Insekten im Wald sind beinahe so verrufen wie Reh oder Hirsch: Man hört von ihnen vor allem als Schädlinge. Borkenkäfer, Zecken, Schwammspinner, alles pfui! Wie arm und einseitig diese Sichtweise ist, macht einem die Lektüre des Buchs „Insekten im Wald“ des Schweizer Biologen Dr. Beat Wermelinger bewusst. Der Untertitel sagt schon, dass da mehr zu beachten ist: „Vielfalt, Funktionen und Bedeutung“. Insekten sind keine Schädlinge, sie sind schlicht und einfach Lebewesen, die fressen und gefressen werden, ihren Trieben nachgehen und dabei auch Spuren hinterlassen.
Für uns Menschen sind solche – Stichwort Borkenkäfer – vielleicht total unerwünscht (das wird im Kapitel „Wirtschaftliche Schäden“ auch thematisiert), aber es gibt eben auch Aspekte wie den Erhalt der Waldvitalität, eine medizinische Bedeutung oder die Gestaltung von Ökosystemen durch Waldinsekten. Eine Fledermaus zum Beispiel, die ihren Unterschlupf zwischen der vom Borkenkäfer abgelösten Rinde und dem Stamm gefunden hat, würde sicher eher uns Menschen als Schädlinge empfinden, die wir möglichst schnell den Baum fällen, als den Käfer.
Wer also kurz vor Weihnachten mal wieder über den Tellerrand hinausblicken möchte, dem empfehlen wir das wirklich reich mit Fotos illustrierte Buch über die kleingestaltige Vielfalt unserer Wälder, vom Ameisenbuntkäfer bis zur Zweispitzwanze.
Wermelinger, Beat (2021): Insekten im Wald. Vielfalt, Funktionen und Bedeutung. 2. Auflage. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Bern, Stuttgart, Wien, Haupt Verlag. ISBN 978-3-258-08217-2
Bildquelle: (c)Dr. Beat Wermelinger - Buchcover "Inseskten im Wald", (c)Dr. Beat Wermelinger - Buchcover "Insekten im Wald"