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Montag, 18. September 2023

18. September 2023, 12:03    office@wildes-bayern.de

Wildes Bayern Wahlprüfsteine zur Landtagswahl 2023 – ERGÄNZT: Jagd im Staatswald


Unsere sechste* Frage lautete: Wie will Ihre Partei künftig eine tierschutz- und artenschutzgerechte Bejagung vor allem in staatlichen Wäldern mit Vorbildcharakter sicherstellen?

UND: Wie steht Ihre Partei zu der Forderung, die Jagd und Hege von Wild aus dem Aufgabenbereich der staatlichen Forstbetriebe (BaySF AöR) auszugliedern? *

In Bayern steht im Oktober die Landtagswahl auf dem Terminkalender. Wir, der Verein Wildes Bayern e. V., setzen uns als anerkannter Naturschutzverein für den Schutz der Wildtiere sowie der Natur unserer Heimat ein. Für uns und unsere Mitglieder ist es deshalb hoch interessant, vor der Landtagswahl im Oktober zu wissen, wie die einzelnen Parteien sich zu den Anliegen von Wild und Natur stellen.

* Die Parteien, die aktuell im Bayerischen Landtag sitzen, hatten sich vorab auf gewisse Formalitäten zur Übermittlung von Wahlprüfsteinen geeinigt. Dazu zählte, nicht mehr als 8 Fragen einzureichen, und zwar über ein Formular auf der Internetseite. Da der ursprüngliche Fragebogen von Wildes Bayern insgesamt 14 Fragen umfasste, wurden einige für die Landtagsparteien gestrichen oder zusammengefasst. Hier kommt es also u. U. zu Abweichungen in den Antworten oder in der Reihenfolge.

 

Blaue Schrift "AfD" mit rotem, nach oben schwingendem Pfeil darunter

(c) AfD

Die Bejagung der staatlichen Forstflächen durch die BaySF muss von Seiten der Behörden kritischer in Augenschein genommen werden und auch Strafen nach sich ziehen, wenn gegen die Waidgerechtigkeit verstoßen wird. Ferner halten wir an einer Änderung des Waldgesetzes und der Streichung des Mottos „Wald vor Wild“ fest.

Wir könnten uns auf Grund der negativen Erfahrungen mit der Jagd in Staatsforsten mit dem Gedanken anfreunden (Anm. d. Red.: Jagd und Hege aus dem Aufgabenbereich der BaySF auszugliedern), da bei den BaySF die Hege offenbar nur über die Büchse läuft. Allerdings muss dann bei einer externen Wildbewirtschaftung sichergestellt werden, dass die Hege nicht wieder zu kurz kommt.

(c)Bayernpartei

Die Jagd im Staatsforst unterliegt den gleichen Regeln und Gesetzen wie jede andere Jagd. In der Vergangenheit sind immer wieder grobe Verstöße gegen die Waidgerechtigkeit bei der Jagd in den Staatsforsten bekannt geworden, dagegen ist streng vorzugehen. Der Staat sollte eine Vorbildfunktion erfüllen. Dazu ist eine gute jagdliche Ausbildung der Forstbeamten unabdingbar. Rein wirtschaftliche Gesichtspunkte dürfen bei der Jagd in den Staatsforsten keine Rolle spielen, Missstände sind sofort abzustellen.

Jagd und Hege gehörten waren früher selbstverständliche Aufgabe jeden Försters. Heute ist der Förster meist nur noch als Leiter des Wirtschaftsbetriebs Wald tätig, eine Rückkehr zum “alten” Berufsbild Förster auch als Jäger und Heger ist erforderlich.

(c)CSU

Am 26.06.2023 wurde der neue Waldpakt 2023 verabschiedet. Übergeordnetes gemeinsames Ziel ist der Aufbau und Erhalt gesunder, zukunftsfähiger Wälder als Voraussetzung für alle Leistungen, die Wälder erbringen – von Holznutzung über Klimaschutz und Biodiversität bis zur Erholung. Weiterhin bilden die Prinzipien „Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht“ sowie „Schützen durch Nützen“ die zentralen Leitlinien der bayerischen Forstpolitik. Diese Denk- und Lebensweise wird im neuen Waldpakt gestärkt. Vor allem die Schalenwildbestände werden genauer betrachtet. Die Bejagung von Schalenwild ist ein zentrales Kernelement. Der Waldpakt sieht klar vor: „Waldverträgliche Schalenwildbestände müssen auf ganzer Fläche realisiert werden“. Begründet wird dies dadurch, dass zu hohe Wildbestände eine hohe Last für die Baumarten bedeutet. Um die Wälder zukunftssicher aufzubauen, müssen die neuen Baumarten die Chance haben, zu wachsen. Die Bayerische Staatsregierung steht daher weiterhin zu dem Grundsatz „Wald vor Wild“ des Bayerischen Waldgesetzes.

Anm. d. Red.: Gemäß der zahlenmäßigen Einschränkungen beim Fragenkatalog an die aktuellen Landtagsfraktionen wurde die zweite Frage von der CSU nicht bearbeitet. 

(c)FDP

Die Staatswälder werden durch die Bayerischen Staatsforsten in Zusammenarbeit mit privaten Jägerinnen und Jägern jagdlich bewirtschaftet, mit dem Ziel der Entwicklung und Verjüngung der Wälder im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen.

Anm. d. Red.: Gemäß der zahlenmäßigen Einschränkungen beim Fragenkatalog an die aktuellen Landtagsfraktionen wurde die zweite Frage von der FDP nicht bearbeitet. 

(c)Freie Wähler

Für uns FREIE WÄHLER hat die waidgerechte und somit tierschutz- und artenschutzkonforme Bejagung des Wildes oberste Priorität. Insbesondere der Staat muss hier mit gutem Beispiel vorangehen. Um dies zu sicherzustellen, sind und bleiben wir im permanenten Austausch mit Förstern, Tierschützern und entsprechenden Behörden.

Wir FREIE WÄHLER sind der Meinung, dass Wald und Wild generell zusammengehören und somit auch zusammen gesehen werden müssen. Eine Verortung des Wildes beim Forst wäre demnach grundsätzlich richtig. Allerdings muss, ebenso wie bei den Nutztieren, der Tierwohlgedanke auch bei Wildtieren angewandt werden. Ob hierfür die Bayerischen Staatsforsten die passenden Ansprechpartner sind, gilt es zu überprüfen.

(c)Bündnis90 Die Grünen

Der bayerische Staatswald, die größte Waldfläche Deutschlands in öffentlicher Hand, ist für uns Vorbild und Aushängeschild. Eine konsequente Bestandsregulierung des Schalen- und des Schwarzwildes ist ebenso Bestandteil grüner Jagdpolitik wie der Schutz von gefährdeten Tierarten, die nicht bejagt werden dürfen. Unsere Jagdpolitik berücksichtigt Ökologie und Tierschutz gleichermaßen. Wir werden ein echtes Wildtiermanagementgesetz einführen, um dem gesamten Ökosystem Wald sowie den Lebensraumgesellschaften gerecht zu werden. Die sich dramatisch verändernden Lebensräume unserer Wildtiere erfordern eine kluge Neuausrichtung des Managements und eine angepasste Jagd. Revierübergreifende Drückjagden mit überjagenden Hunden sind wichtiger Bestandteil der Jagd. Uns ist wichtig, das Wild nur innerhalb eines möglichst kurzen Zeitraums zu beunruhigen, die Jagd möglichst effizient zu halten und die mit der Jagd verbunden Ziele zu erreichen.

Anm. d. Red.: Gemäß der zahlenmäßigen Einschränkungen beim Fragenkatalog an die aktuellen Landtagsfraktionen wurde die zweite Frage von Bündnis 90/Die Grünen nicht bearbeitet. 

(c)oedp Bayern

Tier- und artenschutzgerechte Bejagung ist zeitintensiv und bedarf viel Erfahrung. Wir fordern deshalb die Personaldecke im Staatsforst zu verbessern und ein größeres Zeitkontingent für die Jagd einzustellen.

Der Konflikt zwischen forstlich geführten Jagdrevieren und anderen (überwiegend privaten) Jagdinhabern währt nun schon Jahrzehnte und ist wahrscheinlich nicht zu lösen. Er könnte aber befriedet werden, wenn sich die jeweilige Seite auf ihre Flächen konzentriert. Insofern wollen wir die Jagd nicht aus dem Aufgabenbereich der BaySF lösen.

(c)Tierschutzpartei

Wir lehnen die Jagd in jeglicher Form und alle Tiere betreffend grundsätzlich ab.

Hege betrifft nur die jagdbaren Arten. Diese sollen bewusst in großer Anzahl vorhanden sein. Beutekonkurrenten werden verfolgt und gezielt dezimiert. Tier- und Naturschutz definiert sich über ein ausgewogenes Zusammenspiel aller Arten (Flora und Fauna).

 

  • Die Linke – keine Antwort
  • SPD – keine Antwort

Bildquelle: (c)be-outdoor.de - Petra Sobinger




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