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Mittwoch, 05. Juni 2024

05. Juni 2024, 10:30    office@wildes-bayern.de

Rote Liste der Heuschrecken – Spiegel unseres Umgangs mit dem Land?


Liest man die Rote Liste der Heuschreckenarten Deutschlands und insbesondere ihre Veränderungen, dann kommt immer wieder die Frage hoch, warum unsere Landbewirtschaftung dem Klimawandel und anderen Entwicklungen eigentlich so wenig Rechnung zu tragen scheint. Warum rutscht heute noch eine Art auf die Vorwarnliste, weil es immer weniger Wegränder, Feldraine oder Randstreifen gibt? Warum werden nach wie vor Flächen entwässert, so dass der Sumpfgrashüpfer bedroht ist?

82 Heuschreckenarten kommen in Deutschland vor, ein Drittel von ihnen gilt aber als bedroht. Jetzt hat das Rote Liste-Team die Situation der Schrecken wieder untersucht und kann gute wie auch schlechte Nachrichten verkünden: So ist eine Art, die Steppen-Beißschrecke mittlerweile nicht mehr aufzufinden, sie muss als verschollen angesehen werden. Der bisher ungefährdete Feld-Grashüpfer, den wahrscheinlich jeder noch aus seiner Kindheit kennt, steht jetzt auf der Vorwarnliste. Grund ist vor allem der Verlust seines Lebensraums, nämlich geeignete Wegränder, Feldraine oder Randstreifen, die selten geworden sind.

Im Aufwind findet sich Detuschlands einzige einheimische Fangschreckenart, die Europäische Gottesanbeterin. Weil sie wärmeliebend ist, profitiert sie vom Klimawandel und breitet sich in Deutschland weiter aus.

Der gleiche Klimawandel “schmilzt” jedoch den Lebensraum des Sumpfgrashüpfers dahin. Auch dass nach wie vor Flächen entwässert werden, raubt ihm Lebensgrundlagen. Einige seiner Populationen sind bereits erloschen, er musste in die Kategorie „Gefährdet“ eingestuft werden. Einen weiterführenden Artikel zu dieser Art im Hunsrück findet Ihr hier

Insgesamt gelten 26 Arten (31,3 %), gelten als bestandsgefährdet: davon sind 6 Arten (7,2 %) vom Aussterben bedroht, 10 Arten (12,0 %) stark gefährdet und 10 Arten (12,0 %) gefährdet. Weitere 9 Arten (10,8 %) sind noch nicht bestandsgefährdet im Sinne der Rote-Liste-Kategorien, stehen aber auf der Vorwarnliste.

Ungefährdet sind derzeit 41 Arten – dies entspricht 49,4 % der einheimischen Heuschrecken- und Fangschreckenarten – darunter bekannte Arten wie der Gemeine Grashüpfer, die Feldgrille und das Grüne Heupferd.

Die Autoren der Roten Liste sehen bei Deutschland vor allem eine hohe Verantwortlichkeit für die Gemeine Plumpschrecke, denn die Vorkommen in Deutschland machen zwischen einem Drittel und drei Viertel des Weltbestandes aus. Diese Art lebt vor allem in Mittelgebirgen und in der Mitte von Deutschland, sie kommt nördlich des Harzes und südlich der Donau nicht mehr vor. Sie ist etwas dicklicher als andere Heuschrecken, hat einen hinten nach oben gebogenen “Stachel” und ist von hell leuchtendem Grün.

Eine Veröffentlichung zur Roten Liste der Heuschrecken in “Natur und Landschaft” findet Ihr hier

Bildquelle: Sumpfgrashüpfer - Gilles San Martin




Wendt schrieb:


Danke an Wildes Bayern für diesen wertvollen Bericht. Dadurch habe ich einen weiteren Beweis für eine eventuelle nächste Anzeige bei der hiesigen Unteren Naturschutzbehörde, die eine absolute Nullnummer ist, wenn es um Natur- und Artenschutz geht. So habe ich im letzten Jahr zur Anzeige gebracht, dass eine männliche Person auf einer frisch gemähten Wiese Feld-Grashüpfer in großer Zahl in einem Eimer sammelte, nach Hause trug, um sie dort an seine Hühner zu verfüttern. Nachdem dies trotz meiner Anzeige einige Wochen später wieder geschah, habe ich den zuständigen Sachbearbeiter gefragt, ob er meine Anzeige nicht verfolgt hat. Als Antwort bekam ich, dass man die betreffende Person bereits angeschrieben und um Stellungnahme gebeten hätte. Das entsprach aber nicht der Wahrheit. Denn ich hatte in der Zwischenzeit die Person angesprochen und gefragt, ob er denn noch keine Post vom Landratsamt bekommen hat, dass er keine Grashüpfer aus der Natur entnehmen darf. Dieser verneinte. Deshalb schrieb ich den Sachbearbeiter nochmal an, dass seine Antwort unglaubwürdig sei, denn die betreffende Person habe mir gesagt, dass er noch nicht Post vom Landratsamt bekam. Daraufhin erhielt ich dann die Antwort vom Sachbarbeiter, dass er viel zu tun hätte und deshalb noch nicht dazu kam, die Person anzuschreiben. Der Fall ist bezeichnend, wie wir von den Naturschutzbehörden verarscht werden und das die meisten von ihnen null Interesse am Natur- und Artenschutz haben.

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