“Diese Forderungen können nur von verbohrten Wildhassern stammen, sie blasen zum Kampf gegen das Reh. Sie sehen im Rehwild den größten Feind des Waldes. Rehe sollen als vielfältige Sündenböcke herhalten für das Gewinnstreben der Forstbetriebe. Fragen nach einer tierschutzgerechten Jagd und nach Muttertierschutz werden als Sentimentalität abgetan.
Ein solches Vorgehen lehnen wir Jäger, die waid-, und tierschutzgerecht jagen, aus jagdethischer Sicht strikt ab. Weil Kitze vor dem grausamen Mähtod gerettet werden, sollen Jäger mehr Rehe schießen. Es kann nicht sein, dass Rehwild zu einem Schädling degradiert werde und Jäger als „Schädlingsbekämpfer“ betrachtet würden. Waidgerechte Jagd muss heute eine Vielfalt von Aspekten berücksichtigen. Dabei steht der Tierschutz ganz oben. Tierschutz ist unteilbar. Das heimische Rehwild dürfe weder dem Land noch dem Wald geopfert werden. Das Rehwild ist nicht der Verursacher des Waldsterbens, es dient nur als Sündenbock.
Ich halte es für eine Kulturschande, wie man in Bayern mit dem Rehwild umgeht. Schließlich sind sie öffentliches Kulturgut. Wer glaubt, die Jagd auf das Töten wildlebender Tiere, besonders das Rehwild reduzieren zu können, beraubt sich selbst des tieferen Erlebens durch das Einswerden mit der Natur.”
Toni Zembsch, 97453 Schonungen, veröffentlicht im Schweinfurter Tagblatt, 25.2.2022
Zu unserem ersten Beitrag über den Artikel in der Mainpost kommt Ihr über diesen Link…
Den vollständigen Artikel aus der Mainpost findet Ihr hier, allerdings hinter einer Bezahlschranke…
Vor dem Mähtod gerettete Kitze müssen jetzt doch nicht abgeschossen werden! So hört sich an, was Behörden und Verbandsvertreter der Würzburger Mainpost jüngst zu diesem Thema gesagt haben. Wir hatten am 21. Oktober 2021 über eine Anfrage der Regierung von Oberbayern an die Jagdbehörden berichtet, angesichts von Tausenden geretteter Rehkitze den Abschussplan anzuheben. Es überrascht nicht, dass laut Mainpost Försterinnen und Förster hinter dem Plan zur Abschussanhebung stehen. Weil der Klimawandel die Altbäume vertrocknen lässt, müssen mehr Rehe sterben, weil die ja die Jungbäume fressen, so lautet die Logik einer Forstamtsleiterin. Dass komischerweise genauso viele Bäumchen „verbissen“ sind, obwohl in den vergangenen Jahren immer mehr Rehe geschossen wurden, fällt aber inzwischen nicht nur den Jägern, sondern übrigens auch den Grünen im Bayerischen Landtag auf, die zu dieser Diskrepanz in Kürze die Staatsregierung befragen wollen (Beschluss 18/21142). Die gute Nachricht: Aus Sicht des Bauernverbands ist es laut Mainpost „nicht erforderlich“, die geretteten Kitze im Abschussplan zu berücksichtigen. In Unterfranken teilt die Regierung mit, diese Frage sei „kein Thema“. Und die Regierung von Oberbayern sieht sich inhaltlich nicht an ihre eigene Abfrage bei den Jagdbehörden gebunden. Na, dann ist es ja gut.
Bildquelle: (c)Kitzrettung