Lange Abschnitte des Flusses Ems in Niedersachsen sind FFH- und EU-Vogelschutzgebiete, und dort, wo die Ems in die Dollart-Bucht mündet, liegt der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Trotzdem geht für die Vogelwelt an diesem regulierten Fluss immer wieder die Welt unter – nämlich dann, wenn eine große Werft in Papenburg Schiffe vom Stapel lässt und diese aus dem Binnenland ins Meer überführt. Das berichtet der Vogelforscher Dr. Helmut Kruckenberg in der Zeitschrift „Falke“. Dann wird der Fluss aufgestaut, bis er 2,70 Meter über seinem normalen Spiegel liegt. Dabei werden die Bereiche zwischen den Deichen komplett überflutet. Pech, wenn dumme Gänse in dieser Zeit ihre Eier in Flussnähe bebrüten, die werden als kleiner Kollateralschaden nämlich weggespült. Es ist wie eine Sintflut, nur leider ohne Arche. Im April 2022, so schreibt der Autor, dürfte die komplette Brut der Grau- und Weißwangengänse im Vogelschutzgebiet Unterems der Tätigkeit der Werft zum Opfer gefallen sein. Kann das wirklich als EU-Vogelschutz durchgehen?
Den Artikel „Sintflut für Mickey-Mouse“ aus dem Magazin Der Falke 6/2022 findet Ihr hier als pdf zum Download
Bildquelle: Sintflut Ems_Foto H Kruckenberg, Sintflut_Ems_Foto H Kruckenberg