Nicht nur Menschen betreiben Landwirtschaft, sondern auch Ameisen tun das: Seit rund 66 Millionen Jahren züchten sie Pilze in ihren Bauen! Die Ameisen versorgen sie mit Blättern als Substrat und pflegen sie, um sich letztlich von ihnen ernähren zu können. Einige Arten blicken auf eine unglaublich lange Koevolution zurück und sind in hohem Maß voneinander abhängig.
Das haben Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart herausgefunden. Über 250 Ameisenarten haben sich auf den Anbau von Pilzen spezialisiert, und die Pilze passten sich im Laufe der Evolution eng an ihre Wirte an. Manche bilden Strukturen, die nur in der Kultivierung durch Ameisen vorkommen. Und sie lassen sich außerhalb des Ameisennests gar nicht kultivieren.
Das Phänomen an sich ist seit rund 150 Jahren bekannt. Der Naturforscher Fritz Müller schilderte seinem Kollegen Charles Darwin seine Beobachtungen zu pilzzüchtenden Ameisen in Brasilien, woraufhin Darwin den Briefwechsel 1874 zur Publikation an das Fachmagazin „Nature“ schickte. Doch lange Zeit war es nicht möglich, die Pilzarten voneinander zu unterscheiden und deren Stammesgeschichte zu rekonstruieren.
Stammbäume für die Ameisen gab es bereits, doch nun ist es gelungen, auch Stammbäume für die Schwammerl aufzustellen. Den neuen Evolutionsbaum für 475 Pilz-Arten kombinierten die Forscher mit einem Baum für 276 Ameisen-Arten. Dieser Abgleich ergab, dass ein gemeinsamer Vorfahr sowohl bei den pilzzüchtenden Ameisen als auch bei den Schwämmen vor etwa 66 Millionen Jahren lebte – kurz nach dem Einschlag eines Asteroiden im Bereich der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatán, der das Aussterben der Dinosaurier auslöste.
Dieser Moment markiert eine wichtige Phase in der Geschichte der Erde, nicht nur für die Großreptilien. Abkühlung und Dunkelheit führten auch zu einem Massensterben vieler Pflanzenarten, was den Pilzen einen evolutionären Vorteil verschaffte. Das könnte ein Schlüsselfaktor dafür gewesen sein, dass Ameisen sich verstärkt auf deren Zucht spezialisierten.
Die original Veröffentlichung in englischer Sprache findet Ihr hier