Am 9. Mai hat der Naturfilmer und Buchautor Jan Haft in der Stadtbücherei Dachau aus seinem neuen Buch “Wildnis – unser Traum von unberührter Natur” gelesen. Ich bin zwar neugierig, aber auch ein bissl skeptisch hingegangen, weil ich dachte, es geht wieder um diesen idealisierenden Traum eben von der UNBERÜHRTEN Natur. Die kann es in unserem Land, wo im Grunde fast jeder Quadratmeter schonmal unter menschlicher Nutzung war, nur noch in sehr, sehr geringem Maß geben, wenn überhaupt.
Aber weit gefehlt! Haft ist zwar vielleicht ein Idealist, aber auch ein Realist, und er hat erkannt, dass Artenvielfalt und blühendes Leben nicht in dunklen Wäldern stattfinden, die sich viele als die perfekte “Wildnis” in unserem Land so vorstellen. Nein, das Leben blüht am Licht – also in offenen Landschaften, geschaffen nicht von Mähwerken und Heckenscheren, sondern im Idealfall von den Mäulern und Zähnen wilder oder gezüchteter heimischer Pflanzenfresser, so genannter Megaherbivoren. Sie sorgen – auch mit ihrem Kot – dafür, dass die Insektenvielfalt auf diesen Weiden explodiert, dass sich auch wieder zahlreiche Vogelarten einstellen, weil sie hier Nahrung und Lebensraum (abgeknabberte Büsche) vorfinden – und dass auch die menschliche Seele sich hier einfach wohlfühlt. Haft schildert das in seinem schmalen Buch in einfachen, gut begründeten und gut nachvollziehbaren Worten. Zitat: “Letztlich führt richtige Beweidung immer zu mehr Artenvielfalt. Zu mehr Natur. Zu mehr Wildnis.” Und noch ein schönes Zitat: “Solange Pflanzen und Pflanzenfresser miteinander leben und eine Art ökologisches Tauziehen veranstalten, ist die Landschaft vielfältig und die Artenvielfalt groß. Sobald die Pflanzenfresser fehlen, gibt es nur Verlierer.” Dem ist nichts hinzuzufügen!
Buchtipp: Jan Haft: Wildnis. Unser Traum von unberührter Natur. Penguin Verlag 2023, ISBN: 978-3-328-60273-6
Bildquelle: (c)Jan Haft - Wildnis, (c)Jan Haft - Wildnis / Penguin Verlag
Hi, Vielen Dank für den Artikel. Kam gerade sehr gelegen und hat mir geholfen! Herzliche Grüße