Im Bayern gibt es gerade mal eine gute Handvoll Populationen an Steinböcken, insgesamt werden sie auf 800 Tiere geschätzt. Die urige, aufs Hochgebirge spezialisierte Art steht in Deutschland als potenziell gefährdet auf der Roten Liste, denn vor 150 Jahren war die Art nur einen Wimperschlag davon entfernt auszusterben. Mit viel Engagement wurden die letzen Exemplare streng geschützt und immer wieder Tiere in verschiedenen Bergstöcken ausgesetzt. Dort konnten sich die einzelnen Populationen erholen und gedeihen. Von Natur aus verbinden sie sich dann, indem junge Steinböcke dazwischen wandern. Doch das ist heute immer schwieriger. Die Täler sind dicht besiedelt und die Wanderwege von Straßen zerschnitten. Trotzdem machten sich auch in Bayern immer wieder junge Steinböcke auf – und wurden schnell aktenkundig. Denn immer, wenn sich ein Steinbock in tiefere Lagen wagte, wurde flugs ein Abschuss beantragt, denn Steinböcke sind Pflanzenfresser, und der Forst hat in solchen Fällen stets Angst um seine Bäume. So kam es nicht zu einem genetischen Austausch, statt dessen stieg die Inzucht in den kleinen Populationen. Am schlimmsten hat es die Population an der Benediktenwand im Landkreis Bad Tölz erwischt. Da lag es nahe, dass der Mensch helfend eingreift. Unter wissenschaftlicher Leitung wollte der Bayerische Jagdverband zusammen mit der Kreisgruppe Bad Tölz Steinböcke aus der Schweiz zur Blutauffrischung einsetzen. Doch was in der Fachwelt und von Naturschützern begrüßt wird, erfreut nicht jeden. Von AELF bis Ministerium wurden die Bemühungen der Jäger und Naturschützer immer wieder gebremst.
Nun lesen wir im Münchner Merkur von einer weiteren Steigerung: Der Leiter des Staatsforstbetriebs Bad Tölz, Rudolf Plochmann, meldetet Bedenken an. Schließlich würde ja eine gesunde und florierende Steinbock-Kolonie mehr Futter brauchen. Und das heißt für Forstmann Plochmann natürlich in erster Linie: “Verbiss”. Zudem würden mehr Steinböcke dann Gämsen und Hirschen in tieferliegende Zonen vertreiben. Nicht auszudenken, wenn schließlich sogar ein junger Steinbock selbst durch Wälder wandern würde!
Haben wir das jetzt also richtig verstanden, dass man lieber eine uralte Säugetierart aussterben lässt, als auch nur ein paar Flechten und Baumknospen einzubüßen? “Ich bin fassungslos”, so die Erste Vorsitzende von Wildes Bayern. “Es wäre sicher besser, wenn solche Forstbetriebsleiter in einem Garten, Gewächshaus oder einer Baumschule arbeiteten. Mit der Natur können sie jedenfalls offenbar nichts anfangen!”
Zum vollständigen Beitrag im Münchner Merkur kommt Ihr über diesen Link…
Bildquelle: (c)Dieter Streitmaier - vier Steinböcke