Im Juni 2023 veranstaltete das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) kurzfristig ein Rotwildsymposium in Karlsruhe, um erste Ergebnisse aus dem Projekt „Weiterentwicklung des Rotwildmanagements in Baden-Württemberg auf der Basis von wissenschaftlichen Grundlagen” vorzustellen. In den Vorträgen durch die Mitarbeiter des FVA-Wildtierinstituts kam unter anderem die genetische Diversität des Rotwilds zur Sprache, die nach dem Jahr 2007 erstmals wieder überprüft wurde.
Vor allem der so genannte Inzuchtkoeffizient, aber auch die effektive Populationsgröße zeigten alarmierende Werte für die Adelegg, das kleine Rotwildgebiet direkt an der Grenze zur bayerischen Kürnach.
Allerdings stehen auch im Rest von Baden-Württemberg alle Zeichen auf Alarm: Von einer effektiven Populationsgröße von 500, wie sie angesetzt wird, um langfristig einen Verlust genetischer Diversität vorzubeugen und die genetische Anpassungsfähigkeit der Population zu gewährleisten, “sind die baden-württembergischen Rotwildvorkommen derzeit deutlich entfernt. Dieser Wert konnte in keinem der untersuchten Rotwildvorkommen festgestellt werden” (so der Bericht auf S. 16/17).
Diese Ergebnisse aus Baden-Württemberg sind eine von vielen wichtigen Grundlagen für unseren Einsatz für die Auflösung der rotwildfreien Gebiete in Bayern. Bereits frühere Untersuchungen haben auch bayerischen Rotwildvorkommen alarmierende genetische Probleme bescheinigt. Was machte die damals noch zuständige Staatsministerin, als die Forderungen nach einer notwendigen und gesetzlich geforderten Vernetzung isolierter Bestände nicht mehr zu überhören waren? Sie kaufte sich Zeit, in dem sie – nach Auskunft des StMELF – erstmal eine “Faktenbasis” schaffen wolle. Jetzt werden also win Bayern wieder Jahre lang Proben gesammelt und dann ganz langsam ausgewertet, um vielleicht dann doch die Ergebnisse zu wiederholen, die schon lange vorliegen! Achtung: Wenn wieder mal eine Behörde, ein Ministerium “erstmal Fakten generieren will, bevor sie eine notwendige Entscheidung trifft, dann werden die tatsächlichen Fakten in der Regel ignoriert.
Zum Kurzbericht “Wissensbasiertes Rotwildmanagement Baden-Württemberg” kommt Ihr hier
Bildquelle: FVA Baden-Württemberg