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Montag, 05. Februar 2024

05. Februar 2024, 13:17    office@wildes-bayern.de

Wer Wald sagt, muss auch Ameise sagen


Die Ameisenfreunde der Ameisenschutzwarte Bayern bieten wieder mehrere Lehrgangstermin zum Ameisenheger an. Was sich erstmal ziemlich abseitig anhört, sollte eigentlich für die meisten Naturfreunde gang und gäbe sein! Ameisen sind besonders wichtige Elemente im Wald, aber sie werden unterschätzt und übersehen, und 59 von unseren 97 bayerischen Ameisenarten stehen bereits auf der Roten Liste. Ameisen sind unter anderem eine wichtige Nahrungsquelle für viele Tierarten. Vor allem viele Vogelarten, besonders die Spechte, benötigen die Ameisen zur Aufzucht ihrer Brut.

Am auffälligsten sind die heimischen Waldameisen mit ihren großen Nesthügeln. Durch ihre räuberische Tätigkeit vertilgen große Waldameisenvölker bis zu 100.000 Insekten pro Tag. Durch die Pflege von Rinden- Schild- und Blattläusen tragen die Ameisen zur Steigerung der Honigtauproduktion bei.

Obwohl die Waldameisen seit über 200 Jahren unter Schutz stehen, sind sie neben den vielen kleineren Ameisenarten nun vom Aussterben bedroht. Waren es vor 35 Jahren nur punktuelle Ausfälle von Waldameisenvölkern oder Kolonien, sind seit einigen Jahren
Jahren enorme Verluste in allen Regionen Deutschlands und Bayerns zu verzeichnen: Von ehemals 32 Völkernder dunklen Waldameise in der Rhön leben noch drei. Eine Kolonie mit 16 großen Einzelnestern der kahlrückigen Waldameise im Landkreis Erding ist innerhalb von vier Jahren auf drei kleine Nester geschrumpft. Im Jahr 2017 ist über den Winter eine Waldameisenkolonie mit 20 großen Einzelvölkern im Landkreis Wunsiedel ausgestorben.

Diese Liste kann man lange fortsetzen. Die Ursachen liegen nach Expertenmeinung zum einen in fehlender Eiweißnahrung (Insekten) im Spätherbst. Dadurch können sich die Krabbler nicht das erforderliche Fettpolster für die Überwinterung anfressen (Ameisen haben keine externen Futtervorräte).

Ein weiterer Grund waren die extrem hohen Temperaturen der letzten Jahre und die dadurch entstandene Trockenheit, welche den Bäumen große Probleme mit der Flüssigkeitsversorgung machten. Dies bedeutete wiederum für die Ameisen, dass die Honigtauerzeuger, Rinden- Schild- und Blattläuse, ebenfalls in ihrer Entwicklung gehemmt waren und so der für die Ameisen wichtige Honigtau nicht produziert werden konnte.

Ein weiterer Grund für den Rückgang ist die Zerschneidung und Vernichtung der Lebensräume durch den Flächenverbrauch durch Baumaßnahmen aller Art. Hinzu kommen aktuell die Schäden in den Wäldern durch Stürme.

Bei fast allen Baumaßnahmen ist festzustellen, dass in den von Landschaftsplanern erstellten Begleitplänen die Waldameisenbestände ganz fehlen. Die Erfassung der Ameisenvölker ist meist nicht im Auftrag des Baulastträgers beinhaltet und wird von den Naturschutzbehörden nicht gefordert.

Deshalb sollte jeder, der sich für Wald interessiert und dem Wald etwas Gutes tun möchte, so einen Mini-Lehrgang zum Ameisenheger mitmachen.

Alle Ausbildungstermine und Kontaktdaten findet Ihr hier

Bildquelle: Willfried Wende/Pixabay




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