Heute ist in Deutschland Bären-Gedenktag – natürlich im Gedenken an Bär JJ1 (“Bruno”), der vor 17 Jahren in Bayern getötet wurde, weil die Staatsregierung eine Gefährdung für die Bevölkerung befürchtete. Der Aufschrei war riesengroß – aber sehen wir das heute etwas anders, nachdem ein weibliches Geschwistertier, nämlich JJ4, im April im Trentino einen Jogger tödlich verletzte?
Wir vom Wilden Bayern möchten den Bären-Gedenktag und die Erinnerung an diese Vorkommnisse nutzen, um uns erneut für ein solides, fachkundiges Management Großer Beutegreifer und weiterer Arten in Bayern auszusprechen! Denn 17 Jahre nach dem aufsehenerregenden Tod von “Bruno” gibt es noch immer keine Idee für ein sinnvolles Management mit fachkundigen Menschen in der Fläche und einem hauptberuflich abgedeckten Monitoring für alle relevanten Tierarten vom Raufußhuhn bis Fischotter. Der Staat kann seine Kernaufgaben nicht immer an Privatleute und Ehrenamtliche abwälzen, wie er es jetzt mit Naturschützern und Jägern tut. Vertrauenswürdige Ranger, zum Beispiel Berufsjäger, in der Fläche schaffen mehr Vertrauen und Akzeptanz und ermöglichen besseres punktgenaues Eingreifen als nebenher beauftragte Förster oder Praktikanten.
Eine verklärte Sichtweise auf Große Beutegreifer und eine verharmlosende Kommunikation seitens der Verantwortlichen kann tödliche Folgen haben – und zwar nicht nur für Menschen oder Nutzttiere. Erst vor kurzem sagte ein Experte aus der Schweiz, er befürchte, dass die Wiederausrottung des Wolfs bevorstehe, wenn die Verantwortlichen nicht bald angemessene Maßnahmen ergreifen. So etwas gilt auch für jeden einzelnen Bären, wenn wir es nicht schaffen, rechtzeitig fachkundige Personen zur Einschätzung der Lage heranzuziehen und faktenbasierte Entscheidungen zu treffen.
Die Behörden müssen ehrlich und zuverlässig kommunizieren, was sie wissen, und entsprechend handeln. Fälle wie jener im Trentino werden wahrscheinlicher, wenn Behörden die Wildtiere nicht ausreichend beobachten und einseitig kommunizieren, statt bei sich anbahnenden Gefahrensituationen rechtzeitig zu warnen und einzugreifen. Ein vorausschauendes Management gibt es aktuell weder in Italien noch in Österreich oder Deutschland. Ob die stets geforderten Herdenschutzmaßnahmen möglich, naturschutzfachlich tragbar und finanzierbar sind, wird leider von den Behörden ebenso wenig geprüft wie ein aktives und vorausschauendes Monitoring durchgeführt und verbindliche Eingriffsregelungen (wann und was) mit der Bevölkerung erarbeitet werden.
Wir bedauern sehr, dass oft so wenig Gesprächs- und Kompromissbereitschaft bei Vereinen, Behörden, Lobbygruppen vorhanden sind. Am Ende zahlen wieder Wild- und Nutztiere, Artenvielfalt und Tierschutz die Zeche. Vorkommnisse wie der Bärenangriff im Trentino oder auch vermehrte Angriffe auf Weidetiere im Tal vor der Almsaison gehen nicht nur zum Schaden von Menschen und Nutztieren, sondern letztendlich auch zum Schaden der Wildtiere aus. Dies zu verhindern, muss das Ziel der Arbeit der Umweltbehörden sein.
Wir werden dafür eintreten, dass die scheuen Beutegreifer in unserer Nachbarschaft leben können, aber die nicht-scheuen, in der Nähe des Menschen Beute schlagenden oder gar aggressiven Tiere konsequent entnommen werden.
Weitere Infos zum Bärengedenktag oder anderen Feiertage findet Ihr bei kleiner-kalender.de…
Bildquelle: (c)Wildes Bayern - Monika Baudrexl - Braunbär / Slowenien