Wenige Tage vor Weihnachten hat der Forstbetrieb Schliersee einen kräftigen Nachschlag auf seinen gültigen Rotwild-Abschussplan gefordert – und bewilligt bekommen. Wildes Bayern e.V. hat dagegen beim Verwaltungsgericht München Klage eingereicht. Denn für uns, wie auch für andere Wildbiologen, Natur- und Tierschützer steht fest: Wer Rotwild über die Wintersonnwende hinaus bejagt, produziert Waldschäden.
Mit den kurzen Tagen ab Mitte Dezember stellt sich der Stoffwechsel von Rot-, Reh- und Gamswild um. Wer den Tieren jetzt Ruhe gönnt, hilft auch den Jungbäumchen, die dann kaum noch zur Nahrungssuche angeknabbert werden. Doch von soviel Fachkenntnis will der Forstbetrieb Schliersee nichts wissen, sondern legt ausgerechnet zur Wintersonnwende nochmal einen drauf. Bereits im Frühjahr hatten die Staatsförster eine Ausweitung der Rotwildabschüsse für das laufende Jahr durchgesetzt. Aus 300 erlaubten Abschüssen im vergangenen Jahr wurden heuer 350 Stück Rotwild. Mit der zusätzlichen Erhöhung sind es jetzt sogar 390.
In der Regel machen sich Jäger und Jagdbehörden aus den Abschüssen des Vorjahres und Zählungen an den Fütterungen ein Bild, um über die Höhe des Abschusses im nächste Jahr abzustimmen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten steuert dann noch seine Zahlen zu verbissenen Pflanzen bei, die zwar nichts über die Höhe und Art der Wildbestände aussagen, aber eben auch berücksichtigt werden müssen.
Doch obwohl die bereits bewilligen Abschüsse noch lange nicht erfüllt wurden, will der Forstbetrieb nochmal 40 Tiere mehr schießen dürfen. Ein kleiner Taschenspielertrick hilft dabei: Der Forstbetrieb erlegt einfach bei den kleinen Kälberndeutlich mehr, als bewilligt wurden – und hat damit in der Summe seine Sollzahlen erreicht. Dass er bei anderen Alters- oder Geschlechterklassen seine Hausaufgabe noch nicht gemacht hat, wird dadurch kaschiert.
Wir halten das aus wildbiologischer Sicht für nicht fachgerecht. Rotwild lebt in hochsozialen Familienstrukturen. Es ist wichtig, dass diese Strukturen durch den Abschuss nicht zerstört werden, deshalb wird festgeschrieben, wie viele weibliche und männliche, wieviel junge und alte Tiere geschossen werden dürfen. Wer das Rotwildmanagement so wenig beherrscht, wie es augenscheinlich im Forstbetrieb der Fall ist, sollte nicht den Abschussplan austauschen, sondern die Köpfe, die sich Gedanken über den Umgang mit dieser Wildart machen.
Rotwild kann man gut lenken und auch regulieren! Wer aber nur „Hau drauf“ beherrscht, sollte davon die Finger lassen, denn er macht die Gesamtsituation schlechter statt besser. Die Begründung für die Nachforderung erscheint uns als Naturschützern jedenfalls nicht schlüssig. Der Forstbetrieb gibt an, dass wohl falsch, das heißt zu wenig, gezählt wurde.
Bildquelle: (c)Wildes Bayern - Moni Baudrexl
Was ist nur aus unserer so stolzen Forstpartie geworden! Mein Opa, preußischer Förster, sagte mir ” wer Waldbau nur ohne Wild betreiben kann , sollte Baumschüler werden oder in der Blechschmiede (Forstamt) bleiben. Aber niemals Revierleiter oder Amtsleiter werden!! Ich wünsche mir, der Einspruch geht positiv aus. Warum glaubt man nicht den Wildbiologen und folgt ihnen nicht?? OP in BY o.in Österreich alle sagen das gleiche . Ich wünsche ” Wildes Bayern ” ein frohes Weihnachtsfest und wir kämpfen 2023 so erfolgreich weiter.Waidmannsheil Rainer