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Dienstag, 07. November 2023

07. November 2023, 13:46    office@wildes-bayern.de

Kur- und Heilwälder – wildtierfeindliche Forstideologie im Schafspelz?


Ein Waldspaziergang ist wirklich heilsam. Wer wüsste das besser als wir und alle Naturfreunde. Also waren wir erstmal ganz guter Dinge, als Wildes Bayern als anerkannte Naturschutzvereinigung Mitte August eine Stellungnahme abgeben durfte, und zwar zu einer Gesetzesänderung in Bezug auf Kur- und Heilwälder in Bayern. Diese Wälder gibt es in zertifizierter Form schon seit August 2022.

Jedoch ist bislang offenbar niemandem aufgefallen, dass in diesem Konzept zwar Menschen und Pflanzen vorkommen, aber mit keinem Wort die Wildtiere, um deren Lebensräume es doch eigentlich geht, und ihre Bedürfnisse. In Artikeln, Internetseiten und einem neu erschienenen Handbuch zu Kur- und Heilwäldern wird auf frappierende Weise so getan, als bestünde ein Wald ausschließlich aus Pflanzen. Tiere kommen schlicht nicht vor! Dagegen werden gerade einsam gelegene Waldwiesen und Lichtungen als wichtige „Therapieflächen“ genannt, die man dann mit regelmäßigen Meditationsübungen zu jeder Tag- und Nachtzeit aufsuchen kann. Dass vor allem der Anblick von Tieren – ungestörten und nicht panisch flüchtenden – eine wohltuende und heilende Wirkung auf Menschen hat, passt wohl nicht ins Weltbild der beratenden Landschaftsarchitekten und Förster.

Entsprechend kritisch fiel unsere Stellungnahme aus, vor allem mahnten wir auch an, dass die Naturschutzbehörden mit einbezogen werden müssten, was vorher nicht der Fall war.

Für uns war die Stellungnahme darüber hinaus der Anlass, etwas tiefer in die Recherche einzusteigen, und wir wurden leider überaus fündig. Das Thema „Gesundheit und Wald“ ist keineswegs nur ein therapeutisches, heilorientiertes. Vielmehr arbeitet daran unter anderem die uns wohlbekannte Abteilung Forstpolitik der Technischen Universität München mit, genauer auch Dr. Michael Suda, ein Autor, dem wir erst vor kurzem begegnet sind (siehe Beitrag hier). „Wald und Gesundheit: Eine Chance für die Forstwirtschaft“, lautet zum Beispiel eine Schlagzeile in einem Bericht.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft gab es sogar eine Umfrage dazu, ob der Forst (Forstverwaltung und BaySF) das Thema Gesundheit und Wald „besetzen“ sollten. Die Mehrheit der Befragten waren dafür. Denn unverhohlen wurde auch gleich spekuliert, dass sich nun ein neues Arbeitsfeld des „Therapieförsters“ entwickeln könnte. Neben den Waldtherapeuten und Meditations-Coaches soll nämlich auch ein Förster die Gruppen begleiten und zwischen Pilates und „Ommmm!“ die Bedeutung von Klimawald und Waldumbau erläutern.

Einen Bericht über die Studie der LWF findet Ihr hier

Infos zu den Kur- und Heilwäldern findet Ihr hier

 

 

Bildquelle: (c) Seaq68/Pixabay




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