Das Landesamt für Umwelt hat gestern bestätigt, dass zwei tote und ein schwer verletztes Schaf auf einer Weide im Landkreis Rosenheim auf einen Bärenangriff zurückzuführen sind. In der Pressemitteilung heißt es auch:
“Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) steht mit den Sicherheitsbehörden vor Ort in Kontakt. Der Bär verhält sich nach den bisherigen Erkenntnissen dem Menschen gegenüber scheu. Nutztierhalter im Grenzgebiet des Landkreises zu Österreich sind aufgefordert, ihre Tiere möglichst nachts einzustallen sowie Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen. Die Behörden können dabei mit Zaunmaterial unterstützen. Weitergehende Maßnahmen werden fortlaufend geprüft.”
Wir vom Wilden Bayern halten insbesondere angesichts des tödlichen Bärenangriffs auf einen Jogger in Italien, den wir zutiefst bedauern, ein verlässliches und profundes Management Großer Beutegreifer für unabdingbar. Die Behörden müssen ehrlich und zuverlässig kommunizieren, was sie wissen, und entsprechend handeln. Fälle wie jener im Trentino werden wahrscheinlicher, wenn Behörden die Wildtiere nicht ausreichend beobachten und einseitig kommunizieren, statt bei sich anbahnenden Gefahrensituationen rechtzeitig zu warnen und einzugreifen. Ein vorausschauendes Management gibt es weder in Italien noch in Österreich oder Deutschland. Ob die stets geforderten Herdenschutzmaßnahmen möglich, naturschutzfachlich tragbar und finanzierbar sind, wird leider von den Behörden ebenso wenig geprüft wie ein aktives und vorausschauendes Monitoring durchgeführt und verbindliche Eingriffsregelungen (wann und was) mit der Bevölkerung erarbeitet werden.
Wir bedauern sehr, dass oft so wenig Gesprächs- und Kompromissbereitschaft bei Vereinen, Behörden, Lobbygruppen vorhanden sind. Am Ende zahlen wieder Wild- und Nutztiere, Artenvielfalt und Tierschutz die Zeche. Vorkommnisse wie der Bärenangriff im Trentino oder auch vermehrte Angriffe auf Weidetiere im Tal vor der Almsaison gehen nicht nur zum Schaden von Menschen und Nutztieren, sondern letztendlich auch zum Schaden der Wildtiere aus. Dies zu verhindern, muss das Ziel der Arbeit der Umweltbehörden sein.
Wir werden dafür eintreten, dass die scheuen Beutegreifer in unserer Nachbarschaft leben können, aber die nicht-scheuen, in der Nähe des Menschen Beute schlagenden oder gar aggressiven Tiere konsequent entnommen werden.
Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren und häufig gestellte Fragen (FAQs) finden Sie auf den Internetseiten des LfU unter: FAQ Bär – LfU Bayern
Bildquelle: (c)Naturfotografie Hofmann - Bärenmutter mit Jungtier
Nach einem aktuellen Artikel der Passauer Neuen Presse: “Alle Kadaver wurden durch Vertreter des Netzwerks Große Beutegreifer begutachtet. Die Verletzungen der Tiere gaben dabei keine Hinweise auf die Beteiligung eines Bären. Teilweise ist laut LfU die Beteiligung eines Wolfes denkbar. Genauere Erkenntnisse sollen weitere Untersuchungen bringen, bei denen auch genetisches Material analysiert wird.”
Ob auch diese Risse letztendlich auf das Konto ausser Kontrolle geratener Hunde gehen, bleibt abzuwarten …
Tatsächlich wurden mehrere Risse durch Wolf bestätigt. Die Option Hund halte ich nicht für so realistisch, da wildernde Hunde in der Regel schnell bekannt sind. Leider sind die Meldungen des LfU zu den Rissbegutachtungen und genetischen Analysen nicht sehr aufschlussreich. Jetzt müsste auch schnellstens geklärt werden, ob der Wolf schon in anderen Gebieten nach gewiesen wurde.