In Sachsen gehen die Uhren manchmal anders. Deshalb verwundert es nicht, wenn der Landschaftspflegeverband Westerzgebirge und der NABU Aue-Schwarzenberg eine Zeitschrift herausgeben „Lebendige Vielfalt im Westerzgebirge“, die kein Blatt vor den Mund nimmt und kritische Themen offen und beherzt angeht.
Die Ausgabe 1/2021 widmet sich ganz dem wie der Wald der Zukunft aussieht, aussehen soll und aussehen wird. Matthias Scheffler, der Vorsitzende des Kreisverbandes nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und analysiert den Umgang mit dem Ökosystem Wald im Westerzgebirge schonungslos. Während Schäffler dem größte forstwirtschaftliche Betrieb, der staatliche „Sachsenforst“ schlechte Noten in Sachen ökologischer Nachhaltigkeit und Naturschutz ausstellt, ist sein Fazit bezüglich des Umgangs mit Rotwild – hier kann man nur von Totalversagen sprechen: „Die Jagdstatistik 2019/20 weist für die Forstbezirke Eibenstock, Neudorf und Marienberg keinen einzigen Hirsch über 10 Jahre aus (dem Alter in dem eigentlich erst die beste Zeit eines Rothirschen beginnt), in Eibenstock auch keinen über 5 Jahre, in Neudorf 9, in Marienberg 4.. Obwohl man bei der Analyse von Jagdstatistiken vorsichtig sein sollte, sind diese Zahlen besorgniserregend. Gerade einmal 5 Prozent des Gesamtbestandes erreichen ein Alter von 5 bis 9 Jahren. Älter wird kein Hirsch mehr.“
Scheffler weist auch darauf hin, wo Lösungen zu finden sind: „Die verschiedenen Landschaftsbestandteile / Ökosysteme, insbesondere Wald und Offenland müssen zusammen gedacht und gemeinsam betrachtet werden, wenn man den Verlust der biologischen Vielfalt effektiv und wirksam entgegenwirken will.“
In verschiedenen Interviews kommen auch Stimmen von Sachsenforst und aus der Forschung zu Wort. Während der Leiter des Forstbezirks Eibenstock davon schwärmt, dass er die höchsten Ebereschenbestände Sachsens in seinem Forst erzielt hat und vom Charme „fremdländischen Baumarten“ schwärmt, scheint er auch ein fundierter Kenner der Wildbiologie zu sein: „Dabei ist ein intakter Wald … wichtiger als der Anblick von Wild. Hinzu kommt, dass wir heute 87% geschlossene, mehrschichtige Wälder haben und nur wenige Meter in den Wald hineinsehen können. Das Wild kann sich gut verstecken, aber wir sehen es kaum noch. Der Preis für „sichtbares Wild“ käme der Gesellschaft in unserer Region teuer zu stehen.“ Und weiter: „Wildruhezonen waren bisher nicht erforderlich und sind bei angepassten Wildbeständen auch nicht notwendig.”
Warum sich eine rudellebende Art, die Wälder und halboffene Landschaften nutzt in dichten Forsten verstecken soll, bleibt das Geheimnis der „Fachkenntnisse” von Förster Schusser. Und wäre der Preis für die Gesellschaft vielleicht ein Heer arbeitsloser Förster, das durch die Straßen Sachsen zieht?
Schließlich stellt der Forstwissenschaftler und Wildbiologe Prof. Sven Herzog von der TU Dresden in einem Interview dar, welche Chancen und Risiken in dem Waldbaumodell des Staatsbetriebs Sachsenforst liegen. Dieses Interview haben wir auf der Webseite der Dozentur von Prof. Herzog zum Download gefunden.
Über diesen Link geht´s zum Originalbeitrag – Viel Spaß beim Lesen…
Vielleicht sollte man das Interview mit Herrn Schusser auch verlinken, damit der Leser sich umfassend informieren kann. Oder ist dies gar nicht erwünscht?
Das hätten wir sehr gerne getan. Aber dieser Artikel ist online (noch) nicht abrufbar. Wir bemühen uns aber auf das gesamte Heft verlinken zu dürfen.