Das Bayerische Artenschutzzentrum hat im Dezember wieder eine Art des Monats vorgestellt: Es ist die Weißbeerige Mistel (Viscum album). Sie gehört zur Familie der Sandelholzgewächse und ist ein immergrüner Halbstrauch, der auf anderen Gehölzen wächst – negativ ausgedrückt also ein Schmarotzer. Korrekt spricht die Biologie von einem Halbschmarotzer, weil sie zwar den Wasserleitbahnen der Bäume Wasser und Mineralstoffe entzieht, über ihre eigenen grünen Blätter aber selbst Photosynthese betreibt. Trotzdem schwächt sie natürlich den Wirt, auf dem sie siedelt, und kann ihn sogar töten.
Die kugelig wachsenden, ein wenig wie Vogelnester aussehenden Misteln können einen Durchmesser von bis zu einem Meter erreichen. Sie sind im Herbst und Winter besonders gut zu erkennen, wenn die Laubbäume keine Blätter mehr tragen. Zu finden ist die Weißbeerige Mistel unter anderem auf Ahorn, Birken, Pappeln, Linden und Apfelbäumen. Ihre Blüten sind von Januar bis April zu sehen, ihre weißlich-transparenten Beeren trägt sie im November und Dezember.
Vögel fressen die weißen Beeren der Mistel, bestehend aus Kernen und einer klebrigen Flüssigkeit. Während die Misteldrossel die Samen über ihren Kot verbreitet, haftet die schleimige Flüssigkeit hartnäckig am Schnabel anderer Vögel. Jene reiben ihre Schnäbel deshalb an Ästen und der Rinde von Bäumen und “infizieren” sie mit dem Mistelsamen, so dass dort neue Büsche wachsen.
In England gibt es die Tradition, sich unter Mistelzweigen, die zur Weihnachtszeit über Türen hängen, zu küssen. Dem Mythos nach bleiben Paare, die sich unter dem Mistelzweig küssen, ein Leben lang glücklich zusammen. Die Germanen und Kelten schrieben der Mistel ebenfalls positive Eigenschaften zu. Die Germanen sahen in ihr einen Glücksbringer, und die Kelten nutzten sie in Tränken, um Krankheiten zu heilen. Das Symbol keltischer Druiden war daher ein goldener Mistelzweig.
Apropos Druiden: Auch ein kleines gallisches Dorf weiß die Mistel zu nutzen. Bei Asterix und Obelix ist die Mistel eine wichtige Zutat für den Zaubertrank, die nur durch den Schnitt mit einer goldenen Sichel ihre magischen Kräfte entfaltet.
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Bildquelle: Pascal Volk