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Mittwoch, 21. April 2021

21. April 2021, 07:28    Webmaster

Leserbrief zum SZ-Artikel: „Wild braucht Wald“ in SZ 10./11. April 2021″


In der Wochenendausgabe der SZ vom 10./11. April 2021 erschien ein Interview mit einer jungen Jägerin zum Thema „Wild braucht Wald“ erschienen.

Link zur SZ – Interviewbeitrag „Wild braucht Wald“BITTE BEACHTEN: Dieser Artikel steht hinter einer Bezahlschranke…

Bezugnehmend auf diesen Artikel wurde folgender Leserbrief veröffentlicht:

 

Leserbrief zum Artikel „Wild braucht Wald“ in der SZ

„Sehr geehrter Herr Sebald, sehr geehrte Redaktionsmitglieder,

mit Interesse las ich Ihr Interview mit der jungen Jägerin („Wild braucht Wald“ in SZ 10./11. April 2021).

https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-wald-rehe-jagd-1.5259533?reduced=true

Das Thema ist besonders aktuell vor dem Hintergrund der kürzlich im Ausschuss des Bundestags diskutierten Jagdgesetzesnovellierung, die hier nachzuverfolgen ist:

Link zur Mediathek des Bundestags…

 

Bei allen Forderungen der Forstindustrie, der Hobbyjagdinteressen und der berechtigten Sorge um den Klimafaktor Wald kam bei der Diskussion um die Jagdgesetzesänderung leider wieder der Wildtierschutz zu kurz.

Folgt man renommierten Waldökologen wie Prof. Pierre Ibisch von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung, kommen ganz andere Lösungsansätze einer sinnvollen klimabewussten Waldbewirtschaftung in Betracht und nicht nur Abschussforderungen wie im veröffentlichten SZ-Beitrag vorgeschlagen (vgl. auch Quellen unten).

Im Interview für die SZ propagierte die befragte junge Jägerin die Methode Drückjagd mit Hunden. Auf meiner Waldlichtung bekomme ich selbst Einiges mit, was in der Praxis bei solchen Jagdmethoden alles schief läuft. Aus Sicherheitsgründen (berufsgenossenschaftliche Vorschrift) bleiben die zahlreichen eingeladenen Schützen auf ihren Hochsitzen bzw. Drückjagdkanzeln, während dessen das Wild den Jägerhunden, meist Terriermeuten (!), ohne menschliche Einwirkung ausgeliefert ist. Erst nach Beendigung der regulären Gesellschaftsjagd am Nachmittag erfolgen dann die sog. „geordneten Nachsuchen“ nach angeschossenen, aufgrund der Bewegungsjagd oftmals schlecht getroffenen Wildtiere (vgl. Untersuchung der TVT). Unabhängige Beobachter der Jagd (z.B. Vertreter von Veterinäramt) sind in der Regel nicht während des Jagdgeschehens live dabei. Unausgesprochenes Motto der Schützen: „Was im Wald geschieht, bleibt im Wald“. Nur selten werden Jagdvergehen während Gesellschaftjagden von unbeteiligten neutralen Zeugen öffentlich gemacht. Wenn Jagdstrecke gemacht werden muss, bleibt der Tierschutz selbst oft auf der Strecke. Die Forderung der „Holzfraktion“ nach Drückjagden mit Hunden ist aus ethischer Sicht nicht verantwortbar und fachlich nicht zielführend (vgl. Beiträge unten). Die Methode Drückjagd / Bewegungsjagd mit Meuten hat sich die letzten 30 Jahre nicht bewährt. Stattdessen werden hierdurch intakte Familienverbände der Wildtiere zerstört, auch schützenswerte Arten wie Auerwild, Gamswild, Wildkatze, Rebhuhn durch den Stöberhundmeuteneinsatz in winterlichen Notzeiten im Bestand bedroht.

Die Vorbereitung von Gesellschaftsjagden wie die Drückjagd bringt wesentlich mehr Störungen durch Auf- bzw. Abbau der zahlreichen Drückjagdkanzeln, Schlagen von Jagdschneisen, Wegemarkierungsarbeiten, Einsatz willfähriger geladener Schützen, die zum Jagdrevier und ihrer Tierwelt kaum Bezug haben. Das jedoch erwähnt die im Beitrag befragte junge Jägerin von der Hochschule Weihenstephan leider nicht.

Ihre Zeitung spricht viele Menschen an. Vielleicht käme ja der ein oder andere Leser und politische Entscheidungsträger ins Grübeln, wenn er die Sache mal aus Sicht des Wildes betrachten könnte (vgl. auch Anhang).

Viele Grüße aus dem oberbairischen Pfaffenwinkel

Andreas Nicolai Nemitz

 

 

Eine Auswahl an interessanten Beiträge zu unserem Thema:

 

Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz: Hier erfährt man, dass bei Drückjagden nur etwa ein Drittel der Tiere sofort durch Blattschuss getötet werden. Viele Tiere weisen Bauchschüsse, Rückenverletzungen, Schüsse in Gliedmaßen auf oder werden erst gar nicht gefunden. Rehwild wies in einer Untersuchung bei etwa 30 % der männlichen und 60 % der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf“.

 

Quelle: SZ




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