Hier ein Beitrag aus den ARD Tagesthemen vom 25.12.2023: Bedrohtes Wappentier
Der SWR berichtet ebenfalls erneut über die dramatische Lage des Rotwildes in der Adelegg: Wegen Inzucht gefährdet
Die genetische Situation des Rotwilds in Baden-Württemberg ist mehr als alarmierend. Das spiegelt der Kurzbericht „Wissensbasiertes Rotwildmanagement in Baden-Württemberg“ des FVA-Wildtierinstituts wider, der unter anderem die Ergebnisse der genetischen Untersuchungen an Rotwild seit dem Jahr 2020 enthält.
Insbesondere in der Adelegg, die an die bayerische Kürnach grenzt, ist die genetische Vielfalt so gering, dass der kritische Inzuchtwert bereits überschritten wurde. Das bayerische Rotwild in der Kürnach kann dabei den baden-württemberger Artgenossen nicht zu Hilfe kommen, da in der bayerischen Hälfte des kleinen, den Alpen vorgelagerten Gebirgsstocks ein behördlich verhängtes Abschussgebot herrscht (“Rotwildfreies Gebiet”), das der Leiter des Forstbetriebs Sonthofen, auch pflichtgemäß exekutieren möchte.
Unter anderem heißt es in dem Bericht:
“Idealerweise sollte ein Wildbestand eine effektive Populationsgröße von mehr als 500 Tieren aufweisen, um langfristig einem Verlust genetischer Diversität vorzubeugen und die genetische Anpassungsfähigkeit der Population an Umwelteinflüsse zu gewährleisten. In Baden-Württemberg liegt die effektive Populationsgröße in der Adelegg aktuell deutlich unter 50 und hat somit den kritischen Grenzwert unterschritten. Von einer effektiven Populationsgröße von 500 Tieren sind die baden-württembergischen Rotwildvorkommen derzeit deutlich entfernt.”
Und als Resultat:
“Zusammenfassend lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass die genetische Diversität in den Rotwildgebieten derzeit zu gering ist, um dauerhaft einen gesunden
Rotwildbestand zu erhalten. Auch der genetische Austausch zwischen den Rotwildgebieten sowie mit den Anrainervorkommen ist derzeit sehr eingeschränkt, sodass sich seit 2007 die genetische Diversität reduziert und die Differenzierung zugenommen hat. Soll dieser Entwicklung genetischer Verarmung entgegengewirkt werden, weisen die Ergebnisse auf einen deutlichen Handlungsbedarf hin. Eine Regeneration ist in der derzeitigen Situation ohne gezielte Maßnahmen, welche eine umfassend konzipierte und langfristige Vernetzung der Rotwildvorkommen unterstützen, kaum möglich.”
Hält man sich vor Augen, dass der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum, Peter Hauk, CDU, angesichts der Präsentation dieser Ergebnisse erst vor kurzem wieder bekräftigt hat, an den Rotwildgebieten festhalten zu wollen, drängt sich nur ein Vergleich auf:
Das Rotwild ist ein wie ein todkranker Patient, dem die Verantwortlichen den Zugang zu einem Krankenhaus verweigern.
Minister Hauk und seine bayerische Kollegin Kaniber bezeichnen diesen Umgang mit einer international geschützten Wildart (Berner Konvention) als “bewährt”. Wir nennen das eher “pervers”!
UPDATE 12.7.23 Hier ein Bericht aus der Badener Zeitung zur Situation des Rotwilds im Südschwarzwald