sind also nicht Hirsche und Rehe, die im Wald ein ökologisches Problem darstellen, sondern es ist viel eher die Forstwirtschaft die mit der künstlichen Anlage von Holzplantagen aus nicht einheimischen Baumarten (Neophyten) wie z.B. Douglasfichte und Küstentanne auf vielen tausend Hektar, die Artenvielfalt in Deutschlands Wäldern gefährden könnte.  

 

Hätte Horst Stern gewusst, dass seine „Bemerkungen über den Rothirsch“ am Heiligen Abend des Jahres 1971 und seine damals berechtigte Kritik an den jagdlichen Auswüchsen in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zum Mantra der gnadenlosen Wildtierverfolgung werden würden, ich glaube, dieser große Natur- und Tierschützer hätte seine Worte klüger gewählt.  

 

Das aktuell in den meisten deutschen Forstverwaltungen überbordende Primat der Holzproduktion  ist dabei, aus dem Rothirsch einen Fall für den Artenschutz und für die Rote Liste zu machen, so wie dies der Bayrischen Forstverwaltung mit den Gämsen durch nicht artgerechte Bejagung bereits gelungen zu sein scheint.“

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. med. Jörg Brauneis

Jagdverein Hubertus Kreis Eschwege e.V. im Landesjagdverband Hessen




Ludwig Fegg schrieb:


Lieber Herr Dr. med. Jörg Brauneis,

ein sehr guter Leserbrief, dem ich voll zustimme. Meinen Dank dafür.

In Horst Sterns Weihnachtssendung 1971 „Bemerkungen über den Rothirsch“ , stellte dieser den provokanten Satz in den Raum: “Es ist nicht an der Zeit, den Hirsch zu schonen, es ist an der Zeit, ihn zu schießen!“
Und das als Tierfilmer und Tierfreund!
Und ja, er hatte damals recht damit! Vielfach gab es viel zu hohe Rotwilddichten! Doch anscheinend schafft es der Mensch tatsächlich nicht, vernünftige, gute Wege für Wald und Wild zu finden.

Heute im Jahr 2021, nach vielen Jahren verstärkter Jagd, sollte die Aussage lauten: „ 50 Jahre Pulver und Blei, es ist an der Zeit, dem Rotwild endlich wieder ein Lebensrecht und Lebensraum zu bieten.“
Der Rothirsch darf nur auf 14 Prozent der Landesfläche überhaupt leben. Selbst in sog. Rotwildgebieten, wie hier in Berchtesgaden, leben kaum mehr als ein (1!!!) Stück Rotwild je 100 ha Fläche. Damit ist das Sozialverhalten dieser Tierart nicht mehr gewährleistet!
Fernwechsel sind durch menschliche Bebauungen unterbrochen, Wanderbewegungen sind nicht mehr möglich. Und trotzdem wurden in den letzten Jahrzehnten Rotwildfütterungen aufgelöst.
Vielerorts sieht man Kissen mit Hirschaufdruck und Blechhirsche in den Gärten der Menschen. Die Bürger wollen Wildtiere in den Wiesen und auf den Almen!
Sie gehören zu unserer Natur, sie sind nicht unsere Feinde.
Und so sollten wir auch damit umgehen!

Ich wünsche Ihnen noch eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel!
Mit Waidmannsheil und Grüßen aus Berchtesgaden

Ludwig Fegg
http://www.wald-wild-mensch.de

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