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Montag, 16. Oktober 2023

16. Oktober 2023, 12:54    Webmaster

Neues vom Paarungsverhalten der Frösche – warum Sex tödlich sein kann


UPDATE 16.10.2023 

Aus dem Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung kommen neue spannende Erkenntnis zum Paarungsverhalten der Frösche, von dem wir im April schon mal berichtet hatten (s. u.). Hier geht es um den Grasfrosch:

“Da Grasfroschweibchen älter werden müssen, um sich fortzupflanzen und dies dann oft nicht jedes Jahr tun können, die Männchen sich aber jährlich am Teich einfinden, sind letztere in der großen Überzahl und konkurrieren um das seltenere Geschlecht. Die Männchen sind nicht wählerisch und umklammern mit großer Kraft alles, was sich bewegt. Wird ein anderes Männchen geklammert, ruft dieses, um den Fehler anzuzeigen. Bislang nahm man an, dass sich die Weibchen in diesen Laichgesellschaften nicht gegen die Nötigung durch die Männchen wehren können. Nicht selten klammern sogar viele Männchen ein Weibchen und es kommt zur Formierung eines „Paarungsballes“. In diesen stirbt das Weibchen häufig. Carolin Dittrich und Mark-Oliver Rödel vom Museum für Naturkunde Berlin konnten nun zeigen, dass die Weibchen sich sehr wohl zu wehren wissen, und zwar mit ganz unterschiedlichen Verhaltensweisen.

Das häufigste Verhalten, um dem Griff des Männchens zu entkommen, war das Drehen des Weibchens um die eigene Körperachse. Weiter beobachteten die Forschenden, das auch die Weibchen zwei verschiedene Rufe äußern: einen tieferen, niederfrequenten “Grunz”-Laut, der den ‚Loslass‘-Ruf des Männchens imitiert, und einen höherfrequenten “Quietsch”-Laut, bei dem nicht sicher ist was er genau bedeutet. Das letzte und erstaunlichste Verhalten war eine tonische Unbeweglichkeit, gemeinhin als Totstellen bezeichnet, bei der die Weibchen ihre Arme und Beine steif von ihrem Körper ausstrecken und solange unbeweglich bleiben, bis das Männchen loslässt.”

Das Totstellen wird von anderen Tierarten sonst nur bei echter Lebensgefahr angewandt, also zum Beispiel, um einen Räuber abzuschrecken. Die Leipziger Wissenschaftler vermuten daher, dass sich dieses Abwehrverhalten entwickelt hat, um das Weibchen vor der Bildung von Paarungsbällen zu schützen, welche oft zum Tod der Weibchen führen.

 

Ursprüngliche Meldung vom 16.4.2023

Das Bayerische Artenschutzzentrum wählt alle vier Wochen die “Art des Monats”. Für den April 2023 wurde der Kleine Wasserfrosch gekürt. Er ist nur gut 4,5 bis 5,5 Zentimeter groß – die Weibchen bis zu 6,5 Zentimeter – und auf der Oberseite grasgrün mit dunklen braunen Punkten. Besonders spannend bei diesen Wasserfröschen ist die Kommunikation: Die Männchen verfügen über vier verschiedene Rufe, die Weibchen nur über einen. Alle Rufe haben mit der Fortpflanzung zu tun: Da gibt es zum Beispiel den Paarungsruf – also sozusagen den Balzgesang -, zu dem sich die Männchen tagsüber auf rund 1,5 Quadratmeter Fläche versammeln und “im Chor” singen (naja, schon zeitversetzt, aber halt geballt). Bei der Paarung umklammern sich die Tiere – und für alle Missgeschicke, die dabei passieren können, hat die Evolution ihnen einen Ruf geschenkt. Also entweder der Froschmann umklammert ein Weibchen, das gerade gar keine Lust auf Sex hat, dann ist ihre Abwehrmethode der “Befreiungsruf”, also: “Lass los, ich mag nicht!”. Mag sie doch, und es kommt zur Paarung, und ein weiteres Froschmännchen nähert sich dem Paar in störender Absicht, schickt ihn der Lover weiter mit dem Revierruf, also ungefähr: “Schleich di!”. Für den Fall, dass ein Froschling in seiner unbändigen Lust nicht mehr genau hinschaut und das begehrte umklammerte Objekt gar kein Weibchen, sondern ein Männchen ist, gibt es auch bei Männchen einen Befreiungsruf (“Bist Du blind, Du Depp, geh mir vom Leib!!”)

Der Kleine Wasserfrosch zählt zu den Teich- und Seefröschen. Der Lurch ist im Freistaat Bayern hauptsächlich im Alpenvorland anzutreffen. Der Kleine Wasserfrosch ist eine FFH-Art und wird in der Roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft.

Regional starke Bestandrückgänge werden in mehreren aktuellen Studien bestätigt, als Ursache für den Rückgang gelten unter anderem Meliorationsmaßnahmen, Pestizide und Fischbesatz.

Weitere Infos findet Ihr unter lfu.bayern.de…

Bildquelle: (c)Jan Mallander auf Pixabay - Kleiner Wasserfrosch, Symbolbild (c) Adege/Pixabay




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