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Mittwoch, 11. Oktober 2023

11. Oktober 2023, 12:00    office@wildes-bayern.de

„Stadtluft macht blass“


Es gibt so alte Stereotype, in denen ein wahrer Kern liegt. In meiner Kindheit, hieß es immer, dass die Landkinder gesund und kernig und mit roten Backen durch die Wiesen und Felder ziehen. Während ein typisches Stadtkind eher als mager und blass galt und eher schwächer und kränker.

Alles dumme Propaganda im Stadt-Land-Streit? Mitnichten, wenn man sich die Vögel und andere Tiere anschaut. Die Gefiederfarbe von Meisen ist in der Stadt deutlich blasser. Bei Vögeln ist das ein ziemlich eindeutiges Zeichen für eine geringere Immunabwehr (denkt nur an die roten Rosen von Hühnervögel, die bei Parasitenbefall sofort blasser werden).

Andererseits singen Stadtvögel eindeutig lauter als die Artgenossen auf dem Land – dem Straßenlärm geschuldet. Also doch ein klarer Trend: Mehr Show und weniger Schönheit in der Stadt? Jede Parallele zum Menschen liegt mir natürlich völlig fern 😉

Wissenschaftler von der schwedischen Universität Lund sind dem Phänomen der „blassen Stadtvögel“ jedenfalls auf den Grund gegangen und haben festgestellt: Es stimmt! Kohlmeisen zum Beispiel sind in der Stadt deutlich schwächer gelb als ihre zitronig strahlenden Artgenossen in Waldgebieten. Woran liegt das?

Die Forscher kennen dafür vor allem eine Erklärung, nämlich die Nahrung. Farbe im Gefieder kommt – wir kennen es von den Flamingos – von Carotinoiden, die die Vögel mit ihrem Futter aufnehmen. Also mit Würmern, Insekten, Samen und anderem. Fehlen in diesen die Carotinoide, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass Schadstoffe wie Cadmium oder Blei deren Aufnahme hemmen.

Die fehlenden Carotinoide machen die Vögel nicht nur blass, sondern wirken sich auch negativ auf ihr Immunsystem aus. Hier ist es dann doch wieder wie beim Menschen: Wer blass ausschaut, ist auch krankheitsanfälliger. Die schwedischen Wissenschaftler empfehlen, dagegen vor allem mit heimischen Bäumen und Sträuchern in der Stadt anzugehen.

Die originale Studie in englischer Sprache aus der wissenschaftlichen Zeitschrift „Animal ecology“ findet Ihr hier

 

 

Bildquelle: (c) Dieter Streitmaier




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