Naturschutz heißt die Vielfalt von Lebensräumen und Arten fördern. Ein wichtiger Helfer bei dieser Arbeit ist der Rothirsch – oder besser er wäre es, wenn wir diese Art wieder in einem Großteil seines ursprünglichen Lebensraumes artgerecht leben ließen. Gerade in Bayern und Baden-Württemberg gibt es dabei großen Nachholbedarf. Deshalb veröffentlichen wir gerne den Aufruf des renommierten Naturschützers und Ornithologen Dr. Dieter Haas:
Liebe NaturschützerInnen,
in Baden-Württemberg existiert seit über 60 Jahren eine „Rotwildverordnung“, welche das letzte noch nicht ausgerottete große wilde Weidetier, ursprünglich flächendeckend verbreitet, auf 4 % der Landesdfläche reduziert und auf 100 % der Fläche einem hohen Jagddruck aussetzt, selbst in unseren Großschutzgebieten, ungenutzten großen Riedflächen, z.B. am Bodensee. Das nimmt der Art Ihre ökologisch wesentliche Rolle zum Erhalt der Biodiversität und ist eine wesentliche Ursache zum Misserfolg im Ländle beim Arten- und Biodiversitätsschutz. Gravierende Missstände in der Gesetzgebung zu der in Baden-Württemberg nahezu flächendeckend ausgeübten Jagd und Fischerei trägt z.Zt. noch wesentlich zum Verschwinden von 6 weiteren Brutvogelarten bei, und ist sehr deutlich sichtbar beim Versagen im Schutz unserer Rauhfußhühner und Großgreifvögel. In diesem Verteiler habe ich oft detailliert dazu berichtet, Details dazu s. auch Anhang 1 bis 3.
Nun hat die zuständige Landesbehörde eine Umfrage zur „Weiterentwicklung des Rotwildmanagements“ gestartet und das sehr begrenzt weiter geleitet. Ich bitte nun, die folgende Umfrage zu beantworten, damit die zuständige Landesbehörde ein realistisches Bild der Einstellung der Bevölkerung zum Thema bekommt, hier der Link:
https://www.soscisurvey.de/RWBW/
Wir brauchen den Rothirsch als letztes wildes großes Weidetier, das im Freiland noch nicht ganz ausgerottet ist für alles im Naturschutz – in ökosystemrelevanter Siedlungsdichte wenigstens in unseren Großschutzgebieten. Einige Aspekte dazu:
Niedergang der Waldvögel in Baden-Württ. besonders stark ausgeprägt, trotz sehr günstiger Geländereliefs: nach Verschwinden des Birk- und Haselhuhns jetzt das Auerhuhn als letzte Rauhfußhuhnart. Weitere derzeit durch Intensivierung der Nutzung unserer Forstäcker abnehmende Arten: Waldschnepfe, Gimpel, Grünling, Heckenbraunelle, Trauerschnäpper, Gartenrotschwanz, Waldlaubsänger, Grau-, Weißrücken- und Kleinspecht, Wespenbussard, Ziegenmelker, Waldschnepfe. Weitere Details dazu in den Artbeschreibungen meiner kürzlich erschienenen Publikation, s. Anhang 2 (ökologische Fakten vor allem auf S 108 bis 125), und in den aktuellen roten Listen gefährdeter Vogelarten. Weitere Arten verschwinden aus unseren Forstplantagen, darunter unzählige gefährdete Arten wie Frauenschuh, Wildkatze, Gartenschläfer, Bechsteinfledermaus, Großer Eichenbock, Wald-Wiesenvögelchen u.v.a, s. auch Anhang 3. Eine Änderung der Rotwildverordnung, welche die unersetzbare evolutionäre Rolle großer Weidetiere nicht vollständig durch technische Geräte ersetzen will, könnte rasch zu einer Trendwende führen. Ein Blick „über den Tellerrand“ ist dafür unerlässlich
Baden-Württemberg war vor 115 Jahren weltweit Spitze im Vogelschutz. Heute sind wir im Vergleich zu anderen deutschen Bundesländern und zum europäischen Ausland betr. Erhalt der Biodiversität im unteren Drittel gelandet. Einige Aspekte dazu:
https://www.baden-wuerttemberg.de/de/unser-land/landeswappen-und-hymnen/landeswappen/ . Wappentiere werden in vielen Gegenden besonders geschützt – zum Beispiel in den USA die großen Adler durch spezielle Schutzgesetze, Verstöße dagegen wirklich hart sanktioniert. Baden-Württemberg dagegen verfolgt das eine Wappentier (für Württemberg) besonders exzessiv, und vernachlässigt Maßnahmen zum Schutz von Großgreifvögeln völlig (Wappentier von Baden).
https://www.youtube.com/watch?v=FkCCo0uGPNY Wildtierstiftung zum Rothirsch in Baden-Württ.
De Maashorst, Niederlande:
http://www.weidelandschaften.org/pdf/5_Haas_Kappel-Grafenhausen_2018.pdf. Auszüge eines eigenen Vortrags zu evolutionär wesentlichen Aspekten des Themas .
Mit besten Grüßen
Dieter Haas (PANDION Journalismus und Naturfotografie)
(c)PM_Dieter_Haas_Jan_2022_211220_Hermann_Tagfalter_Widderchen_Kahlschlaege