Um Fledermäuse vor der Kollision mit Windenergieanlagen zu schützen, werden in Genehmigungsverfahren akustische Erhebungen durchgeführt. Sie erfassen die Aktivität der Tiere in der Risikozone der drehenden Rotorblätter. Das soll helfen, Zeiträume zu erkennen, in denen die Anlage abgeschaltet werden sollte, um das Risiko der Kollision von Fledermäusen zu mindern. Eine Untersuchung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) zeigt allerdings, dass dabei unzureichende Ergebnisse herauskommen können, die das Risiko zum Teil keineswegs verringern helfen, sondern dazu führen, dass die Anlagen zu völlig falschen Zeiten abgeschaltet werden.
So haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die Ultraschalldetektoren, mit denen die akustischen Erhebungen durchgeführt werden, technisch für die großen Windkraftanlagen unterdimensioniert sind. Fehler entstehen auch, wenn die Fledermäuse ungleichmäßig in der Risikozone verteilt sind, oder wenn ihre Rufaktivität falsch eingeschätzt wird. Je nachdem, werden die Anlagen dann zu Zeiten ausgeschaltet, wo sie eigentlich laufen könnten, oder sie laufen, während viele Fledermäuse hindurchziehen. Als Abhilfe empfehlen die Forscher nicht nur sensiblere Messgeräte, sondern auch eine bessere Erforschung der Durchflüge von Fledermäusen den Anlagen. Zusätzlich müsste unter neuen Anlagen systematisch nach Schlagopfern, also getöteten Fledermäusen, gesucht werden, um zu prüfen, ob die empfohlenen Abschaltzeiten greifen.
Der wirksamste Schutz von Fledermäusen besteht natürlich darin, keine Windkraftanlagen in Bereichen zu errichten, wo sie durchziehen oder jagen. Entsteht eine Anlage, sollte sie in Zeiten hoher Fledermausaktivität abgestellt werden. Dies wird laut IZW aber nur bei ungefähr einem Viertel der 30.000 Anlagen, die in Deutschland in Betrieb sind, praktiziert. Bei über zwei Dritteln der Anlagen gibt es gar keinen Fledermausschutz. “Da im Durchschnitt an jeder WEA pro Jahr 15 Fledermäuse zu Tode kommen, liegt die geschätzte Schlagopferzahl von Fledermäusen an WEA in Deutschland bei einhundert- bis zweihunderttausend Fledermäusen pro Jahr”, schreibt das IZW.
Die Pressemitteilung des IZW findet Ihr hier
Die original Studie in englischer Sprache findet Ihr hier:
Voigt CC, Scherer C, Runkel V (2022): Modelling the power of acoustic monitoring to predict bat fatalities at wind turbines. Conservation Science and Practice. DOI: 10.1111/csp2.12841
Bildquelle: (c)Christian Voigt Leibniz IZW