Die Fachtagung der bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) zu Naturschutz im Wald, diesmal in Amberg, ist ein fester Punkt in der Jahresplanung von Wildes Bayern. Das bayerische Umweltministerium lässt sich die ökologisch Aufwertung von Wäldern über sein Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VPN Wald) auch wirklich etwas kosten. Die Abwicklung liegt dann in den Händen der Förster der AELFs. Ob das wirklich optimal ist? Wir sehen das eher kritisch, weil der Forst immer das Leitbild vom üppigen Wald verfolgt. Gerade die wertvollsten und artenreichsten Wald-Lebensräume sind aber die, in denen viel Licht auf den Boden fällt. Dafür wird weniger als 1 % der Fördermittel ausgegeben.
Einer der Referenten, Prof. Böhmer, zeigte auf, wie vor 40 Jahren beim „Waldsterben“ eine monokausale Vor-Verurteilung eines einzigen angeblichen Verursachers (Luftschadstoffe und „Saurer Regen“) den Erkenntnisgewinn und die Suche nach einer Lösung behindert hat. Das gleiche scheint auch jetzt wieder zu passieren: Klimawandel fordert Waldumbau, und der wird von Reh und Co. verhindert, so wird es von Forstschulen und Forstlobbyisten deutschlandweit propagiert. Eine griffige, eindimensionale Erzählung, die von Politik und Bevölkerung geglaubt wird – die so aber weder stimmt noch dem Wald und der Natur im Klimawandel hilft.
Das wurde auch in den Ausführungen anderer Referenten deutlich. Was dem Wald heute fehlt, sind die großen Pflanzenfresser, die wilden wie auch die Weidetiere. Eindrucksvoll sahen wir das auch bei der Exkursion zu verschiedenen artenreichen Waldtypen. Seit 10.000 Jahren sind Rotwild, Elche, Wisent und Reh natürliche Akteure in den Wald- und Offenland-Lebensräumen Europas. Vor etwa 5000 Jahren kam dann die Menschen dazu, die mit ihren Weidetiere großflächig Lebensräume beeinflussten und prägten. Seit rund 200 Jahren hat die gängige Forstwissenschaft dem Wald diese Vielfalt ausgetrieben.
Will man die letzten Reste der lichten Kiefernwald-Lebensräume in der Oberpfalz rund um Amberg erhalten, braucht es daher dringend wieder Beweidungsprojekte. In der Zwischenzeit könnte Rotwild das Sterben dieser Lebensräume und ihre Übernahme durch Fichten und Buchen etwas aufhalten. Einer der teilnehmenden Naturschützer fasste das treffend zusammen: „Ja, da müssten wir ja hier aus Naturschutzgründen das Rotwild nur ganz schonend bejagen!“ Ja, dem kann man nur aus ganzem Herzen zustimmen! Naturschutz im Wald geht nur mit Pfanzenfressern.
Bildquelle: (c)Hubert Biliani