Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL hat ihre Studien zu Waldinsekten aus rund 30 Jahren Forschung Revue passieren lassen, zusammengefasst und neu beleuchtet. Die Autoren, die Waldentomologen Dr. Beat Wermelinger und Prof. Dr. Martin Gossner, heben unter anderem die Mangelsituation für Totholzkäfer hervor. Sie bräuchten „ Totholz dicker Dimensionen in ausreichender Menge und Kontinuität, auch an besonnten Lagen und in fortgeschrittenen Zersetzungsstadien“. Diese Spezialisten finden nur in Waldreservaten genügend Ressourcen, nicht in den bewirtschafteten Wäldern der tieferen Lagen, zeigen die Wissenschaftler auf. Sie raten zu einem Mosaik verschiedener Typen von Wirtschaftswäldern und von Waldreservaten unterschiedlichen Alters und in verschiedenen Sukzessionsstufen sei erstrebenswert.
Auch lichte Wälder seien von besonders großer Bedeutung, unter anderem für verschiedene Tagfalter, xylobionte Käfer, Bestäuber und Waldameisen, so Wermelinger und Gossner.
Störungen wie Windwurf, Feuer oder auch Insekten–Massenvermehrungen sollten als Teil der natürlichen Walddynamik in die Bewirtschaftung integriert werden, weil sie die Vielfalt an Struktur, Ressourcen und auch der Artengemeinschaften vieler Insektengruppen erhöhten. „Sporadische Störungsereignisse in der Grössenordnung von wenigen Hektaren müssen somit als positiv für die Biodiversität gewertet werden“, heißt es in dem Bericht.
Im Ausland gemachte Erfahrungen mit so genanntem „Prescribed Burning“, also kontrollierten Feuern, zeigten positive Auswirkungen auf die Insektenvielfalt. Ein ähnlicher Effekt könne mit kleinflächigen Holzschlägen und Liegenlassen des Holzes erreicht werden.
Wer „Schadholz“ räume und Kahlflächen mit gewünschten Baumarten bepflanze, verhindere hingegen das Aufkommen einer Pioniervegetation und limitiere damit die xylobionten Insekten und die licht– und wärmeliebenden Waldarten. Ein Nebeneinander von geräumten und belassenen Flächen in ähnlicher Anzahl erziele vermutlich die höchste Diversität von Insekten- und anderen Arten, so die Experten.
Die Studie der beiden Waldentomologen findet Ihr hier…
Bildquelle: (c)Beat Wermelinger - Keulenfuessiger Scheckenbock