Eine Langzeit-Studie des FUST-Tirol zeigt: Wildschadensprognosen sind nicht zuverlässig, und die Wilddichte beeinflusst nicht direkt, was später an Wald stockt.
Unsere Sicht auf Wälder ist ziemlich begrenzt, denn die Wachstumsphase von Bäumen übersteigt normalerweise bei weitem die Lebensspanne eines Menschen, also eine Generation. Wie soll man da feststellen, ob Entscheidungen unter den Bewertungsschemata von heute noch Bestand haben, wenn der Baum erntereif oder wirklich alt ist?
Der Förderungsverein für Umweltstudien Tirol, kurz FUST-Tirol, versucht dieses Dilemma wissenschaftlich anzugehen. Er sammelt viele, viele Daten, die sich vermutlich auch in 100 Jahren noch auswerten lassen. In den FUST-Bergrevieren von rund 5500 Hektar zwischen Sylvenstein- und Achensee wird auf Trakten nicht nur die Baumverjüngung, sondern auch der Einfluss des Wildes in Form von Verbiss-, Fege-, Schäl- und Trittspuren aufgenommen. Die längsten Datenreihen reichen knapp 30 Jahre zurück und wurden jetzt von Prof. Fritz Reimoser und Josef Stock wissenschaftlich ausgewertet und vor allem in der Natur draußen überprüft.
Das Ergebnis war irgendwie erwartbar: Die Dickungen und Stangenhölzern zeigen nach wissenschaftlicher Auswertung in ihrer Zusammensetzung keinen deutlichen Zusammenhang mit der ehemaligen, kurzfristigen Wildschadensfeststellung im Jungwuchs und auch nicht mit der Wilddichte. “Die Prognosen von damals haben nur selten gestimmt”, lautet ein Schlüsselsatz der Studie. Der Grund: Die Zusammenhänge in Ökosystemen sind wohl einfach komplexer als so ein simples forstliches Instrument sie erfassen kann. Daher sei die Bilanz der Wirkungen schwer vorhersehbar, so die Autoren.
Eine Kurzfassung der Studie findet Ihr unter diesem Link…
Bildquelle: (c)FUST Tirol